Eichstätt
Kurzweilige Reise durch die Epochen

Additum-Konzert am Gabrieli-Gymnasium mit einer liebevollen Hommage an Konrad Casper

11.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:21 Uhr
Die Musik-Abiturienten stemmten nebenher auch noch ein gelungenes Additumkonzert in der Schulaula. −Foto: Beierl

Eichstätt (EK) Es gehört schon eine gehörige Portion Begeisterung und Motivation dazu, während und nach all den Anstrengungen des Abiturs zusätzlich ein raumgreifendes Konzert vorzubereiten.

Vierzehn Schüler des Gabrieli-Gymnasiums, die das Musik-Additum gewählt hatten, haben dies geschafft.

Und das dazu noch in einer weitgehend selbstständigen Organisation, wie Kursleiter Dominik Harrer bewundernd hervorhob. "Eine Reise durch die Epochen" lautete der Titel des Konzerts, das am Donnerstagabend etwa zwei Stunden reine Spielzeit beanspruchte. Und es war ein kurzweiliges und qualitativ hochwertiges Unterfangen - was Wunder, sind doch die jungen Künstler gleichsam das musikalische Destillat des Abiturjahrgangs. Alle haben eine schriftliche Abiturprüfung in Musik abgelegt und mussten schon vor Beginn der Oberstufe entsprechende musikalische Fertigkeiten nachweisen.
Schade eigentlich, dass das Zuhörerinteresse ein wenig zurückhaltend war. Die Aula war in etwa halb gefüllt. Wer zugegen war, erlebte 21 Stücke in einer chronologischen Konzeption (vom Mittelalter bis zur Moderne), viele originelle und originäre Momente (schon das Eingangsstück verblüffte mit gregorianischen Choralklängen und einem deutschen Text, der die Konzertbesucher begrüßte) und Musizierende, die von einer spürbaren Spiellaune geprägt waren. Durch den Abend führten Helena Beck und Franziska Mahler. Sie erzählten zwischen den Stücken kleine Geschichten von dem großen Weg der Schüler hin zum musikalischen Abitur.
Jedes Additumsmitglied hatte einen solistischen Auftritt oder zumindest als Teil eines Duetts. So zu Beispiel Fiona Zimmermann (die einzige Internatsschülerin des Musikadditums), die auf ihrer Blockflöte das Renaissancestück "La Bernabea" mit atemberaubend hohen Tönen und einem blitzschnellen Auf und Ab der Tonleiter virtuos zum Leben erweckte. Oder Alexandra Freiberger, die den Minuten-Walzer von Frédéric Chopin tatsächlich exakt in einer Minute spielte. Freilich mit dem Kunstgriff eines abrupten Abbruchs des Stücks, als der Wecker auf dem Klavier pünktlich klingelte zur großen Erheiterung des Publikums. Tobias Meier legte bei dem "Minor Swing" zusammen mit seinem Gitarrenlehrer Justin Veit einen derartigen Groove an den Tag, dass eine Saite seiner E-Gitarre riss. Beim zweiten Durchgang passte dann alles perfekt.
Das "Israeli Concertino" verschmolz das typisch wehmütige Timbre jüdischer Musik mit der immer wieder plötzlich durchbrechenden Fröhlichkeit. Das alles bravourös dargeboten von Helena Beck auf der Violine ganz ohne Begleitung. Das Hauptmotiv aus dem "Fluch der Karibik" gestaltete Martin Hein auf dem Klavier zu einem durchinszenierten Drama: Die Tonfülle und Dynamik waren bis hin zum affektierten Schlussakkord furios. Dann gab es noch einige imposante Gemeinschaftsaktionen des Ensembles. Beim Stück "4'33" von John Cage galt es für das Publikum das große Schweigen zu ertragen, die beredte Stille, sozusagen die erheiternde Existenz des Nichts.
Zur Erinnerung an den GG-Musiklehrer Konrad Casper, der vor 20 Jahren überraschend verstorben war, führten die Abiturienten ein Sprechstück des Schweizer Kabarettisten Franz Hohler, mit dem Casper befreundet war, auf: "6 m Musik" begann solistisch, legte dann an harmonischer Klangfülle zu, um sich wieder zurückzuentwickeln bis hin zum einsamen Schlussseufzer originell.

Die Zugabe bildete am Ende eine zünftig-bajuwarische Reise im Walzertakt durch die Welt der speziellen flüssigen Genussmittel: Bei "Ois bloß koi Wasser net! " beteiligte sich beim Refrain das gehörig in Laune gebrachte Publikum? - die "Brettl-Spitzen" ließen grüßen.

Wolfgang Beierl