Ingolstadt
Landesgartenschau vor der Verschiebung

Heute entscheidet der Aufsichtsrat über einen neuen Termin für die Großveranstaltung

31.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:26 Uhr
Das Landesgartenschaugelände zwischen Güterverkehrszentrum und Westpark ist fast fertig: Am Mittwoch wird entschieden, wie es mit der Landesgartenschau weitergeht. Eigentlich sollte sie am 24. April eröffnet werden, aber dieser Termin ist nicht zu halten. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Am heutigen Mittwoch wird der Aufsichtsrat der Landesgartenschau GmbH über eine Verschiebung der Großveranstaltung entscheiden, am Nachmittag soll das Thema auch im Finanzausschuss des Stadtrates behandelt werden.

 

Eines ist jetzt schon klar: Am 24. April wird die Landesgartenschau nicht eröffnet.

 

"Es ist aus unserer Sicht unrealistisch", sagt Thomas Hehl, einer der beiden Geschäftsführer der Gesellschaft. "Das große Ziel ist, überhaupt eine Landesgartenschau in Ingolstadt stattfinden zu lassen. " In der Aufsichtsratssitzung werde die Geschäftsführung daher die Empfehlung abgeben, die Veranstaltung "moderat" zu verschieben, wie Hehl es nennt. Den Aufsichtsräten dürften in der Sitzung auch Pläne vorgelegt werden, die zeigen, welche finanziellen Auswirkungen die möglichen Szenarien hätten. Ohne Corona hätte die Landesgartenschau bis zum 4. Oktober Hunderttausende Besucher anlocken sollen. Doch jetzt einzuschätzen, wie die Situation in ein paar Wochen sein wird - bis zum 19. April gilt ohnehin ein Veranstaltungsverbot -, sei wie "Glaskugelleserei", räumt Hehl ein.

 

"Wir werden sicher eine Verschiebung beschließen müssen", sagt Aufsichtsratsmitglied Manfred Schuhmann. Der SPD-Stadtrat hat dem nach eigenen Angaben schon zugestimmt - da die Aufsichtsratssitzung eine Videokonferenz sein wird, bekam jedes Mitglied vorab einen Stimmzettel, damit auch alles protokolliert ist. "Ich denke, es wird einstimmig sein", sagt Schuhmann. "Wir haben keine Alternative. " Vor Mitte Mai, so schätzt er, werde die Eröffnung kaum stattfinden können - und selbst dieser Zeitpunkt sei alles andere als sicher. "Nehmen wir mal den Worst Case Juli als Eröffnungstermin an. Dann sind alle Frühlingsblumen verblüht, es gibt einen Riesenverlust, das wäre schon traurig. Aber wir könnten dann wenigstens sagen, dass wir ein tolles Gelände haben", sagt Schuhmann.

 

Seit 1980 finden in Bayern Landesgartenschauen statt. Seitdem gab es keine Veranstaltung, die abgesagt wurde. "Es ist auch noch nie eine Eröffnung verschoben worden", sagt Dagmar Voß, Geschäftsführerin der Bayerischen Landesgartenschau GmbH, die Dachgesellschaft der Gartenschauen. "Aber so eine Situation wie jetzt hatten wir auch noch nie. " Sie gehe davon aus, dass heute die Eröffnung der Ingolstädter Gartenschau verschoben wird, und dann müsse man weitersehen. "Wir diskutieren und überlegen in alle Richtungen", erklärt Voß. Aber noch sei vieles im Unklaren. Natürlich müsse der neue Oberbürgermeister in die folgenden Entscheidungen mit eingebunden werden. Die Frage sei auch, ob die Beschränkungen im öffentlichen Raum nicht über den 19. April hinweg bestehen bleiben. "Ich persönlich rechne damit, dass sich vor Mitte/Ende Mai nicht so viel tun wird", sagt Voß. Sollten die Beschränkungen sich sogar bis in den Sommer hinein ziehen, würde sich die Zahl der möglichen Szenarien weiter reduzieren. Dann bliebe eigentlich nur die Absage - oder eine Verschiebung aufs kommende Jahr. "Das ist ein Szenario, das wir so bisher nicht im Blick haben, ich möchte es aber auch nicht ausschließen", sagt Voß. "Diese Entscheidung ginge dann aber weit über Ingolstadt hinaus. " Denn die Termine der Gartenschauen stehen auf Jahre hinaus fest, schon am 20. Mai 2021 ist die Eröffnung der kleinen Landesgartenschau in Lindau geplant.

 

Auf dem Gelände zwischen Westpark und Güterverkerszentrum wird derweil ungeachtet aller Diskussionen weitergebaut. Ein bis zwei Wochen vor dem eigentlich geplanten Eröffnungstermin werde alles fertig sein, was auch dauerhaft auf dem Gelände bleiben soll, sagt Hehl. Vorausgesetzt, alle Baufirmen kommen weiter weitgehend vom Coronavirus unbehelligt durch die nächste Zeit.

Anders sieht es bei den Partnerstädten und Ausstellern aus. Der chinesische Beitrag aus der Partnerstadt Foshan dürfte zwar, weil von einer deutschen Baufirma ausgeführt, rechtzeitig fertig werden, ebenso wie der russische aus dem Zentralbezirk Moskau. Alle anderen aber wollten selbst anreisen und Hand anlegen, was sie derzeit jedoch nicht dürfen. Auch für Aussteller ist es derzeit schwierig, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das alles sieht Hehl aber als unproblematisch an. Nach einer möglichen Freigabe sei das innerhalb kürzester Zeit nachzuholen. Erst einmal müsse geklärt werden, was generell aus der Landesgartenschau wird. 

Thorsten Stark