Beilngries
"Langfristig werden wir wieder durchstarten"

Beim Symphonischen Blasorchester Beilngries dauert die Corona-Zwangspause noch an - Herbstkonzert in der Schwebe

16.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Bis das Symphonische Blasorchester wieder vor solch großen Menschenmassen auftreten kann, wird es wohl noch einige Zeit dauern. −Foto: Adam (Archiv)

Beilngries - Das Zauberwort heißt für alle: Motivation. Motivation für stundenlanges Proben auch schwieriger Stücke oder für ungeliebtes Tonleitern üben. Motivation dafür, möglichst täglich mit Freude und Eifer sein Instrument zur Hand zu nehmen und zu spielen.

 

Diese Motivation gibt es normalerweise in Fülle durch regelmäßige Auftritte, durch persönliche Erfolge im Zusammenspiel, durch den Applaus des begeisterten Publikums oder auch durch anerkennende Zustimmung des Dirigenten. Nur heuer war alles anders. Beim Symphonischen Blasorchester Beilngries war es für die Orchesterleiter Hans Haas beim Hauptorchester, Regina Hausner beim Jugendorchester sowie Michael Haas und Sara Wheeler von den Kleinen Musikern schwer, ihre Musiker zu erreichen. Die letzte Probe war Mitte März. Seitdem - Pause.

 

Den größten Motivationsschub bekamen in diesen stillen Monaten die Kleinsten: Michael Haas und Sara Wheeler haben sich lange überlegt, wie sie ihre Schützlinge auch in Corona-Zeiten erreichen können. Möglich machte das schließlich ein technischer Bravourakt: "Wir haben ein Stück gewählt, das wir bereits geübt hatten, den Flower Cup Song. Sara und ich haben den dann gespielt und aufgenommen, an die Kinder und Jugendlichen geschickt. Jeder konnte dazu daheim mit seinem Instrument - und möglichst dem Kopfhörer auf den Ohren, damit der Rhythmus und das Tempo passten - das Stück spielen und sich dabei dann aufnehmen. Wir haben alle Dateien erhalten und zusammengefügt. Da wir keine Flötenstimme haben derzeit, hat das Sara übernommen - und ich habe, als Gag sozusagen, in dem Video dazu dirigiert", erklärt Michael Haas. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn zum einen waren Haas und Wheeler überrascht, wie perfekt das distanzierte Zusammenspiel klappte, und zum anderen waren natürlich alle Beteiligten stolz auf das Endergebnis. Das so entstandene Video ist mittlerweile auf Youtube unter dem Link www.youtube.com/watch?v=QDqNfDG4_8Q zu bewundern. Regelmäßige Proben wird es allerdings bei den Kleinen Musikern auch in nächster Zeit noch nicht geben. "Wir passen uns da dem Haupt- und Jugendorchester an. Die Vorgaben sind mit so vielen Schwierigkeiten verbunden, dass es zu viel Verantwortung und Aufwand wären", sagt Michael Haas.

 

Dieser Meinung ist auch sein Vater, Hans Haas, der das Hauptorchester leitet. "Wir sind rund 60 Musiker. Die konnte ich nicht alle regelmäßig erreichen. Ein paar Stücke habe ich zwar an alle Orchestermitglieder geschickt, damit alle in Übung bleiben, aber letztendlich ist es die Entscheidung jedes Musikers selbst, ob und wie viel er übt", sagt Haas senior. Auch jetzt sehe er keine Chance, die Vorgaben für gemeinsame Proben zu erfüllen, bedauert er. Die geltenden Lockerungsvorgaben hat der Nordbayerische Musikbund auf seinen Seiten zusammengestellt. Im Wesentlichen heißt es dort, dass höchstens zehn Personen, einschließlich musikalischer Leiter, gemeinsam proben dürfen. Der Mindestabstand beträgt bei Blasinstrumenten drei Meter, Dirigent und Schlagzeuger müssen Mund-Nase-Maske tragen. Zahlreiche weitere Vorgaben und erschwerte Bedingungen bei Blasinstrumenten, bei denen beispielsweise das Kondensat mit Einmaltüchern aufgefangen werden und in geschlossenen Behältern entsorgt werden müssen, lassen Haas abwinken. "Wir müssen einfach noch abwarten, wie sich alles entwickelt." Das ist besonders bedauerlich, weil auch Konzerte bereits abgesagt werden mussten, wie das Picknick-Konzert im Sulzpark oder das Kaffee-Konzert, auf das sich vor allem das Jugendorchester mit Leiterin Regina Hausner gefreut hatte. "Es wäre zu einer kleinen Jubiläumsfeier für uns gestaltet worden, weil wir heuer das 15-jährige Bestehen haben", verrät Hausner. In den vergangenen Monaten hat sie sich ab und zu zum Zoom-Call mit den Kindern getroffen. Aber auch sie lässt die Probenarbeit noch weiter ruhen, weil gerade mit Kindern und Jugendlichen die umfangreichen Vorgaben kaum erfüllbar seien. Auf 2021 verschoben wurde ein Konzert am Kirchplatz, das gemeinsam mit einem Orchester aus Germering unter dem Titel "Beethoven bewegt" geplant war und vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen werden sollte.

Mit Bangen blicken nun alle auf das traditionelle Herbstkonzert. Ob und wie es stattfinden kann, ist offen. "Es ist auf alle Fälle eine Großveranstaltung, regelmäßig kamen da um die 1000 Besucher. In dieser Form wird es schwierig werden", befürchtet Hans Haas. Seine Gedanken dazu sind auch: "Selbst wenn es stattfinden kann, wir brauchen vorher natürlich Zeit für Proben. Von Null auf Hundert können wir nicht starten." Optimistisch gibt er sich dennoch: "Wir haben ein vielfältiges, gut geprobtes Repertoire, das die Leute mögen. Musizieren hat ja auch viel mit Spaß und Spannung zu tun. Das haben wir alle nicht verloren. Langfristig werden wir wieder durchstarten."

DK