Aichach
Lachen ist die beste Medizin

Das Duo Peter und Tekal trat im Rahmen der Paarkunst im Aichacher Pfarrzentrum auf

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:51 Uhr
Der Patient Peter ist mit dem Halbgott in Weiß Tekal ziemlich unzufrieden. −Foto: Glas

Aichach (SZ) Auch wenn die Medizin ein ernstes Thema ist, kann man über Ärzte, Patienten und Krankenhäuser lachen.

Den Beweis traten die beiden Kabarettisten Peter und Tekal am Samstag im Aichacher Pfarrzentrum an. Im Rahmen der "Paarkunst" präsentierten die beiden ihr Jubiläumsprogramm "Gesund gelacht".

Ronny Tekal ist im richtigen Leben Arzt für Allgemeinmedizin, also ein Halbgott in Weiß. So "förmlich" wollte er das aber nicht stehen lassen: "Das "Halb-" können Sie weglassen! " Seit 20 Jahren ist er Arzt und Kabarettist. "Mit den Jahren frage ich mich immer mehr, wo der Unterschied ist. " Seinen Partner Norbert Peter, im richtigen Leben Kommunikationswissenschaftler, Politologe und Journalist, stellte er als "Magister der Hypochondrie" vor. Die Rolle des Patienten stand diesem also gut zu Gesicht.

Wie ein roter Faden zogen sich die Kopfschmerzen der 81-jährigen Amalia Kratochvil durch das gut zweistündige Programm.

Peter sah als die kranke Seniorin die Welt "nicht durch die rosa Brille, sondern durch den grauen Star". Eigentlich war sie in die "Ordination" gekommen, weil sie nur Kopfschmerztabletten haben wollte. An der "Ordination" konnte das nicht so zahlreich erschienene Publikum erkennen, dass die Kabarettisten aus Österreich kamen.

Ansonsten waren die Unterschiede des Gesundheitssystems des Alpenlandes und Deutschlands praktisch nicht zu erkennen.

Der Doktor rückt natürlich keine Kopfschmerztabletten raus, sondern schickt sie "zur Abklärung" zum Orthopäden, zum Neurologen, zum Zahnarzt, also einmal quer durch die Gesundheitsmaschinerie. Ohne Erfolg, wie sich herausstellen sollte, denn die Ursache war ein viel zu enges Hutband. Das Publikum lachte sich schlapp.

Ist ja auch lustig, wenn man selbst nicht betroffen ist.

Zum Thema Ernährung kommt Peter als fehlernährter älterer Herr zum Doktor. Zu den Ratschlägen, was er künftig alles weglassen soll, meint er trocken: "Da bleiben ja nur noch Cola light und Zigaretten. " Vor dem Rauchen warnten die Kabarettisten mit einer in Österreich preisgekrönten Szene.

Der Raucher steht vor dem Zigarettenautomat und hat seinen Altersnachweis bereits eingeschoben. Aber das Gerät will vor der Ausgabe noch den Blutdruck bestimmen, Blut abnehmen, eine Urinprobe analysieren. . . bis der arme Raucher entnervt aufgibt. Wie gehabt: Wenn man nicht selbst das arme Würstchen ist?

Das Arzt-Patienten-Verhältnis ist nicht gut. Tekal glaubt zu wissen, dass nur 48 Prozent seiner Patienten mit ihm zufrieden sind, aber 85 Prozent ihn weiterempfehlen würden. Er vermutet darin eine gewisse Hinterfotzigkeit: "Mir bringt er nichts, aber für dich ist er gut genug! " Vielleicht liegt es aber auch an der Kommunikation. Weil Patienten das "Ärztekauderwelsch" nicht verstehen, fungiert Peter als Dolmetscher, der die hochwissenschaftlichen Äußerungen sehr einfach auf den Punkt bringt.

Auch für das chronisch unterfinanzierte Gesundheitswesen haben die beiden kabarettistische Ratschläge: Personalabbau, ausländische Patienten anlocken? Wie im richtigen Leben, nur auf der Bühne ist es eben lustig.

Der Blick hinter die Kulissen der Gesundheitsmaschinerie und unter die weißen Kittel ist Peter und Tekal gelungen. Seinen Erfolg hinterfragt Tekal selbstkritisch: "Meine Patienten ermutigen mich immer, im Kabarett weiterzumachen. " Und seine Vermutung dazu: "Je länger ich da bin, desto weniger bin ich in der Ordination. "

Brigitte Glas