Lage bei Juma "weitaus komplexer"

30.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:27 Uhr

Produktion und Versand bei Juma laufen weiter.

Gungolding/Eichstätt (EK) Die Probleme der Juma Natursteinwerke in Gungolding hätten sich schon seit längerem angedeutet, so Vertreter der Hausbank gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER. Bekanntlich hat das Unternehmen am Freitag Insolvenz angemeldet.

Ansonsten halten sich die stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Herbert Zopp und Werner Philipp bedeckt und verweisen auf das Bankgeheimnis. Gleichwohl räumen sie ein, vom Insolvenzantrag der Juma überrascht worden zu sein. Immerhin bestehe die Verbindung der Volksbank zur Gungoldinger Firma, die 163 Mitarbeiter beschäftigt, bereits seit Jahrzehnten.

Die Gemengelage sei "weitaus komplexer" als bisher dargestellt, so Herbert Zopp. Es ginge hier nicht allein um die verweigerte Verlängerung eines Saisonkredits in Höhe von 300 000 Euro, wie sie von der Juma-Geschäftsleitung als Mitursache für die Schieflage ins Spiel gebracht worden war.

Zudem sei seine Bank durchaus bereit gewesen, die Außenstände der Juma für bereits gelieferte Waren an ein Inkassounternehmen abzutreten, "aber nicht zu den genannten Bedingungen", führte Zopp weiter aus. Die Erlöse hätten nur einen Bruchteil der Gesamtsumme betragen.

"Keine Kreditklemme"

Von der viel zitierten "Kreditklemme", die vor allem mittelständische Unternehmen treffe, wollen Zopp und Philipp im Fall Juma nichts wissen. Sie verweisen sogar auf Zuwächse der Volksbank Raiffeisenbank im Kreditgeschäft: "Wir haben unsere Bedingungen für die Kreditvergabe nicht geändert."

Zopp gibt aber zu, dass gewisse Altlasten nach der Fusion der beiden Banken bereinigt würden: Die frühere Eichstätter Volksbank sei ja unter anderem wegen problembehafteter Kredite in die Krise geraten. Dies habe aber wiederum nichts mit der Entwicklung bei Juma zu tun.

Zu den Überlebenschancen der Traditionsfirma wollten sich die beiden Bankvorstände nicht äußern. Immerhin: Wenn die Auftragsbücher voll seien, sei dies schon mal "sehr positiv", so Philipp.

In Gungolding selbst herrscht nach dem Schock vom vergangenen Freitag das Prinzip Hoffnung: Natürlich gebe es Ängste bei den Juma-Mitarbeitern, ist dort zu erfahren, doch der überwiegende Teil sei angesichts einer guten Auftragslage sehr zuversichtlich, dass es weitergehe. Ein langjähriger Beschäftigter des Traditionsunternehmens äußerte, dass die Stimmung in der Belegschaft "relativ gefasst" sei. Die meisten seien von der Nachricht überrascht worden und dementsprechend erschrocken gewesen. Jetzt gehe es darum, den Leuten Mut zu machen: "Hoffnung und Zuversicht überwiegen."

Auch Waltings Bürgermeister Hans Mayer bangt mit, schließlich geht es um die Zukunft des größten Arbeitgebers in der Gemeinde. An ein Aus für Juma mag er deswegen überhaupt nicht denken: "Ich bin überzeugt davon, dass es auf irgendeine Weise weitergeht."

"Gespräch suchen"

Die Gewerbesteuer sei in diesem Fall nachrangig: "Am wichtigsten ist, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben." Ob und welche Abstriche gemacht werden müssen, könne er von seiner Warte aus nicht beurteilen. In den nächsten Tagen werde er daher ein Gespräch mit dem neuen Juma-Geschäftsführer suchen.

Der verweist nach wie vor darauf, dass Juma ein gesundes Unternehmen sei, das gegenüber der Bank die Zahlungsverpflichtungen stets erfüllt habe. Es habe wohl, so Helwig Frank, "gewisse Differenzen" innerhalb des nach der Fusion neu zusammengestellten Vorstands über ein weiteres Engagement bei Juma gegeben, wobei sich die Gegner wohl durchgesetzt hätten.

Auch Gespräche in München über eine Unterstützung seitens der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder die Förderbank Bayern (LfA) im Rahmen der aufgelegten Konjunkturprogramme seien ohne Erfolg geblieben, weil das "Hausbankprinzip" nicht habe aufgehoben werden können.

"Trotz aller Versprechungen der Politik, den Mittelstand in der Wirtschafts- und Finanzkrise zu stützen, sind wir am ausgestreckten Arm verhungert", so ein verzweifelter Seniorchef Rudolf Schöpfel.