Vohburg
"Lang war’n die Jahre, schwer war der Beruf"

30.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

"Servus, mach’s guat": Mit diesem schönen bayerischen Gruß verabschiedeten Lehrer, Schüler, Eltern und Verwaltung ihren Chef. Gemeinsam mit den Erstklässlern freuten sich (von links) Martin Schmid, die neue Rektorin Elisabeth Bachmeier, die bisherige Konrektorin Birgit Schmittlein, die Rektorin in Manching wird, Hildegard und Norbert Haas sowie Schulamtsdirektor Vitus Schwärzer. - Foto: Pehl

Vohburg (DK) Der schönste der vielen Abschiedsgrüße kam wohl vom Schulchor mit der Klasse 3a. "Da sprach der alte Häuptling unserer Schule: Lang war’n die Jahre, schwer war der Beruf", sangen die Kinder – frei nach Gus Backus – zum Abschied von Rektor Norbert Haas. Ein Vierteljahrhundert hat der 64-Jährige die Volksschule Vohburg geleitet. Am Freitag übergab er als letzte Amtshandlung seinen Schlüssel an seine Nachfolgerin Elisabeth Bachmeier.

Insgesamt 39 Jahre lang war Haas Lehrer, davon fast die gesamte Zeit – bis auf vier Jahre als Konrektor in Münchsmünster – in Vohburg. Seine humorvolle, selbstironische und manchmal auch nachdenklich stimmende Abschiedsrede in der vollbesetzten Aula der Schule Vohburg eröffnete er mit einem Zitat des Theologen Dietrich Bonhoeffer: "Im normalen Leben wird einem oft gar nicht bewusst, dass der Mensch überhaupt unendlich mehr viel mehr empfängt, als er gibt, und dass Dankbarkeit das Leben erst reich macht".

 
Haas erinnerte an die vielen guten und auch an einige weniger schöne Kapitel in seiner schulischen Laufbahn und räumte ein, dass ihm Schüler und Lehrerkollegium künftig doch etwas fehlen werden. Zugleich warnte er vor der "drohenden Gefahr, dass Schule nur noch als Kinderbewahranstalt gesehen wird."

Schulamtsdirektor Vitus Schwärzer erinnerte an die Stationen in Haas Laufbahn und an die schulischen Fortbildungen. Wie Schwärzer betonte, habe Haas "mit großem Engagement die Städtepartnerschaft Vohburg-Clermont schulisch mit Leben erfüllt". Er lobte dessen Geradlinigkeit und Durchsetzungsvermögen sowie dessen Aufgeschlossenheit für Neuerungen, aber nur, wenn er davon überzeugt gewesen sei.

"Die Erziehung junger Menschen ist eine erfüllende Aufgabe und kein Schreibtischjob", sagte Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid. Während früher die reine Wissensvermittlung im Vordergrund gestanden hätte, gehe es heute darum, dass "die Kinder das Lernen lernen". Haas habe Begabungen gefördert und Weichen gestellt. Mit rund 600 Schülern sei Vohburg immer noch die größte Grund- und Hauptschule im Landkreis Pfaffenhofen – im Jahr 1972 waren es noch über 900. Schmid erinnerte an die Einführung des M-Zugs im Jahr 2000 und der Ganztagsschule im Jahr 2006 und wies darauf hin, dass Vohburg im kommenden Jahr mit Münchsmünster, Geisenfeld, Ernsgaden und Manching eine Mittelschule bilden werde.

Verabschiedet wurde Haas aber nicht nur von Bürgermeister und Schulrat, sondern natürlich auch von den Schülern, die neben Liedern auch Hip-Hop und Modern Dance sowie eine "Kaninchen-Polka" vorführten. Bemerkenswert war der Auftritt von Nicole Ostermann: Die Drittklässlerin spielte ein Thema mit Variationen von Paganini auf der Geige.

Die Lehrer wollten da nicht nachstehen und verabschiedeten ihren Rektor auf höchst amüsante Weise. So sang der Lehrerchor das Lied vom Vohburger Rektor, während fünf Lehrerinnen die Hobbys und Vorliegen von Haas (unter anderem kochen, Karten spielen, heimwerken oder Rad fahren) aufs Korn nahmen.

Während Haas in Pension geht, verlässt Konrektorin Birgit Schmittlein die Vohburger Schule nach sechs Jahren, um die Stelle einer Rektorin an der Hauptschule in Manching anzutreten. Ihr bisheriger Chef bezeichnete sie als einen "Glücksgriff" für die Schule in Vohburg. Neuer 1. Konrektor in Vohburg wird Volker Blum, 2. Konrektorin bleibt Brigitte Schebitz.