Aichach
Kunstpreis für Emmeran Achter

Die Verleihung des Preises im San-Depot wird zu einem Plädoyer für Vielfalt, Offenheit und Mitmenschlichkeit

17.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Vergabe des Jubiläums-Kunstpreises (v.r.): Preisträger Emmeran Achter, Kunstvereinsvorsitzender Werner Plöckl, Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, Landrat Klaus Metzger, Birgit Cischek, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen, und Helmut Beck, Zweiter Bürgermeister und Kulturreferent von Aichach. −Foto: Herrmann

Aichach (SZ) Der Aichacher Kunstpreis geht bei der 25. Auflage an den Aichacher Künstler Emmeran Achter. Den erstmals und einmalig ausgelobten Förderpreis erhält die in Kasachstan geborene und bei München lebende Julia Schewalie. Mindestens ebenso wichtig wie die ausgestellten und ausgezeichneten Arbeiten war aber bei der Vernissage im San-Depot das Bekenntnis und Plädoyer aller Redner zu gesellschaftlicher Vielfalt, Offenheit und Mitmenschlichkeit.

Der bedrückende und beängstigend rückwärtsgewandte Geist der Zeit hat sich nicht nur im Grundton und der Atmosphäre der Ausstellung niedergeschlagen, in der Kunst sich einmal mehr als gesellschaftlich-politischer Seismograph erweist; sowohl Kunstvereinsvorsitzender Werner Plöckl wie auch Landrat Klaus Metzger, Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann und Birgit Cischek, die Vorsitzender Sparkasse Aichach-Schrobenhausen, gingen darauf ein und betonten die Rolle und die Aufgabe der Kunst in einer funktionierenden und demokratischen Gesellschaft.

"Vielfalt in Kunst und Gesellschaft sind unabdingbar - daran müssen wir festhalten", sagte beispielsweise Metzger und erhielt dafür viel Applaus von den zahlreichen Besuchern der Vernissage.

Auf die 25-jährige Geschichte und die durchaus bemerkenswerte Kontinuität des Preis verwies Plöckl. Seit 1994 vergeben die Stadt und der Kunstverein, zunächst noch als Kunstkreis, den Preis, bis 2008 mit der Volksbank-Raiffeisenbank, seither mit der Sparkasse als Partner. Längst hat sich der Preis über die Grenzen der Region hinaus etabliert, Künstler aus ganz Bayern bewerben sich, darunter viele Absolventen der Kunstakademien in München und Nürnberg.

Dass mit Emmeran Achter ein Aichacher und ein Kunstvereinsmitglied im Jubiläumsjahr ausgezeichnet wird, steht keineswegs im Widerspruch zu dieser Entwicklung. Im Gegenteil: Seit Jahren erregen die Bilder des 1971 geborenen Kunsterziehers die Aufmerksamkeit der Kunstkenner in ganz Bayern, und er wurde bereits mit mehreren Preis ausgezeichnet.

"Cover me", ein "Porträt, das keines sein will", ist in seiner Mehrdeutigkeit und Transparenz mit der - scheinbaren - Neigung zur Auflösung ein gutes Beispiel für seine Malkunst. Es unterläuft Seh- und Genrekonventionen und macht die Wirklichkeit durchsichtig für die Wirklichkeiten hinter dem Offensichtlichen. In der Laudatio wird die Raffinesse gelobt, mit der der Künstler in der Malerei neben der Fläche und dem Raum die Dimension der Zeit eröffnet. Man kann es auch mit den Worten des früheren Kunstvereinsvorsitzenden Andreas Stucken sagen: "Das ist eine gute Entscheidung, und das ist einfach gute Malerei."

Der zum Jubiläum vom Kunstverein vergebene Förderpreis geht an Julia Schewalie. Zugelassen waren Künstler, die nach 1983 geboren sind oder deren Abschluss an einer Kunsthochschule nicht länger als drei Jahre zurückliegt. Schewalie, die 1998 in Kasachstan geboren wurde, war bereits bei der letztjährigen Kunstpreisausstellung "aufgefallen" (Plöckl). Den Preis erhielt sie für eine Arbeit, bei der sie Vinyl-Platten akkurat in kleine Quadrate zerschnitten und aus diesen Fragmenten wiederum ein neues Ganzes geschaffen hat. Das fordert den Betrachter heraus, weil je nach Standpunkt, Perspektive oder Lichteinfall neue Brechungen, Spiegelungen und Effekte entstehen. Im tiefen Schwarz der Farbe zeige sich ein buntes Spiel der Farben, hieß es in der Laudatio auf die Künstlerin, die selbst nicht in Aichach sein konnte.

Einmal mehr waren Künstler wie Besucher und Organisatoren von Räumen, Atmosphäre und Lage des San-Depots an der Donauwörther Straße begeistert. Den offenkundigen und verständlichen Wunsch des Kunstvereins, dort noch möglichst lange Ausstellungen veranstalten zu können, wiederholte Plöckl - ohne freilich ein klares Statement von Habermann dazu zu erhalten. Was wohl auch niemand erwartet hatte. Ist doch bekannt, dass die Stadt zumindest mittelfristig andere Pläne für das Areal hat.

So lange es noch möglich ist, will der Aichacher Kunstverein aber noch Ausstellungen und Kunstpreisverleihungen dort durchführen - am besten noch einmal 25 Jahre. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 21. Oktober, an Sams-, Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr sowie bei der Museumsnacht bis 24 Uhr geöffnet. Der Publikumspreis wird am Sonntag, 21. Oktober, um 17 Uhr vergeben.

Berndt Herrmann