Eichstätt
"Längst am Limit"

27.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:20 Uhr

Eichstätt (DK) Der Naturpark Altmühltal verzeichnete im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland.

Das sind 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. NGG-Geschäftsführer Rainer Reißfelder spricht von einer "starken Bilanz, die jedoch nur mit dem starken Engagement der Beschäftigten überhaupt möglich ist".
Allein im Landkreis Eichstätt beschäftigt das Gastgewerbe nach Angaben der Arbeitsagentur rund 2100 Menschen. "Allerdings fehlen hier zunehmend Fachkräfte - auch, weil die Branche ein waschechtes Image-Problem hat", ist Reißfelder überzeugt. Ein Hauptgrund seien immer extremere Arbeitszeiten. Zwar gehöre das Arbeiten am Abend oder am Sonntag für Hotelfachleute und Kellner fest zum Job. "Aber in den vergangenen Jahren sind die Schichten deutlich länger und die Erholungszeiten kürzer geworden. Das macht nicht jeder ewig mit. "
Reißfelder kritisiert insbesondere die Forderungen von Unternehmern, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. "Geht es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, sollen 13-Stunden-Arbeitstage bald zum Normalfall werden. Aber hier steht die Gesundheit der Beschäftigten auf dem Spiel. Nicht umsonst gibt es gesetzliche Grenzen. " Das Arbeitszeitgesetz schreibe eine Regelarbeitszeit von acht Stunden täglich vor. In Ausnahmefällen könne sie auf zehn Stunden ausgedehnt werden. Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin steige das Unfallrisiko nach der achten Arbeitsstunde exponentiell an. Und wer oft im Schichtdienst arbeite, der habe ein erhöhtes Risiko, am Herzen oder an Diabetes zu erkranken.
"Die guten Übernachtungszahlen und steigende Umsätze zeigen, wie groß der Einsatz der Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie ist", sagt Reißfelder. Im Kreis Eichstätt arbeiteten gerade gelernte Fachkräfte "längst am Limit". Schon jetzt falle es der Branche schwer genug, Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen.

Die NGG warnt davor, das Gastgewerbe zum "Vorreiter für ausufernde Arbeitszeiten" zu machen. Bei einer aktuellen Branchenumfrage der Gewerkschaft gaben 81 Prozent der Befragten an, ihre Arbeitsbelastung habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Fast jeder Zweite müsse demnach in der Freizeit für den Betrieb einspringen.