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Leben am Limit

07.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Von wegen beschaulich und gemütlich. Wir Alteingesessene - ich sogar als Uralteingesessener - wissen: Das Dasein in Eichstätt ist eine ständige Herausforderung, Abenteuer pur, der Kampf ums nackte Überleben. Wir zittern schon beim bloßen Gedanken daran, beim Stoelzl in die hinteren Lagerkatakomben gebeten zu werden - wohl wissend, dass dort noch nie ein Mensch wieder herausgefunden hat.

Neuerdings ist uns auch schmerzlich bewusst, wie gefährlich es sein kann, mit eigenen Eierschachteln am Wochenmarkt aufzutauchen. Und vor allem stellen wir mit wachsendem Erschrecken fest, dass es unmöglich ist, über den Marktplatz zu huschen, ohne vom Lina Bert gepackt, zu einer Führung gezerrt und für den guten Zweck zur Kasse gebeten zu werden. Ja - Leben in Eichstätt bedeutet: Leben am Limit!

An eben jenem ist nun also unsere Standort-, Leerstands-, Einzelhandels-, Kultur-, Tourismus-, Altstadtfest-, Adventsmarkt-, Stadtmarketing-, Müll- und Mädchen-für-alles-Beauftragte Beate Michel angelangt, wie ich vor wenigen Tagen unserer Heimatzeitung entnehmen durfte. Offenbar hat sie nicht gewusst, auf was sie sich da eingelassen hat, als sie vom kleinen Mohnheim in die monströse Metropole Eichstätt gewechselt ist. In den Moloch, die City, that doesn't sleep - zumindest von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr (werktags).

Nun sitzt sie also in ihrem kleinen Büro in der Luitpoldstraße - unsere Beatwoman Michel - und dreht sich wie ein Brummkreisel. Gerade erst hat sie das Altstadtfest bravourös bewältigt - wobei hier, ganz unter uns, die größte Herausforderung darin liegt, beim Druckauftrag fürs Begleitheftl nicht versehentlich das Programm vom letzten Jahr zu erwischen. Obwohl - auffallen tät's eh keinem.

Nein, was zu viel ist, ist zu viel. Was soll sie denn noch alles tun, die Retterin der Stadt, die hoch gelobte Mischung aus Genialität und Professionalität? Vielleicht dem Stadtbaumeister zeigen, wie man den Rechenschieber richtig bedient? Oder sich dezent beim OB seinem Friseur danach erkundigen, welcher Tätigkeit er denn eigentlich hauptberuflich nachgeht? Mit ihrer Aura der Mühseligen und Beladenen scheint sie irgendwie die drängenden Probleme dieser Stadt wie ein Magnet an sich zu ziehen.

Aber, halte durch, möchte ich unserer Beate zuraunen. Wie hat schon Frank Sinatra in "New York, New York" gesungen, was sich eins zu eins auf Eichstätt ummünzen lässt? "Und da kannst du drauf wetten, Baby, wenn ich's dort schaffe, weißt du, dann schaffe ich's so ziemlich überall." In diesem Sinne...

Pfüat Gott, Dein

Schlossleutnant

Lorenz Krach