Ingolstadt
"Lasst es sein!"

Der Pfaffenhofener Volker Bergmeister sitzt in der Jury für den Grimme-Preis und plädiert dafür, die Sendung einzustellen

02.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:05 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Pfaffenhofener Kabarettist Volker Bergmeister (Foto) sitzt seit 20 Jahren in der Jury des Grimme-Preises, mit dem besonders gute Fernsehsendungen ausgezeichnet werden. Unser Redakteur Sebastian Peterhans hat mit ihm darüber gesprochen, ob es eine Zukunft für die Sendung „Wetten, dass..“ gibt.Herr Bergmeister, haben Sie in letzter Zeit „Wetten, dass..“ geschaut?Volker Bergmeister: Ab und zu beruflich.

Früher gerne auch privat, in den letzten Jahren jedoch nicht mehr so. Aber als Fernseh-Kritiker muss man sich die Sendung gelegentlich schon anschauen, um die Entwicklung zu sehen. Aber die Einschaltquoten gingen ja zuletzt immer mehr zurück.

Zu Recht?

Bergmeister: Natürlich ist die Zeit der ganz großen Samstagabend-Shows vorbei, die teilweise bis zu 15 Millionen Menschen vor den Fernseher lockten. Zuletzt lief die Sendung auch ein wenig holperig. Die Wetten waren nicht mehr so spektakulär und die großen US-Stars kamen deutlich erkennbar nur, um ihre Filme oder Ähnliches vorzustellen.

Ist „Wetten, dass..“ also überholt?

Bergmeister: Überholt würde ich nicht sagen. Es ist ein Segment von vielen geworden. Früher gab es nur die eine Show. „Wetten, dass..“ ist inzwischen eher etwas für das betagtere Publikum. Die Castingshows sind dagegen mehr was für die Jüngeren.

Haben es die Macher verpasst, die Sendung für jüngere Zuschauer attraktiv zu machen?

Bergmeister: Man muss ja nicht zurückblicken und schauen, was man vielleicht verpasst hat. Man kann es ja immer noch korrigieren. Es gibt verschiedene Varianten. Entweder man lässt es ganz, was ich eigentlich bevorzugen würde. Oder man sagt, man macht einen Schnitt und wendet sich mit einem etwas anderen Konzept einfach einem anderen Publikum zu.

Es wäre also gescheiter, die Sendung sterben zu lassen?

Bergmeister: Schon als Gottschalk im Februar verkündet hat, dass er aufhört, habe ich gedacht: Dann lasst es sein! Es war eine super Show, aber es war auch die Show von Thomas Gottschalk. Wenn es weitergehen soll, dann nur mit einem neuen Konzept.

Wie könnte das aussehen?

Bergmeister: Man müsste ein komplettes Show-Lifting machen. Eine Sendung, die auch jüngere Zuschauer anspricht. Vielleicht nicht so groß – man braucht keine amerikanischen Gäste. Man nimmt die Wetten in den Mittelpunkt. Und da gäbe es auch ein sehr junges und frisches Duo, das so eine Show moderieren könnte. Nämlich Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Denen würde ich das zutrauen.

Aber wäre so eine stark umgemodelte Sendung dann wirklich noch „Wetten, dass..“?

Bergmeister: Wie man es dann nennt, ob es wirklich noch „Wetten, dass..“ heißen soll, oder ob man die Wetten als Grundstruktur nimmt und drum herum etwas baut, das ist dann Sache des ZDF. Aber ich glaube, irgendwas muss passieren. In dieser Form kann ich mir nicht vorstellen, dass „Wetten, dass..“ überhaupt noch Erfolg haben kann.

Mal abgesehen von Joko und Klaas – kann sonst niemand „Wetten, dass..“ moderieren?

Bergmeister: Da gibt es sicher den ein oder anderen. Das Problem bei dieser Sendung ist, dass Gottschalk die Latte sehr hoch gehängt hat. Daher war klar, dass die Großen sagen: Das mach’ ich nicht, da kann ich nur verlieren. Gottschalk ist „Wetten, dass..? gewesen und alles, was danach kommt, wird sich sehr sehr schwer tun.

Kommt Gottschalks Abschied zur rechten Zeit? Er wurde ja zuletzt oft kritisiert?

Bergmeister: Ich muss mich outen: Ich bin ein absoluter Gottschalk-Fan. Und das seit Jahrzehnten. Er ist einer der wenigen, der Live-Fernsehen macht. Er macht alles aus dem Bauch heraus, ohne dass er sich über einen Knopf im Ohr sagen lässt, wie er auf etwas reagieren soll. Ich sage da: Hut ab!

Was wünschen Sie ihm für seine letzte Sendung?

Bergmeister: Das ist schwierig. Aber ich denke, er soll es so machen, wie die 150 Mal davor.