Ingolstadt
Leben und lernen

Die Fronhofer-Realschule feiert ihr 40-jähriges Bestehen die Schulkleidung ist ihr Markenzeichen

08.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:42 Uhr

Die Lehrer der ersten Stunde 1976 - damals noch in der Gnadenthal-Mädchenrealschule, wo der Unterricht der Fronhofer-Realschule stattfand, bis sie in das 1977 eingeweihte Schulzentrum Südwest umzog. Von links: Musiklehrer Franz Krammer, Dietlinde Heidrich, Rektor Erich Riedel und das Ehepaar Rainer und Silvia Funk mit Tochter Claudia. - Foto: Fronhofer-Realschule

Ingolstadt (DK) Die Fronhofer-Realschule wird 40 Jahre alt und feiert das Jubiläum am morgigen Freitag mit einem Festakt. Viele ehemalige Schüler erinnern sich gern an ihre Zeit dort.

Ein Vorwort erschien ihm offenbar zu banal. Realschulrektor Erwin Kunz entschied sich im Bericht über das Schuljahr 2000/2001 für "Visionen". Vom Geist der Utopie beseelt, drang der Beamte tief in die Traumwelten der bayerischen Kultusbürokratie ein: "Stellt Euch vor, die Schülerzahl unserer Schule wächst auf über 600 - und das Kultusministerium schreibt prompt die Stelle eines zweiten Stellvertreters aus!" Wirklich kaum zu glauben. Und der Chef der Fronhofer-Realschule entwarf für die Leser noch weitere kühne Visionen: "Stellt euch vor, an unserer Schule werden 22 Klassen geführt - und die Regierung von Oberbayern billigt dem Fronhofer-Sekretariat zwei volle Planstellen! Stellt euch vor, die Lehrerversorgung an unserer Schule ist so bemessen, dass kein Pflichtunterricht ausfallen muss und dass darüber hinaus auch noch Wahlunterricht angeboten werden kann! Stellt euch vor, das in der Not geborene Krisenmanagement einer Schule bewährt sich derart, dass es vom Kultusministerium auf Dauer bestätigt wird!"

An der Stelle drifteten Rektor Kunzes Visionen dann vollends ins Träumerische ab; denn im Jahr 2001 und darüber hinaus herrschte an Bayerns Realschulen ein dramatischer Personalmangel. Schuld war die R6-Reform, also die Erweiterung aller Realschulen von vier auf sechs Jahrgangsstufen. In der Fronhofer war es 1999 so weit. In der größten Not heckte man im Kultusministerium den verwegenen (und ganz schnell wieder begrabenen) Plan aus, Forstbeamte und Sachbearbeiter aus Wasserwirtschaftsämtern als Realschullehrer einzusetzen; ein Vorstoß, an den man heute in der Behörde an der Münchner Salvatorstraße nicht mehr so gerne erinnert wird.

Eine Vision des Erwin Kunz ist von der Realität längst überholt worden: Heute hat die Realschule im Schulzentrum Südwest rund 900 Schüler, und es sieht nicht danach aus, dass die Zahl demnächst wieder sinken wird. Stefan Winkelmeyr, Lehrer für Kunst und Deutsch, erklärt die Beliebtheit des Hauses so: "Wir haben ein breites Angebot über den Rahmen des Unterrichts hinaus, bei uns kann jeder Schüler viel mitnehmen." Das Fronhofer-Motto lautet dementsprechend "leben und lernen". Ein Markenzeichen sind die T-Shirts und Pullover mit dem FRI-Logo, die alle Schüler tragen müssen, was sie aber gerne tun; die meisten Lehrer greifen natürlich auch zur hauseigenen Kollektion. Die Schulkleidung stärke das Gemeinschaftsgefühl und verhindere Ausgrenzung, wenn Schüler keine teuren Marken tragen, sagt Silvia Retzer, seit 1990 an der Schule und seit zwei Jahren die Rektorin.

Als die Fronhofer-Realschule vor 40 Jahren gegründet wurde, zählte das Kollegium genau fünf Köpfe: Rektor Erich Riedel, das Ehepaar Rainer und Silvia Funk, Dietlinde Heidrich und Musiklehrer Franz Krammer. Die Pioniere wurden von den Kollegen aus der Gnadenthal-Realschule unterstützt, denn dort fand nach dem Start 1976 der Unterricht der neuen Schule statt; das Schulzentrum Südwest wurde im Jahr darauf eingeweiht. Die steigenden Schülerzahlen hatten zur Gründung der Realschule geführt, ebenso der Wunsch, in Ingolstadt eine gemischtgeschlechtliche staatliche Realschule zu bekommen, denn im privaten Gnadenthal lernen (bis heute) nur Mädchen, und in die Ickstatt-Realschule durften (damals) nur Knaben, wie man früher sagte.

1976 begann die Fronhofer-Realschule mit 110 Schülern, verteilt auf drei siebte Klassen. Silvia Retzers Blick zurück ist an der Stelle frei von Nostalgie. "110 Schüler in drei Klassen, das kann man sich heute nicht mehr vorstellen." Andere Zeiten.

Thomas Hofmann (kleines Foto) kam 1982 an die Fronhofer-Realschule, er wechselte vom Apian-Gymnasium gleich nebenan. "Ich war damals natürlich frustriert, dass ich das dort nicht geschafft habe." Aber die Atmosphäre in der Realschule und der Unterricht bauten den Jugendlichen schnell wieder auf, verhalfen ihm zu neuem Selbstbewusstsein, erzählt Hofmann, der sich heute als Elternbeirat engagiert. Deshalb kann er die Realschule im Allgemeinen und die Fronhofer im Besonderen nur empfehlen, und das tut er häufig, denn Hofmann, Abschlussjahrgang 1986, ist Berufsberater. "Ich erlebe es oft, dass Realschüler nach der zehnten Klasse etwas reifer sind als Gymnasiasten, weil sie eine lebensnähere Schulausbildung genossen haben. Auch auf dem Weg über die Realschule stehen einem wegen der Durchlässigkeit unseres Bildungssystems alle Möglichkeiten offen."

Hofmann hat dank der Fronhofer übrigens seine Frau kennengelernt. Einige Jahre nach der Mittleren Reife nahm er an einer Skifahrt teil, die frühere Klassenkameraden organisiert hatten. Weil noch ein Platz frei war, kam eine Zehntklässlerin aus der Fronhofer-Realschule spontan mit. So fing es an. Die Tochter der Hofmanns besucht - natürlich - die Fronhofer.