Neuburg
Kunst zum Anfassen

Drucken, singen, musizieren, bildhauern: Die Kurse der Sommerakademie sind eröffnet

31.07.2017 | Stand 23.09.2023, 2:47 Uhr
Auch in der zweiten Woche der Sommerakademie ist eine Menge geboten. −Foto: Wittmann, Florian, Beilngries-wo

Neuburg (DK) Sie malen, drucken, klopfen, spielen und singen. Die Teilnehmer der 39. Sommerakademie sind gestern voller Elan in den ersten Kurstag gestartet. Zusammen mit den Dozenten werden sie nun zwei Wochen in eine bunte, abwechslungsreiche und manchmal auch staubige Welt eintauchen.

Montagnachmittag in Neuburg. Gehaue und Geklopfe im Marstallhof! Dabei sind die Reiterspiele und das Schlossfest nun doch schon einige Wochen vorüber. Und trotzdem: Hier ist alles etwas anders als sonst. Denn im Hof findet einer von vielen Workshops statt, mit denen die Sommerakademie in Neuburg gestern in ihre 39. Ausgabe gestartet ist. Zwei Wochen lang können die Teilnehmer nun malen, Bildhauen oder musizieren – ganz nach dem individuellen Geschmack.

Für Petra Goschenhofer führte der Weg bei der Sommerakademie schnurstracks in den Marstallhof. Die Neuburgerin war schon vergangenes Jahr beim Steinbildhauen dabei. Dort hatte sie so viel Spaß, dass sie sich entschlossen hat, auch 2017 mitzumachen. Das Bildhauen macht ihr eine Menge Spaß. „Es ist sehr facettenreich. Gefragt sind Kraft, Geduld und Feingefühl“, sagt sie. Die Anstrengungen, die die Arbeit mit sich bringt, nimmt sie dabei sehr gerne in Kauf. „Körperlich ist es auch nicht ohne, aber mit der Unterstützung, die wir hier erhalten, geht es.“

„Der Stein verzeiht einem nicht einmal kleine Fehler.“

Kursteilnehmerin Petra Goschenhofer

 

 

Apropos Unterstützung: Da wäre zum einen eine ganze Palette an Werkzeugen: Hammer, Bohrer, Feile, Meißel, eine Flex – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Vor allem sind hier aber die Tipps von Bildhauer und Dozent Christian Hinz aus München gefragt, der geduldig und fachkundig zur Seite steht. „Oft lassen wir die Teilnehmer mit Ton einen Entwurf davon machen, was sie später hauen möchten. Sie müssen ein Gefühl dafür entwickeln, was auf sie zukommt. Welche Tücken es geben kann“, so der Dozent.

Petra Goschenhofer kennt das nur zu gut. Bei ihrem Projekt aus dem vergangenen Jahr, das sie heuer fortführen möchte, ist ihr ein kleines Malheuer passiert: „Ein falscher Schlag und dann bricht etwas weg, dass eigentlich bleiben sollte. Der Stein verzeiht einem nicht einmal kleine Fehler“, sagt sie. Umso konzentrierter versucht sie, mit Hammer und Meißel einzelne Glieder in den Stein zu klopfen. Was am Ende dabei herauskommen soll? „Die Glieder einer Kette möchte ich aus dem Stein deutlich herausarbeiten. Vielleicht kann ich es noch durch ein Wasserspiel verfeinern.“ Neben Zeit, Geschick und Geduld, braucht es für diese Aufgabe Zuversicht. Die bringt die Neuburgerin mit: „Irgendwie wird es schon klappen.“ Dann schnappt sie sich Hammer und Meißel und klopft weiter. Eine staubige Angelegenheit. Ein paar Meter weiter ist der Boden des Marstalls großflächig mit dickem Papier ausgelegt. Das ist auch gut so. Denn dort geht es farbenfroh zur Sache, es wird ordentlich gekleckst. Aber mit System! Das Thema: Druck. Kursleiter Michael Golf erklärt seinen Probanden verschiedene Techniken. Mit dicken oder dünnen, schwarzen oder bunten Buchstaben presst Ulrike Halfmann aus Schrobenhausen den Spruch „Am Ende wird alles gut sein“ auf Papier. Nun wird es ein paar Minuten dauern, bis das Exemplar getrocknet ist. Die Zeit bis dahin nutzt sie, wie die anderen Teilnehmer auch, für das eine oder andere Pläuschchen. „Dieser Kurs hier ist schon etwas Besonderes. Einerseits arbeitet hier niemand für sich. Und andererseits gibt es hier ein seltenes Erlebnis, nämlich Schrift zum Anfassen“, erklärt Kursleiter Michael Golf.

Begonnen hat die Akademie am Sonntag, unter anderem mit einem Konzert. Zum Motto „Von fremden Ländern und Menschen“ haben Bin Huang (Violine), Tomoko Nishikawa, Misha Namirovsky und Heiko Stralendorff (Klavier), Lars Hoefs und Alexander Suleiman (beide Cello) sowie Marco Thomas (Klarinette) eine Kostprobe ihres Könnens geboten.

Die zwei Wochen Sommerakademie sollen nicht nur ein Kursprogramm, sondern auch „Orte der Begegnung“ bieten, wenn es nach Kathrin Jacobs, der Leiterin des Neuburger Amtes für Kultur und Tourismus, geht. „Sowohl Amateure als auch Profis sollen von unseren Workshops profitieren“, sagt sie. Insgesamt nehmen in diesem Jahr 550 Gäste und fast 50 Dozenten teil. „Die Menschen sollen erst einmal in der Sommerakademie ankommen und das Ganze genießen. Die Kurse sollen auch eine entschleunigende Wirkung vom Alltagsstress haben“, so Kathrin Jacobs. Darüber hinaus wird ein interdisziplinärer Austausch angeregt. „Musiker sollen sich auch einmal im Bereich der Kunst versuchen können. Und Künstler Instrumente ausprobieren.“ Gelegenheiten dazu gibt es jedenfalls genug.

„Die Kurse sollen auch eine entschleunigende Wirkung haben.“

Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs

 

Bis zum 12. August darf in der Neuburger Altstadt ordentlich gemalt, musiziert und gesungen werden. Dann geht die 39. Etappe der Sommerakademie zu Ende. Mit einer „langen Akademienacht“. Diese beginnt übrigens schon vormittags um 11 Uhr. Dann können viele der Sommerakademiker noch einmal unter Beweis stellen, was sie in den ersten beiden Wochen des August gelernt haben.

Florian Wittmann