Schwabach
Kunst von außerordentlicher Stringenz und Dichte

Birgit Nadrau erhält den Schwabacher Kulturpreis für Rauminstallation "Invasion II" im ehemaligen Eisenwarengeschäft

06.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:20 Uhr
Preisverleihung im Stadtmuseum: Sandra Hoffmann-Rivero, Sparkassen-Vorstandsmitglied Daniela Heil, Preisträgerin Birgit Nadrau und Oberbürgermeister Matthias Thürauf (von links). −Foto: Schmitt

Schwabach (rsc) Die Schwabacher Kunstpreisträgerin 2019 heißt Birgit Nadrau.

Die 1971 in Erlangen geborene und heute in Leipzig wie Nürnberg arbeitende Künstlerin ist während der Vernissage zur elften Kunstbiennale Ortung im Schwabacher Stadtmuseum für ihre Rauminstallation "Invasion II" im ehemaligen Eisenwarengeschäft Prell an der Zöllnertorstraße ausgezeichnet worden.

"Was die Jury besonders beeindruckte, ist die äußerst konsequente Art und Weise, wie mit dem Raum als Ort und historischer Bezugsrahmen umgegangen wird", sagte Bezirkskulturreferentin Andrea Kluxen als Sprecherin des Preisgerichts. Der konkrete Schwabachbezug lasse nostalgische Erinnerungen an das Eisenwarengeschäft der Familie Prell als ehemalige Institution der Stadt, also an eine goldene Vergangenheit, entstehen.

Es sei eine "witzige, hintergründige, aber auch ernsthafte Installation", fügte Kluxen hinzu, "die ganz verschiedene Ebenen thematisiert und dies stimmig in einem vorgegebenen Raum umsetzt". Der durch jahrelangen Leerstand verwahrloste Laden scheint von Massen insektenhafter Wesen befallen zu sein. Jeweils zwei kleine Metallwinkel aus goldfarbenem Messing, wie es sie wohl auch einmal bei Prell gab, sind zu einer Art Insekt zusammengeschraubt und bevölkern einzeln oder in Gruppen Wände und Türen, quellen aus Öffnungen hervor und finden sich sogar an einem zurückgelassenen Besen.

Der Raum bekomme durch das Werk Nadraus eine neue Wertigkeit und könne auch als Frage an die Stadtentwicklung verstanden werden. Für die Jury wird der Betrachter dadurch "in einen Erfahrungsprozess weiterführender Fragen hineingezogen". Fragen, wie sie seit geraumer Zeit tatsächlich nicht nur für das Prell-Areal in der Stadt kursieren: Warum steht der Laden leer? Was passiert mit dem sich selbst überlassenen Raum? Wird er wieder ein Geschäft zur Stärkung der Innenstadt oder muss er einem Billiganbieter Platz machen? Es sei "ein Kunstwerk von außerordentlicher Stringenz und Dichte", sagte Kluxen, die auch noch eine Ankaufsempfehlung der Jury bekannt gab. Die Skulptur "Ist Schweigen Gold" von Tobias Freude auf der Mauer an der Synagogengasse würde "gerade dort einen für Schwabach großartigen Akzent setzen", so die Meinung der Ortung-Jury.

Aufgrund des Regens musste die im Museumspark geplante Preisverleihung zunächst in das Innere des Stadtmuseums verlegt werden. Im überfüllten Raum vor der Goldbox spürte Oberbürgermeister Matthias Thürauf trotz offener Tür "die wogende Hitze der Masse", kam aber dennoch zu einer klaren und eindeutigen Einschätzung. "Es ist die beste Ortung aller Zeiten", stellte das Stadtoberhaupt fest. Deshalb verneige er sich vor dem, was hier entstanden ist.

"Die Werke beeindrucken und gehen zu Herzen", schilderte Thürauf seine eigenen Gefühle vom Parcours mit 31 Stationen. Für Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero zeigt die diesjährige Ortung nicht ausschließlich "eine goldene Gegenwart", sondern eben auch Kritisches. "Andere Seiten der Medaille, einfach Schönes, aber auch Verstörendes. "