Landesliga Süd statt DJK Langenmosen

16.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Auf eine gute Zusammenarbeit: Konrad Höß (l.), der Klubchef des FC Pipinsried, freut sich riesig über die Verpflichtung von Roland Baumgärtner (r.) als neuen Spielertrainer. Neuer Co-Trainer des abstiegsgefährdeten Landesligisten wird Jürgen Schäfer (Mitte). - Foto: R. Kaufmann

Pipinsried (SZ) Das große Wettrennen um die fußballerischen Dienste von Roland Baumgärtner ist zu Ende! Der 27-Jährige, der bis Anfang November noch für die DJK Langenmosen gearbeitet hatte, wird nach der Winterpause Spielertrainer des Landesligisten FC Pipinsried.

Gemütlich geht’s am Donnerstagvormittag zu in der Dorfwirtschaft des 500-Seelen-Ortes. Die Edelfans des FCP sind da, frische Weißwürste befinden sich bereits im Kessel, als die Hauptakteure der offiziellen Pressekonferenz erscheinen: Baumgärtner und Pipinsrieds umtriebiger Klubchef Konrad Höß.
 

Keine schmutzige Wäsche

Letzterer strahlt über das ganze Gesicht – und das, obwohl sein Verein in akuter Abstiegsgefahr schwebt, aktuell nur auf dem drittletzten Tabellenrang liegt. Ob der bisherige Chefcoach Marco Küntzel (Ex-Profi unter anderem bei Borussia Mönchengladbach und Arminia Bielefeld) an dieser Platzierung die Hauptschuld hat? Höß möchte das so nicht sagen, will "keine schmutzige Wäsche waschen". Kurze Pause. "Aber wer die Sprache in Pipinsried nicht versteht, der sollte hier doch besser aufhören oder wegbleiben", so der 69-Jährige in seiner unnachahmlichen Art. Mit zwar unausgesprochenem, aber doch klarem Ausrufezeichen.

Und schon lächelt er wieder. "Ich weiß, wie stark umkämpft Roland Baumgärtner in den vergangenen Wochen war. Ich bin stolz darauf, dass ich jetzt als Sieger gegenüber den anderen Vereinen hervorgehe und er zu uns kommt", erklärt Höß: "Ja, ich blühe regelrecht auf."

Zwei Saisons (2004/05, 2005/06) war Baumgärtner bereits als Spieler für den FCP aktiv gewesen. Man kennt sich also. "Roland ist schon immer ein schaues Kerlchen gewesen", sagt Mr. Pipinsried – und berichtet den Anwesenden davon, dass der 27-Jährige bei seiner ersten Trainerstation in Langenmosen großen Erfolg gehabt habe, mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga im Sommer 2010 als Höhepunkt. "Ich bin jedenfalls froh, dass die DJK nun im November den überraschenden Schritt vollzog und Baumgärtner entließ", so Höß weiter: "Dadurch darf ich mich jetzt über ihn freuen."

Der 27-Jährige nimmt die Komplimente leicht verlegen zur Kenntnis, um anschließend selbst ein paar Worte an die Runde zu richten. Er berichtet von "turbulenten Wochen" seit seinem Rauswurf in Langenmosen, von vielen Anfragen von Vereinen aus der Bayernliga bis hinunter in die Kreisklasse. "Dieses Interesse an meiner Person hat sehr gut getan", gibt Baumgärtner zu. Sogar Klubs aus dem Altlandkreis Schrobenhausen sollen wieder darunter gewesen sein. Zum Beispiel der FC Schrobenhausen, mit dem er 2006/07 Bezirksligameister geworden war? "Der Ingolstädter schweigt hierzu, lächelt aber vielsagend. Wohl auch eine Antwort . . .

"Etwas Handfestes"

"Ich wollte kein Wischiwaschi, sondern etwas Handfestes. Ich wollte eine Perspektive, wohin der Weg geht", verrät der 27-Jährige: "Und der FC Pipinsried ist ein Traditionsklub der Landesliga Süd. Dieser Verein ist etwas besonderes – ganz allgemein, aber auch für mich im speziellen." Das hartnäckige Werben von Höß, dessen zahlreiche Anrufe hätten ihn dann endgültig zu einer Rückkehr ins Dachauer Hinterland bewogen – zunächst für eineinhalb Jahre, bis zum Ende der Saison 2011/12, so zumindest die Vereinbarung. Pech zum Beispiel für den FC Gerolfing und den BC Aichach, die sich laut gut unterrichteter Kreise ebenfalls sehr intensiv um Baumgärtners Dienste bemüht hatten . . .

"Jetzt bin ich heiß auf restliche Rückrunde nach der Winterpause. Ich will helfen, dass das Projekt Landesliga in Pipinsried weitergeht", so der 27-Jährige weiter. Worte, die bei den Edelfans in der Wirtsstube gut ankommen. Genauso wie das anschließende Hößsche Versprechen, dass "wir auf keinen Fall absteigen".

Dann stellt sich ein weiterer FCP-Neuzugang vor. Beziehungsweise Rückkehrer, nämlich Jürgen Schäfer. 46 Jahre ist dieser inzwischen alt, war bis zum Mittwochabend noch Coach des TSV Reichertshausen (Kreisklasse Donau/Isar III) – und fungiert ab sofort als Co-Trainer in Pipinsried. "Es ist nun eine schöne Situation für mich, etwas von dem zurückgeben zu können, was ich vor vielen Jahren hier bekommen habe. Das ist eine Herzensangelegenheit für mich", sagt er. Prompt gibt es sogar kurz Szenenapplaus. Schäfer freut sich bereits auf die Zusammenarbeit mit Baumgärtner: "Ich schätze ihn als Fußballer ganz extrem. Als Höß mir von Roland erzählte, sagte ich sofort: "Hol ihn her’."

Kräfte tanken in Afrika

Danach ist Schluss mit dem Austauschen von Komplimenten. Brezen, Senf, und Weißwürste kommen auf den Tisch. Es darf gezuzzelt oder sonstwie gegessen werden. Baumgärtner genießt es, denn die beiden nächsten Wochen sind für ihn andere Speisen angesagt: Der 27-Jährige fliegt am heutigen Freitag in den Urlaub nach Kenia, Kräfte tanken für seine neue Aufgabe im verschneiten Pipinsried. Denkt er eigentlich noch hin und wieder an die DJK Langenmosen? "Mit den Spielern dort verstehe ich mich weiterhin hervorragend, das ist für mich das Wichtigste. Von den Verantwortlichen dort bin ich dagegen nicht mehr begeistert, und das dürfte sich auch nicht mehr ändern." Sagt’s und lächelt. Mitten in der gemütlichen Dorfwirtschaft in seiner neuen sportlichen Heimat.