Ingolstadt
Lautlos unterm Hallendach

Am Wochenende fanden in Ingolstadt die Deutschen Meisterschaften im Saalflug statt

23.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr
Valentin aus München mit einem seiner Modelle. Er wurde Juniorenmeister seiner Klasse. −Foto: Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Lautlos wie Libellen schweben sie durch die Halle und ziehen dabei elegant ihre Kreise.

Was sich hier fast schon graziös anmutend durch die Luft bewegt, ist federleicht. Höchstens 4,5 Gramm wiegen die fragilen Modellflieger aus Balsaholz. Ihre Tragflächen sind mit einer hauchdünnen Spezialfolie bespannt.

Saalflug oder Hallenfliegen nennt sich der filigrane Sport. Am Wochenende fanden in der Turnhalle des Schulzentrums Südwest die Deutschen Meisterschaften in verschiedenen Kategorien statt. Eine weitverbreitete Sportart ist die Variante des Modellflugs nicht gerade. Und doch befinden sich unter den rund 25 Teilnehmern viele Nachwuchsleute. Die erfreuen sich nicht nur am ästhetischen Anblick der leicht dahin schwebenden Flieger. Sie interessieren sich vielmehr für die aerodynamischen Fähigkeiten ihrer selbst gebauten und oft sogar in Eigenregie konstruierten Fluggeräte. Bei der Meisterschaft geht es schließlich darum, welches Modell sich am längsten in der Luft hält, ohne dabei gegen die Wand zu stoßen. Dafür ist die richtige Technik und Auswahl des Materials sowie eine gute Vorbereitung gefragt.

Ein Geheimnis liegt im Gummi. Er treibt den Propeller an und wird vor dem Start an einer eigens dafür angefertigten Apparatur wie ein Laufwerk aufgezogen. 2000 bis 3000 Mal windet sich das elastische Bändchen dabei um sich selbst. Das genügt für Flugzeiten zwischen vier und elf Minuten - je nach Größe des Modells. Für die Teilnehmer sei die Qualität der Gummis, die aus einer speziellen Kautschukmischung bestehen, ein entscheidendes Kriterium, heißt es. Auf die richtige Wahl werde daher besonderer Wert gelegt.

Was Valentin (15) aus München - er wurde Deutscher Juniorenmeister in der Klasse TH 30 - an dem Hobby gefällt? "Man benötigt Ahnung von Physik, kann viel verändern und muss auf Kleinigkeiten achten", sagt er. An seinen Modellen habe er schon Variationen am Rumpf, dem Leitwerk und den Tragflächen vorgenommen.

Er sowie der zwölfjährige Nils und die 14-jährige Isabel haben durch einen Workshop in der Flugwerft in Oberschleißheim am Saalflug Gefallen gefunden. Dort unterrichtet der Münchner Heinrich Eder junge Leute im Flugzeugmodellbau und gibt sein langjähriges Wissen weiter. Der 74-jährige Physiker beschäftigt sich seit seinem elften Lebensjahr mit dem Sport und hat darüber ein Buch geschrieben. Eine Herausforderung sei, den Nachwuchs bei der Stange zu halten. "Denn gerade am Anfang gibt es Misserfolge beim Konstruieren und Einsatz der Modelle", sagt er. Für ihn sei das Hobby vor allem geeignet, die eigenen feinmotorischen Fähigkeiten zu erkennen und weiterzuentwickeln. "Gerade bei Jugendlichen, die sonst nur die Computertasten drücken", so Eder. Dazu sei es nicht besonders teuer. Bausätze gebe es schon ab 25 Euro.

Allerdings fehle es an geeigneten Hallen, weiß Günther Bergmeier vom Mitausrichter der Meisterschaft, dem Modellflugclub Ingolstadt. "Man benötigt eine möglichst durchgehende glatte Decke, damit der Flieger sich nicht verfängt", sagt er. Das sei in dieser Turnhalle zumindest halbwegs gegeben.