Ingolstadt
"Lafontaine des BRK" fährt einen Q5

24.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Mit "Kerschgeist" und Kartenspiel luchst der Brandner Kasper dem Boandlkramer noch einige Jahre auf Erden ab. Beim Starkbieranstich wurde eine Szene aus dem bekannten Theaterstück gezeigt.

Ingolstadt (DK) Mit dem traditionellen Starkbieranstich hat Nordbräu am Dienstagabend die fünfte Jahreszeit eingeläutet. Für die zünftige Unterhaltung sorgten wieder Hermann Regensburger als Gstanzlsänger und Manfred Schuhmann als Fastenprediger Barnabas.


Die beste Pointe war wohl die von Manfred Schuhmann über einen Stammtisch in Niederbayern, der eine zufällige Ähnlichkeit mit dem im Le Café hat. Als die Männer ihren 60. Geburtstag feierten, gingen sie in den Gasthof Hirschen: "Weil dort die Bedienungen die größten Oberweiten haben." Zum 70. gingen sie auch dort hin: "Weil das Rindfleisch dort so zart ist, dass man es leicht kauen kann." Beim 80. war das Argument, dass die Toiletten ebenerdig liegen und man zum Bieseln nicht in den Keller müsse. Und beim 90. Geburtstag? "Gemma zum Hirschen. Da waren wir noch nie."

In Oberhaunstadt gehören das Derblecken und der Eisbock zur Fastenzeit wie der Anstich im Kastaniengarten. Wie jedes Jahr waren Freunde der Brauerei und die Spitzen aus Politik und Gesellschaft der Einladung gefolgt: OB Alfred Lehmann war da, die Bürgermeister Albert Wittmann und Sepp Mißlbeck, Eichstätts Landrat Anton Knapp sowie andere Politiker und Geschäftsleute. Im Mittelpunkt stand jedoch nicht die Ingolstädter Haute-Volée, sondern der gefrostete Doppelbock mit seinen gefährlich guten neun Prozent Alkohol und das Derblecken der anwesenden Prominenz. Wobei die Herrschaften heuer noch glimpflich davonkamen.

"Da will die Ministerin Haderthauer, dass die Kinder wieder Dialekt reden, und spricht selber Hochdeutsch", spottete Gstanzlsänger Hermann Regensburger. Für das schlechte Wahlergebnis der CSU (43 Prozent) fühle sich Horst Seehofer nicht verantwortlich: Schließlich könne ja der Ministerpräsident nichts dafür, wenn die Wähler falsch wählen. Und Reinhard Brandl (CSU) und Agnes Krumwiede (Grüne) sollten sich doch zusammentun: "Dann gäbe es wieder eine neue Liebe in Berlin", sang Regensburger. Dem OB attestierte er, in einem Modejournal im Ranking ganz weit oben zu stehen – eine kleine Stichelei auf die Vorliebe Lehmanns für Rankings. Für die "Entsorgung" von Stadtrat Andreas Schleef, der zu den Freien Wählern wechselte, habe die SPD wohl die Abwrackprämie kassiert. Und seit der Diskussion über Nacktscanner hat sich Klaus Mittermaier neue Unterhosen gekauft.

Fastenprediger Barnabas ließ sich natürlich den Skandal um die BayernLB auf der Zunge zergehen. 3,75 Milliarden Euro für die Hypo Alpe Adria? "Diese Entscheidung ist so, wie wenn Eltern ihre Tochter auf den Strich schicken, damit der Sohn Theologie studieren kann", polterte Schuhmann. Überhaupt seien Realitätsverlust und Selbsttäuschung ein Kennzeichen des vergangenen Jahrzehnts gewesen, wie er in seiner launigen Predigt erläuterte. So soll es in Lentinger Neubaugebieten Leute ohne Internetanschluss geben: "Die Leut’ san so arm, dass die Kinder im Freien spielen müssen."

Neben dem OB und Sepp Mißlbeck wurde natürlich auch Guido Westerwelle richtig derbleckt. Als Außenminister sei er leider ein wenig zu spät dran: "Selbst im Osten ist die Zeit der Bruderküsse vorbei." Wie Regensburger nahm Prediger Barnabas auch SPD-Mann Thomas Thöne aufs Korn: Der "Lafontaine des BRK" fahre jetzt einen Q 5.