Ingolstadt
Lebende Tauben in Müllsack gesteckt

Tierquälerei an der Waldeysenstraße - Jungtiere sind mittlerweile wohlauf

27.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Tierschützerin Martina Oblinger mit den beiden Taubenjungen, die in einer Wohnanlage in der Waldeysenstraße in einem Müllsack gefunden wurden. Mittlerweile sind die Tiere putzmunter. Fotos: Brandl −Foto: Brandl, Michael, Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Eine aufmerksame Anwohnerin einer Wohnanlage an der Waldeysenstraße hat am Samstagabend zwei lebende Taubenjunge in einem Müllsack entdeckt. Die Frau wollte ihren Abfall in einem Container entsorgen, als sie bemerkte, dass sich in einem dort deponierten Plastiksack etwas bewegte.

So berichtet es Martina Oblinger von der Tierhilfe Jonathan dem DONAUKURIER. Die beiden etwa zweieinhalb Wochen alten Vögel sind mittlerweile bei ihr zur Pflege in ihrem Privathaus in Mändlfeld im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. "Ich war zuerst geschockt und dann stinksauer, weil man so etwas nicht macht", entrüstet sich die engagierte Tierfreundin noch drei Tage später. Sie vermutet, dass die Tiere von ihren Vogeleltern auf einem der Balkone in der riesigen Wohnanlage im Ingolstädter Norden ausgebrütet wurden, bis es dem betroffenen Mieter offenbar zu viel wurde und er sich des Problems auf diese Art entledigte. "Dabei kann man seinen Balkon doch mit einem Netz vor Tauben schützen", sagt Oblinger.

In der Tat scheint es öfter vorzukommen, dass Tauben in der Anlage brüten, wie Reaktionen auf den Fund auf der Seite der Tierhilfe Jonathan in einem sozialen Netzwerk zeigen. "Ich habe auch schon in der Waldeysenstraße gewohnt, und es ist so, dass die Tauben dort auf den Balkonen der Mieter nisten. Teilweise liegt das Gelege auch auf dem blanken Boden, wenn man das Nest entfernt. Ein Jahr hatte ich dort brüten lassen und leider wirklich viel Dreck. Gut wäre es, dort in der Nähe Nistplätze für Tauben anzubieten", schreibt beispielsweise eine Nutzerin. Andere kommentieren fassungslos: "Die Leute werden immer tierfeindlicher" und "Widerliche Menschheit".

Auch Oblinger kann nach solche Erlebnissen selbst nach vielen Jahren im Tierschutz nur den Kopf schütteln. Sie hat Anzeige bei der Polizei erstattet und 100 Euro Belohnung auf Hinweise, die zur Ergreifung des Tierquälers führen, ausgesetzt. In ihrer Freizeit kümmert sich die Ingolstädterin fast schon aufopferungsvoll um Fundtiere und verletzte Tiere, die ihr zukommen und arbeitet dafür auch eng mit Tierärzten und Tierschutzvereinen zusammen, wie sie erzählt. Gestern Mittag, während des Gesprächs mit dem DK, füttert sie gerade die Taubenjungen, die sich putzmunter zeigten.

Alleine im vergangenen Jahr habe sie 246 Tiere verpflegt und hochgepäppelt. "Alles neben der Arbeit", sagt sie. Derzeit sind bei ihr und ihrem Lebensgefährten unter anderem sechs Feldhasen, ein Buchfink mit gebrochenem Flügel und ein Schwan untergebracht. Sind die Tiere genesen, entlässt Oblinger sie wieder in die Natur. Die beiden Tauben, schätzt sie, werden bis dahin noch etwa vier Wochen brauchen. "Bis sie selbst fressen können und das Gefieder dichter ist", sagt sie.

"Ich versuche, Tieren zu helfen, weil die Menschen ihnen immer mehr Lebensraum nehmen", sagt Oblinger zu ihren Beweggründen. Dabei erhalte der von ihr gegründete Verein mit Sitz in Neuburg keine regelmäßigen öffentlichen Zuschüsse und sei deshalb auf Spenden angewiesen.

Wer die Tierhilfe Jonathan unterstützen möchte, kann sich unter der E-Mail-Adresse wittmann.tierhilfejonathan@t-online.de oder unter Telefon (0 84 31) 4 48 33 melden.