Greding
Lächeln und leiden

Am Gredinger Kalvarienberg sind die Fans den Sportlern ganz nahe

01.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:52 Uhr
Große Anstrengung, gute Laune: Thomas Harrer wird an seinem Hausberg von den Gredingern angefeuert. −Foto: Steimle

Greding (HK) In Greding wartet mit dem "Berg der Leiden" die härteste Steigung des Challenge auf die Athleten - und doch lächeln viele, wenn sie an der St. Martins-Basilika vorbei in die Pedale treten. Denn am Kalvarienberg warten Freunde, Verwandte und Zuschauer aus Greding, die die Sportler den Berg "hinaufklatschen".

Fast zwei Kilometer Länge, bei einer durchschnittlichen Steigung von zehn Prozent - wer in der Kurve Kurs auf die Bergstraße nimmt, der sollte noch einmal tief durchatmen: Erst kommt das steile Stück vom Ortseingang bis zur Kirche, dann zieht sich der letzte Abschnitt quälend lange in Richtung Röckenhofen. Thomas Harrer weiß das besser als jeder andere - er wohnt hier. "Ständig atmet er diese Luft hier, denn er erklimmt diesen Berg täglich - zu Fuß oder mit dem Fahrrad", kommentiert Benjamin Koch aus Greding, der seinen Staffel-Start als Läufer später antreten wird. Wie auch für die anderen Lokalmatadore Benjamin Preischl, Korbinian Herold und Werner Pellmann wird es besonders laut am Kalvarienberg: In der Kurve stehen die Zuschauer - viele davon selbst im Radtrikot - dicht an dicht. Es wird geklatscht, gebrüllt, gejubelt und neben der einen oder anderen Vuvuzela erklingt auch eine Kuhglocke.

Andere setzen auf die Optik: Damit ihr Verlobter Ricardo Garcia sie erkennt, hat sich Elena Pelaez eine spanische Flagge um die Hüfte gebunden. "Er war vor dem Start sehr nervös", sagt sie, "denn er nimmt das erste Mal hier teil." Später möchte sie noch an den Solarer Berg.

Das hat auch die Gruppe aus Bayreuth vor, die die Sportler Elvira Flurschutz, Hubert Becker, Florian Max und Katja Stöcker unterstützt. "Am Kalvarienberg ist es aber besser", sind sie sich einig, denn man komme viel näher an die Athleten heran. Dazu passt der Spruch, den sie sich auf die rosafarbenen T-Shirts drucken lassen haben: "Das Ziel vor Augen, die Fans im Rücken." Das ist ernst gemeint: Jedem ihrer Fahrer sprinten die drei ein paar Meter hinterher.

Etwas gemütlicher hat es Jürgen, der seinem "guten Kumpel Alexander Kallasch" aus Kronach die Daumen drückt. Bis dieser den Kalvarienberg in Angriff nimmt, hat er es sich in einem Campingstuhl bequem gemacht, er ist bereits das zweite Mal in Greding, um sich den Triathlon anzusehen. "Ich habe ihm gesagt, wenn er teilnimmt, unterstütze ich ihn von Anfang bis Ende." Damit der Freund ihn auch erkennt, hat er ein großes Schuld dabei: "Go Kalli Go".

Ebenfalls aus Kronach kommt eine Gruppe, die sich, ausgerüstet mit Plakaten und einer Fahne, ganz oben, am Ortsausgang von Greding postiert hat, um Thomas Geiger vom ASC Kronach-Frankenwald anzufeuern.

Großen Applaus bekommen neben den persönlichen Favoriten auch die Top-Athleten Sebastian Kienle und Andreas Dreitz. Max Dorner und seine Mitstreiter am Mikrofon halten die Zuschauer immer wieder auf dem Laufenden. So ist etwa Daniela Sämmler aus Essen der starken Britin Lucy Anne Charles auf den Fersen. Doch schon gleich ist Dorner wieder bei "seinen" Sportlern: "Martin aus Österreich", begrüßt er einen, "du bist jetzt wichtig, das packst du." Eine Begrüßung und Aufmunterung gibt es selbstverständlich auch für die Sportler aus der ganzen Welt. "Viva España" (Es lebe Spanien) bekommt einer mit auf den Weg oder "Don't let the Kalvarienberg take you down" (Lass' dich vom Kalvarienberg nicht unterkriegen).

Eine Art der Unterstützung, die die Gredinger längst übernommen haben. Wenn es für einen Satz in der Landessprache nicht reicht, dann blickt man eben auf die Flagge unterhalb der Startnummer und ruft ein anspornendes "Mexiko, Mexiko" hinterher. Weiter oben am Berg gibt es für die Sportler neben Wasserflaschen und Bananen den letzten Schub: "Komm, auf geht's", sagen die vielen freiwilligen Helfer bei der Übergabe der Wegzehrung. Die Triathleten bedanken sich mit einem Lächeln und einem Daumen nach oben. Kurze Zeit später haben sie den Berg geschafft, "in Hilpoltstein wartet dann nur noch ein Hügel", heißt es aus der Sprecherbox.

Tina Steimle