Denkendorf
Leben retten – ein schweres Ehrenamt

18.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

 

Denkendorf (DK) Sie helfen Menschen und retten Leben. Und das ehrenamtlich, mit einem Zeitaufwand, der durchaus einem Halbtagsjob gleichkommt. Der Denkendorfer Kommandant Manfred Felser und sein Stellvertreter Konrad Bauer geben einen beispielhaften Einblick in die Feuerwehrarbeit.

"Andere sammeln Briefmarken oder Modellautos. Mein Hobby ist, Menschen zu helfen", erklärt Konrad Bauer. Und Manfred Felser ergänzt: Die Tätigkeit sei sehr vielfältig, abwechslungsreich und verantwortungsvoll.

Neben den Übungen, für die stets neue Szenarien zur Schulung der Mannschaft auszudenken sind, hat der Kommandant die Aufgabe, die Feuerwehr zu verwalten, Einsatzberichte zu verfassen, Ansprechpartner für die Kosten diverser Anschaffungen sowie des Feuerwehrhauses zu sein. Ebenso wichtig ist, die Mannschaft bei "der Stange und bei Laune" zu halten. Zudem ist Felser für die mittlerweile sechs Ersatzdienstleistenden zuständig. Die Aufgabenbereiche zwischen ihm und seinem Stellvertreter sind klar abgegrenzt. Konrad Bauer betreut unter vielem anderem den sehr zeitintensiven Bereich der Atemschutzgeräteträger.
 

Felser selbst ist 1978 in die aktive Feuerwehr gekommen. Das noch heute in Betrieb stehende Fahrzeug HLF 16 wurde 1985 eingeführt. Die Zahl der Einsätze hat sich Felser zufolge seit 1985 aber nahezu verdoppelt – auf 99 im vergangenen Jahr.

An ihren ersten tragischen Einsatz können sich sowohl Konrad Bauer als auch Manfred Felser noch genau erinnern: Bei Manfred Felser war es ein tödlicher Verkehrsunfall eines jungen Mannes aus dem Gemeindebereich. Jeden Tag werde er an diesen Unfall erinnert, weil er täglich auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz am Straßenkreuz vorbeifahre, erzählt Felser. Er habe das, was er bis jetzt gesehen hat, gut verkraftet, stellt Konrad Bauer fest. Er leide nicht unter Schlaflosigkeit. "In der Regel ist der Fall abgeschlossen, wenn das Feuerwehrhaus verlassen wird." Schlimme Fälle aber, gibt er zu, "nimmt man unweigerlich mit nach Hause, muss die dort los werden".

Bei großen Unglücken gibt es noch an der Unfallstelle mit allen Rettungskräften eine Einsatznachbesprechung. Auch um abzuklären, was beim nächsten Einsatz optimiert werden kann. Nach jedem Einsatz setzen sich die Feuerwehrkameraden im Feuerwehrhaus zusammen und bereden den Einsatz, versuchen somit das Gesehene, das Gehörte loslassen zu können. Gerade in kleinen Gruppen, so Bauer, kämen schon mal Erinnerungen an vergangene Einsätze hoch.

Dabei haben die Feuerwehrler immer die Möglichkeit, die Dienste des Kriseninterventionsteams (KID) in Anspruch zu nehmen. Allerdings war laut Felser in Denkendorf noch kein so extrem belastender Einsatz dabei, der dies erforderlich machte. Sehr hilfreich sei es für die Feuerwehr, wenn bei tödlichen Verkehrsunfällen der Seelsorger und KID-Mitarbeiter Engelbert Erb vor Ort sei. Gemeinsam verabschiede man sich von dem Toten, spreche ein Gebet, lasse Ruhe einkehren. "Das hilft."

Von dem Moment, an dem der Piepser anschlägt, die Sirene heult, bis zur Rückkehr ins Feuerwehrhaus "ist man voller Adrenalin", sagt Felser. Man funktioniert, der Kopf ist ausgeschaltet. "Zumindest der Teil, der nachdenkt. Der Bereich, der handelt, der ist hellwach."

Besonders lange beschäftigte ihn der schwere Unfall bei Pondorf vom vergangenen Sommer, erklärt Felser. Aber auch an dem Tag, an dem ein "Personenschaden" im Tunnel abgearbeitet war und die Feuerwehrmänner gegen zwei Uhr morgens gerade auf dem Weg nach Hause waren, als der nächste schwere Unfall auf der Autobahn passierte, kam er, so erzählt Bauer, an seine Grenze. "Das ging absolut an die Substanz." Als er gegen fünf Uhr früh schließlich nach Hause kam, konnte er nicht schlafen. So dominant war der Blaulichtkreisel in seinem Kopf. Und um sechs Uhr rasselte der Wecker zur Arbeit. "Da spielt es keine Rolle, ob du die ganze Nacht über versucht hast, Leben zu retten."