Hörzhausen
 Kunst mit Motorsäge und Schnitzermesser

SZ TRIFFT Dieter Mayr aus Hörzhausen, den Kreateur der Riesenschwammerl im Hagenauer Forst

09.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Dem Material Holz gehört seine Leidenschaft: Dieter Mayr aus Hörzhausen verarbeitet den natürlichen Rohstoff in seiner Werksttat oder auch im Freien zu Kunstwerken. - Foto: Staimer

Hörzhausen (SZ) Der Wald und Holz, das sind seine große Leidenschaft. Dieter Mayr gestaltet seit 20 Jahren Skulpturen aus heimischen Hölzern. Eines der jüngsten Werke des rüstigen Rentners ist das überdimensionale Steinpilzduo (kleines Foto) am neuen Radweg zwischen Hörzhausen und Sandizell.

 "Recht gut rausgekommen", findet Mayr seien seine zwei Riesenschwammerl direkt am neuen Radweg. Ein bisschen stand bei der Entstehung der Zufall Pate. Denn als gelernter Waldfacharbeiter ziehe es ihn, wie Mayr erzählt, immer wieder in den Forst. Bei einem seiner Spaziergänge sei er mit den Bauarbeitern am Radweg ins Gespräch gekommen. Was denn mit der Buche passieren solle, die da mitten auf dem Weg stand, habe er wissen wollen. Zu Schade, um zu Brennholz verarbeitet zu werden, fand Mayr.

Sein ehemaliger Chef und Revierleiter des Staatsforstes, Wolfgang Haller, wusste genau, was er tat, als er den Wurzelstock mit seinen 2,60 Metern Durchmesser einen Steinwurf vom Wanderparkplatz platzieren und für Dieter Mayr reservieren ließ. Er habe eben einen Ruf, meint Mayr. Und das scheint kein schlechter zu sein.

Bis zur Einweihungsfeier am 18. Juli 2014 waren die beiden überdimensionalen Steinpilze pünktlich fertig - einer nach Hörzhausen, der andere in Richtung Sandizell geneigt.

"Meine Skulpturen verkörpern Vorstellungen, Freiheit, Toleranz und Hoffnung - mit Bezug auf die Natur €, sagt Mayr. Er will den Rohstoff Holz dem Betrachter näher bringen, so wie er ihn selbst erlebt: voller Wärme, seiner harten wie weichen Seite und dem für ihn so faszinierenden Geruch. Das ist etwas Herrliches", findet Mayr und streicht fast schon liebevoll über eine Edelweißskulptur aus eigener Herstellung.

"Man kann das nur machen, wenn man sich intensiv mit Holz befasst €, plaudert Mayr munter drauf los. Seit 20 Jahren hat er sich der Holzkunst mit Kettensäge verschrieben. Damals noch neben seinem Beruf als Forstwirt. Seit zwei Jahren befindet er sich im Ruhestand. Langweilig wird es ihm nie. Er steckt voller Ideen. "Es macht einfach Spaß", antwortet der 66-Jährige kurz und knackig auf die Fragen, warum er mit seiner Motorsäge im Zeichen der Kunst loszieht. Gearbeitet wird meist an Ort und Stelle im Wald oder auf Brachflächen.

Seine Ideen kämen schlicht aus seiner Fantasie. Wenn er ein Stück Holz vor sich hat, weiß er sofort, was er damit anzufangen habe, meint Mayr. Besonders gern hat er markiges Material, das nicht ganz gerade gewachsen ist, mit Verwachsungen und Verwindungen. "Von der Natur ist vorgegeben, was sich daraus machen lässt. Das ist, was mich inspiriert." So entstanden Schnupftabakdosen, abstrakte Baumscheibenskulpturen, urige Stühle mit Auerhahnschnitzereien, ein Grizzly samt Honigtopf oder borkiger Weihnachtsschmuck samt Elchen und vieles mehr. Verarbeitet wird Linde, Buche oder Akazie genauso wie Nadelhölzer - allen gemein ist: Sie stammen aus dem Hagenauer Forst.

Außer ein paar Kreidestrichen auf dem Material habe er vorher keine Planskizze. Nachdem er mit der Motorsäge so manchem Stück seine Kontur gegeben hat, geht es an die Feinarbeit mit seinem reichen Arsenal an Schnitzmessern. Die Oberfläche fasst sich am Ende fast schon samtig an.

Bereits Anfang der 70er-Jahre habe er einen Kurs bei Bildhauer Karlheinz Torge in Ried besucht. Dort habe er gelernt, wie man das Schnitzwerkzeug benutzt, um ein Blumenrelief entstehen zu lassen. Aber die Zeit fehlte dem damals jungen Familienvater. Als dann sein Vater Andreas 1976 durch einen tragischen Arbeitsunfall im Wald starb, griff er wieder zum Werkzeug. Diesmal um ein Marterl zu schnitzen. Eben dieses Marterl - mittlerweile in die Jahre gekommen und marode - ist momentan auch wieder sein aktuellstes Projekt. Inspiriert von anderen Holzkünstlern will es Dieter Mayr demnächst mit der Gestaltung einer Eulenskulptur versuchen.