München
Landwirtschaft von ihrer schönsten Seite

Beim ZLF in München bekommen die Besucher rund 800 ausgewählte Tiere und die modernsten Maschinen zu sehen

28.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:01 Uhr
Der junge David beobachtet auf der Theresienwiese in München die Zitzen eines künstlichen Euters, an dem das Melken geübt werden kann. −Foto: Maja Hitij (dapd)

München (DK) Das Festzelt auf dem südlichen Teil der Münchner Theresienwiese ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt, und trotzdem können sich die Gäste bei Maß und Hendl noch unterhalten. Es ist irgendwie ein angenehmer Kontrast zu dem lauten und hektischen Gedränge ein paar Meter weiter nördlich. Das Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) des Bauernverbandes gehört alle vier Jahre zur Wiesn dazu, und ist doch etwas ganz Eigenes. Ein Stück Landleben mitten in der Stadt.

An diesem Wochenende geht das 125. Jubiläumsfest zu Ende, heute Abend mit einer großen „Festnacht für Landleit und Stoderer“ und morgen Nachmittag mit dem großen Finale, einem Pferdezug mit historischen Gespannen. Zur Halbzeit zählte das Jubiläums-ZLF bereits 250 000 Besucher.

Seit dem ersten Oktoberfest 1810 gehört auch das Landwirtschaftsfest mit dazu, seit 1996 jedes vierte Jahr. Mittelpunkt in diesem Jahr ist eine begehbare, hölzerne Weltkugel. Landwirtschaft funktioniert global und ökologisch, das wollen die Verantwortlichen des Bayerischen Bauernverbandes den Gästen präsentieren, „LebensMittelPunkt Landwirtschaft“ heißt deshalb auch das offizielle Motto. Aber es soll auch eine Demonstration der Leistungsfähigkeit sein, mit zahlreichen Ausstellungen rund um Maschinen und Technik, vom automatischen Holzspalter bis zum neuesten Melkroboter. Insgesamt zehn Hallen und eine Freifläche von über 50 000 Quadratmetern gibt es heuer auf dem ZLF.

Größter Besuchermagnet ist zweifellos das Tierzelt. Rund 800 Tiere sind hier hautnah zu bestaunen, Schweine und Rinder, Kaninchen und Küken, ein Bienenvolk und Lamas. Und natürlich der ganze Stolz der bayerischen Rinderzüchter. Dazu gehört unter anderem auch Pegasus. Der 1200-Kilo-Koloss sitzt gemütlich im Stroh und lässt sich von Züchter Martin Siebler vom Gut Romenthal bei Dießen am Ammersee sein weißes Fell bürsten. Pegasus ist ein Charolais-Stier und Sieblers erfolgreichster Zuchtbulle. Zum ersten Mal hat er ihn mit auf das ZLF gebracht, um mit Pegasus beim Preisrichten der Rinder teilzunehmen, einer Art Model-Wettbewerb für Tiere. Die Paraden der Rinder, Schweine, Schafe und Pferde auf dem „Großen Ring“ vor einer Zuschauertribüne sind der Höhepunkt jeden Tag auf dem ZLF. Siebler hat Pegasus mehrere Wochen auf die Auftritte vorbereitet. „Wir haben im Stall einen CD-Player aufgestellt und ihm jeden Tag Blasmusik vorgespielt, damit er sich an die Atmosphäre hier gewöhnt und ruhig bleibt.“

120 Zuchtbullen und Milchkühe schreiten in das sandige Rondell und präsentieren sich den Zuschauern. Maximilian Putz, der Kommentator der Tierschau, spricht von „enormen Milchleistungen“, welche die Tiere vollbringen würden, und weist die Zuschauer auf „straffe, hochsitzende Euter“ bei den Milchkühen hin, die den Erfolg der bayerischen Rinderzüchter untermauern würden. Die Zuschauer auf der Tribüne spenden reichlich Applaus, für den Nicht-Landwirt sind die begeisterten Ausführungen von Putz oft ein Grund zum Schmunzeln. Für Stier Pegasus gibt es ebenfalls Applaus, auch wenn die Preisrichter ihn nur auf Platz zwei in seiner Rasse wählen. Danach können die Besucher im Tierzelt die Sieger aus der Nähe bestaunen, und es wagen, den einen oder anderen zu streicheln. „Die Tiere hier sind alle sehr ruhig und friedlich, sonst könnte man mit ihnen gar nicht hierher kommen“, sagt Züchter Siebler.

Die erfolgreichsten Züchter und Jungzüchter werden heute Nachmittag von Ministerpräsident Horst Seehofer ausgezeichnet. Der morgige Tag steht im Zeichen der Welternährung und beginnt mit einem großen Erntedankfest. Dabei werden alle Züchter mit ihren Tieren noch einmal in den Großen Ring einziehen. Im nächsten Jahr muss das ZLF wieder Platz machen für die „Oide Wiesn“. 2016 aber wird während der ersten Wiesn-Woche das Landleben wieder Einzug halten auf dem südlichen Teil der Theresienwiese.