Hilpoltstein
Landkreissüden als sicheres Pflaster

Zahl der Straftaten in Greding, Thalmässing, Hilpoltstein, Heideck und Allersberg stark unter bayernweitem Schnitt

15.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:23 Uhr
Als Aufpasser am Rothsee war die Polizei im vergangenen Jahr unterwegs: Insgesamt sind im Coronajahr 2020 im Bereich der Inspektion Hilpoltstein 118 Verstöße nach der Infektionsschutzverordnung an das Landratsamt gemeldet worden. −Foto: Kofer

Hilpoltstein/Greding - Die Polizei in Hilpoltstein hat die aktuelle Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2020 vorgelegt: Die Zahl der Straftaten ist - wie man vielleicht in einem Jahr mit vielen Lockdowns und einem Herunterfahren des öffentlichen Lebens hätte erwarten können - nicht gesunken, sondern gestiegen.

Und zwar um 8,8 Prozent. Das leichte Plus ist vor allem mit Körperverletzungen und Beleidigungen begründet.

Matthias Stößl, Chef der Hilpoltsteiner Polizeiinspektion (PI), betont aber, dass die "Kriminalitätsbelastung" in seinem Zuständigkeitsbereich um die Hälfte niedriger liegt als im bayernweiten Vergleich. Das lässt sich an der Häufigkeitszahl ablesen, die Einwohnerzahlen in Relation setzt. Berechnet wird die Zahl der Straftaten pro 100000 Einwohner.

Im Bereich der PI Hilpoltstein lag diese Zahl bei nur 1945, in Bayern bei 4291. Und wenn man den Zehnjahresschnitt betrachtet, liegt die aktuelle absolute Zahl der Straftaten im Raum Hilpoltstein mit minus 13,3 Prozent weit unter dem Durchschnitt von 878 Delikten pro Jahr. Man könne sich also sicher fühlen.

Zuständig ist die Polizeiinspektion für Hilpoltstein, Allersberg, Greding, Heideck und Thalmässing. Im vergangenen Jahr sind insgesamt 761 Delikte registriert worden, am meisten in Hilpoltstein (320 Straftaten), gefolgt von Allersberg (191), Greding (131), Heideck (62) und Thalmässing (57).

Warum die Zahlen in Hilpoltstein am höchsten sind, kann Stößl nicht eindeutig sagen: "In Hilpoltstein ist einfach mehr los, also passiert auch mehr", könnte eine Erklärung sein. Zum anderen könnte auch das Dunkelfeld in anderen Gemeinden höher sein, "aber das ist reine Spekulation". Fakt ist jedenfalls, dass in Hilpoltstein die meisten Straftaten verübt worden sind. Die Beamten haben 506 dieser Taten aufgeklärt, was einer Quote von 66,5 Prozent entspricht. Von den 421 Tatverdächtigen waren 93 - also rund 22 Prozent - weiblich.

Stößls Stellvertreter Siegfried Frauenschläger hat sich die Mühe gemacht, in der Statistik ausgewählte Delikte aufzuschlüsseln. Die Zahl der Körperverletzungen hat im Vergleich zu 2020 um 25 Prozent zugenommen (von 92 auf 115). Ein Grund dafür sind Schlägereien bei diversen Faschingsveranstaltungen in Thalmässing und Allersberg. Hier kam es zu insgesamt 13 Vorfällen, bei denen durchwegs Alkohol eine prominente Rolle spielte. Verdoppelt habe sich auch die Zahl der Beleidigungen (von 27 auf 54). "Wir können uns das nicht erklären", stellt Stößl fest, "aber das ist schon ein Gradmesser in der Gesellschaft. "

Erkennbar erhöht hat sich die häusliche Gewalt: "Meist sind die Frauen die Leidtragenden", erklärt Stößl. Allerdings richteten sich vier der Anzeigen auch gegen Frauen. Welche Schicksale hinter den nackten Zahlen stehen, lässt sich nur erahnen: Hat die Polizei Hilpoltstein 2019 noch 17 Vorfälle registriert, waren es im vergangenen Jahr 25.

Aber auch hier ist zu beobachten, dass in den Jahren 2017 und 2018 die Zahlen noch höher lagen. "Ein signifikanter Einfluss der Ausgangsbeschränkungen im Jahr 2020 auf die Fälle von häuslicher Gewalt scheint somit nicht gegeben", heißt es in der Statistik. Was es für die Betroffenen nicht leichter macht. "Das ist eine Deliktsform, die schweres Leid verursacht", unterstreicht der Polizeichef Stößl.

Deutlich gesunken ist hingegen die Zahl der Diebstähle, vor allem schwere Formen. Ein Tathergang war besonders auffällig: Von den 120 Fällen "ohne erschwerende Umstände" hat die Polizei alleine 38 einem 33-jährigen polnischen Staatsbürger angelastet. Im Zuge seiner Tätigkeit als Postzusteller in Hilpoltstein hatte der Mann Pakete geöffnet und daraus Ware entwendet.

Leicht abgefallen ist die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren, ihr Anteil beträgt 24,2 Prozent. Gestiegen ist hingegen der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen - von 19,1 auf 24,2 Prozent. Allerdings wird nicht unterschieden, ob es sich um Menschen handelt, die hier wohnen, Zuwanderer sind oder nur auf Durchreise waren. Der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an der Gesamtkriminalität betrug nur 6,6 Prozent, elf von ihnen wurden wegen Körperverletzung aktenkundig.

Dabei handelte es sich ausschließlich um Handgreiflichkeiten der Zuwanderer untereinander, die sich in oder an ihren Unterkünften in die Haare bekommen hatten. Zudem gab es drei Fälle wegen ausländerrechtlicher Verstöße. Und nur einmal musste die Polizei eine Anzeige wegen Ladendiebstahls bearbeiten. "Folglich besteht weiterhin kein Anlass zur Sorge, dass mit der gestiegenen Anzahl der Flüchtlinge eine deutlich höhere Kriminalitätsbelastung einher- geht", so Stößl. "Dies kann zumindest für den Dienstbereich der PI Hilpoltstein eindeutig entkräftet werden. "

Extra ausgewiesen in der Statistik hat Frauenschläger die Wohnungseinbrüche. Sie sanken von acht auf sechs und liegen damit weiterhin deutlich unter dem Zehnjahresschnitt von 15 Delikten. Allerdings konnten nur in einem Fall die Einbrecher ermittelt werden, ein Tipp aus der Nachbarschaft hatte zur Festnahme geführt.

Keinen Halt vor den Landkreisbürgern macht der sogenannte Callcenter-Betrug. Insgesamt kam es zu 16 Anrufen, die Kriminellen wollten ihren Opfer Geld abluchsen, indem sie sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu Bargeldübergaben oder Überweisungen verleiteten. Tatsächlich floss in vier Fällen Geld, der Schaden für die Opfer beträgt mehr als 7000 Euro. Die Gesamtsumme aller Diebstahls- und Vermögensdelikte beziffert die Polizei auf mehr als eine halbe Million Euro.

Einen immer größeren Raum nimmt das Cybercrime ein, der englische Begriff für Computerkriminalität. Darunter fallen das Ausspähen von Daten, Betrug im Zusammenhang von Online-Handel und Sozialen Netzwerken, Identitätsdiebstahl, Computersicherheit und Abofallen. Hier hat die Polizei Hilpoltstein 133 Strafanzeigen entgegengenommen. Der Gesamtschaden für die Opfer betrug mehr als 43000 Euro.

Das Coronajahr 2020 schlägt sich in Form von Verstößen nach der Infektionsschutzverordnung nieder. Hier zählte die Hilpoltsteiner Polizei 118 Fälle, allein 85 im Zeitraum von März bis Mai. Meist handelte es sich um unerlaubte Zusammenkünfte mehrerer Menschen, "große Feiern hatten wir aber nicht", betont Stößl. Zudem hatten sich einige nicht an die geltenden Ausgangsbeschränkungen oder an die über sie verhängte Quarantäne gehalten.

HK

Monika Meyer