Pfaffenhofen
LBV nimmt Brachvogel unter die Fittiche

20.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Ein Brachvogelweibchen im Paartal. Der Schnabel ist noch länger als beim Männchen und verschafft dem weiblichen Geschlecht einen Vorteil beim Ausgraben von Würmern aus der Wiese.

Pfaffenhofen (PK) Er ist schon eine besondere Erscheinung, der Große Brachvogel, den der Landesbund für Vogelschutz jetzt in einem speziellen Projekt unter seine Fittiche genommen hat.

Sein Schnabel ist so lang und eigenartig abwärtsgebogen, dass man den Eindruck hat, er würde mehr stören als nützen. Der fast gänsegroße Vogel ist in Bayern sehr selten geworden, er hat Platz eins in der Roten Liste inne.

 
Das bedeutet, dass der Brachvogel unmittelbar vom Aussterben bedroht ist. In Oberbayern gab es 2006 noch 74 Brutpaare, mehr als zehn Prozent von ihnen kommen im Landkreis Pfaffenhofen vor. Im Bereich von Irsching, Rockolding, Freinhausen und im Feilenmoos leben noch zwischen zehn und 15 Brutpaare.

Der Brachvogel wird ungewöhnlich alt, nämlich bis zu 30 Jahre, und ist außergewöhnlich standorttreu. Auch wenn sein Lebensraum nachteilig verändert wird, kehrt er in jedem Frühjahr dorthin zurück. Nur mit der Brut klappt es dann nicht mehr und mit dem Wegsterben der Vögel verschwindet der Brachvogel dann für immer. Im Paartal, so hat der LBV beobachtet, ist es aber besser. Dort sitzen noch jedes Jahr die Altvögel auf den Eiern und gelegentlich sieht man auch ein paar Jungvögel. Jedes Jahr treten aber die gleichen Probleme auf. Bodenfeinde rauben die Eier, Jungvögel laufen auf die Straße und werden dort überfahren oder kommen bei der Mahd ums Leben. Die Kreisgruppe Pfaffenhofen des Landesbund für Vogelschutz ist nun angetreten, den Bruterfolg der Brachvögel im Paartal zu verbessern. An verschiedenen Stellen in Deutschland hat man solche Versuche schon unternommen. Eine Erkenntnis gilt inzwischen überall: Wenn man die Bodenfeinde nicht vom Nest fernhalten kann, braucht man mit dem Brachvogelschutz gar nicht erst zu beginnen.

Ein Sponsor finanzierte der LBV-Kreisgruppe die Anschaffung von drei Elektrozäunen, wie sie auch in der Schafhaltung verwendet werden. Diese Zäune haben als Kreis einen Durchmesser von 50 Metern. Nach vielen Stunden Beobachtung durch eine Anzahl von Naturschützern wurden mit dem Fernglas mehrere Gelege in den Wiesen gefunden. Drei Zäune stehen inzwischen seit etwa drei Wochen im Paartal. Bei allen sitzt mitten drin ein Brachvogel auf seinem Gelege. Leider hat sich in einem der Zäune kürzlich ein Rehbock verfangen (PK berichtete).

Die Zäune stehen noch weitere zwei Wochen und werden dann abgebaut. Dann schlüpfen die jungen Brachvögel. Die werden von ihren Eltern durch die Wiesen geführt und kehren nicht mehr zum Nest zurück. Die Zäune würden dann nur stören.

Deutschlandweit hat man ermittelt, dass nur weniger als zehn Prozent der geschlüpften Brachvögel flügge werden. Die Landwirte haben sehr viel Verständnis für die Schutzmaßnahmen des LBV. Sie haben ohne Ausnahme ihre Zustimmung zum Aufbau der Zäune auf ihren Wiesen gegeben und in mehreren Fällen auf die erste Mahd verzichtet.

Professor Hans-Joachim Leppelsack, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Pfaffenhofen, hat eine dringende Bitte: "Bitte gehen Sie nicht auf eigene Faust auf die Suche nach den Brachvögeln und vor allen Dingen laufen Sie nicht in die Wiesen". Wer die Brachvögel beobachten will, kann unter (0 84 41) 49 27 27 anrufen und der LBV vermittelt ein Treffen mit Vogelbeobachtern, die die Tiere aus sicherer Distanz vom Auto aus zeigen." Professor Leppelsack: "In zwei Monaten wissen wir, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Dann werden hoffentlich einige junge Brachvögel aus dem Paartal ins Winterquartier nach Afrika fliegen".