Neuburg
Landkreis-Lebenshilfe versucht Neuanfang

Neuer Vorstand mit Peter Wiedemann gewählt – Jackisch beklagt "Vernichtungsfeldzug"

10.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:00 Uhr

Die „rote Karte“ zeigte die Lebenshilfe-Versammlung nur ein einziges Mal. Die Vorstandschaft wurde noch nicht entlastet. Mit Peter Wiedemann (links) als Vorsitzendem soll der Neuanfang gelingen. - Foto: r

Neuburg (r) In die Landkreisvereinigung der Lebenshilfe kehrt langsam Ruhe ein. Der Verein zog einen Schlussstrich unter die Querelen der letzten beiden Jahre und wählte eine komplett neue Vorstandschaft.

Der Neuburger Unternehmer Peter Wiedemann (56) führt jetzt den Verein mit der Wohnstätten GmbH im Maria-Weigl-Haus. „Unsere Arbeit muss wieder an den Klienten, an den Behinderten orientiert sein“, erklärte der neu gewählte Vorsitzende. Zweites Ziel sei ein gutes Arbeitsklima im Maria-Weigl-Haus mit der Motivation aller Mitarbeiter. „Wir schauen jetzt nach vorne“, ergänzte Wilhelm Kapfer (64), den die Mitgliederversammlung zum zweiten Vorsitzenden wählte.

Um den ganz tiefen Fall der „Lebenshilfe Neuburg-Schrobenhausen“ zu verhindern, hatten sich insbesondere Angehörige von Heimbewohnern zusammen mit einigen Stadträten nach einer neuen Führung umgeschaut. Aus etwa 50 befragten Persönlichkeiten schälte sich dann die neue Vorstandschaft heraus.

Peter Wiedemann ist mit 83 von 85 abgegebenen Stimmen sehr überzeugend gewählt worden. Er versucht jetzt den Neuanfang mit Vize Kapfer, dem Raiffeisen-Vorstand Robert Gieß als Schatzmeister, Schriftführer ist Martin Volnhals aus Weichering sowie Jürgen Schermbach, Bettina Häring und Richard Ott als Beisitzer.

Mit der Neuausrichtung zeigt sich auch Jürgen Auer zufrieden. Der Geschäftsführer des Landesverbandes der Lebenshilfe musste heuer mehrmals als Krisenmanager eingreifen. Neuburg-Schrobenhausen war sein Sorgenkind unter den 170 Lebenshilfevereinen, Stiftungen und GmbH’s in Bayern. „Ich gehe davon aus, dass es in Neuburg wieder aufwärts geht“, so die Hoffnung von Auer.

Damit die Generalversammlung nicht wieder im Streit endet, hatte man den dritten Bürgermeister Hans Habermeyer als Wahlleiter und Polizeidirektor Jürgen Schermbach als Moderator gewonnen. Was den Betrieb im Maria-Weigl-Haus angehe, so Schermbach, wolle man nichts über den Zaun brechen, sondern die Situation erst analysieren und dann gegebenenfalls Änderungen vornehmen. In der vor 25 Jahren mit der Arbeiterwohlfahrt gebauten Wohnstätte betreuen die Mitarbeiter der Landkreis-Lebenshilfe 55 behinderte Menschen.

Die Landkreisvereinigung ist nicht mit der regionalen Lebenshilfe zu verwechseln, die in Neuburg seit 25 Jahren umfassende Werkstätten betreibt. Ein Anschluss der Kreis-Lebenshilfe an den großen Bruder ist heuer diskutiert worden, man will aber offenbar selbstständig bleiben.

Der Verein liegt trotz des Verkaufs eines Hauses in der Jahnstraße mit einigen tausend Euro im Minus. 107 000 Euro Anteil waren an die AWO auszuzahlen, die sich freiwillig als Mitträger des Behindertenheims zurückgezogen hat.

Die Mitglieder verweigerten der Vorstandschaft am Samstag die Entlastung, weil noch eine formelle Kassenprüfung erforderlich ist. Martina Volnhals und Gerhard Schmitz übernehmen diese Aufgabe.

Jürgen Schermbach verlas ein Schreiben des nach sieben Jahren nicht mehr kandidierenden Vereinsvorsitzenden Uwe Jackisch. Darin spricht er von einem „Vernichtungsfeldzug gegen mich und meine Frau“. Eine kleine Minderheit im Maria-Weigl-Haus mit durchschaubaren Motiven sei dafür verantwortlich. Über die Jackisch-Erklärung wurde nicht diskutiert. Der Verein will nur nach vorne schauen.