Hilpoltstein
Kunst in der Hand von Frauen

Kulturtage in der Hilpoltsteiner Residenz mit vielen Workshops

06.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Textilkunst bietet Uschi Müller-Hetzelein (oben rechts) bei den Frauenkulturtagen in der Residenz, eine Tanzaufführung gibt es von den Mädchen unter der Leitung von Corinna Pietzner (unten links) und Rita Maurer (unten rechts) zeigt ihr Können an der Harfe. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Frauenkultur pur: Mit geballter Power haben sich mehr als 30 Künstlerinnen aus der Region zusammengetan, um am Wochenende in der Hilpoltsteiner Residenz einen Querschnitt ihres Schaffens zu zeigen.

Wer den Auftakt verpasst hat, kann trotzdem in den Genuss kommen: Noch bis zum kommenden Sonntag finden die mittlerweile sechsten Frauenkulturtage statt. Alle zwei Jahre kommen Künstlerinnen zwischen Weißenburg und Erlangen zusammen, um gemeinsam ihre Bilder, Skulpturen, Fotos, aber auch Mediations- und Entspannungstechniken einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Nach 2012 in Roth unter dem Motto "ENDsorgt" und 2014 in Hilpoltstein zum Thema "Zeit" dreht sich diesmal alles um das Thema "Hoffnungsschimmer", und soll allen Frauen und auch Männern in diesen unruhigen Zeiten Optimismus spenden.

Nach der Eröffnung am Freitagabend durch Hilpoltsteins stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel, gab es am Samstag neben Vorträgen und Workshops auch mehrere Führungen durch die Räumlichkeiten der Residenz. Elke Küster-Emmer, die selbst mit Ausstellungstücken zum Thema "Kunst und Natur" sowie einer kulinarischen "Wein trifft Käse-Verköstigung" vertreten war, stellte dem überwiegend weiblichen Besuch die diesjährige Kunst samt Künstlerinnen vor.

So verwandelte sich der Seminarraum "Maria Henriette" in einen Dunkelraum, in dem es Lichtinstallationen in Form von innen beleuchteten Kugeln zu sehen gab, die den Sternenhimmel symbolisieren sollten. Die Künstlerin Ursula Distler aus Nürnberg zeigte eine weibliche Maske, die von Blitzen erhellt wurde und die den dazu passenden Titel "Energiegeladen" trug.

In diesem Raum gab es außerdem sprechende Bilder, die an die Wand projiziert wurden und zum Nachdenken anregen sollen, sowie die Demonstration einer tibetischen Energiebehandlung mit den Namen "Prananadi", die laut Carolina Kern, die diese fernöstliche Alternativmedizin vorstellte, Selbstheilungskräfte aktivieren soll.

In einem anderen Raum fand die Lesung "Heimisch in Ostfriesland" der "Wahlostfriesin" Eva Maria Schuster statt, die aber die meiste Zeit ihres Lebens in Hilpoltstein verbracht hat. Auch Daniela Zibi, die nach eigenen Angaben in Hilpoltstein "lebt und lacht", hielt einen Vortrag zum politischen Thema "Friedvoller Konsum", außerdem konnten die Besucherinnen mit ihr Schmunzelsteine beschriften, und den Workshop "Tänze aus verschiedenen Ländern" präsentierte sie ebenfalls. Rita Maurer, ihres Zeichen die "Ur-Ur-Großnichte des tapferen Schneiderleins", unterhielt mit originellen Zauberkunststücken oder lud immer wieder zu einem "zauberHarftem Viertelstündchen" mit ihrer Harfe ein, und beim Workshop "befreiende Trommeln" von und mit Ulrike Berndt konnte es auch richtig laut werden.

Das wurde es auch bei der Märchenstunde des Filztheaters "Schneckelinchen und das große Abenteuer", das Christine Lössl und Birte Künzel einstudiert hatten, denn die Kinder hatten richtig Spaß bei der kurzweiligen Geschichte. Gegen Lärm aller Art und im Besonderen gegen hallende Wände moderner Neubauten, helfen die Akustikbilder von Uschi Müller-Hetzelein, denn diese aus Wollfilz bestehende und mit Schwabacher Blattgold verzierten, großformatigen Wandbilder brechen den Schall, und sorgen damit für eine angenehme Raumakustik.

Neben dem Schnecken-Theater stand auch ein zauberhaftes Märchen für Erwachsene auf dem Programm, präsentiert von Christine Lössl und Rita Maurer. Einmal an Kinder, das andere Mal an Erwachsene richtete sich die Entspannungsreise mit Anna Juliette Bérengère. Die Hauptorganisatorin der Frauenkulturtage, Susana Bonke, zeigte eindrucksvoll, wie man Wohlstandsmüll neuen Sinn gibt. Zum einen mit ihrer Schmuckkollektion, aber auch mit Karin Haase, denn im "Upcycling-Workshop" entstanden aus alter Kleidung, Stoffresten, Knöpfen, Bändern und anderen gebrauchten Dinge ganz neue Kreationen.

Am Sonntag durfte folgerichtig auch nicht eine Modenschau mit Schmuck von Susana Bonke und Ursula Distler, indischer Sari-Mode von Chanchal Klinger, und Hüte der Textilkünstlerin Uschi Müller-Hetzelein fehlen. Und wer der Künstlerin Katharina Wagner eine ihrer idyllischen Fotokarten abkaufte, unterstützte mit seinem Betrag zu 100 Prozent das Anna-Wolf-Frauenhaus in Schwabach. Auch beim Stand der Pyraser-Brauerei hieß es: "Getränk gegen Spende" für diese Einrichtung, die misshandelten Frauen und deren Kindern Schutz und Unterkunft bietet.

Das alles ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem reichhaltigen Angebot der Frauenkulturtage in der Residenz. Wer mehr erfahren will, hat bis zum kommenden Sonntag Zeit, sich ein Bild von aktueller Kunst aus weiblicher Sicht zu machen. Am Dienstag, dem Weltfrauentag, gibt es außerdem ein Spezialprogramm nur für Frauen: unter anderem den Vortragsworkshop "Hoffnungsschimmer gibt's immer" mit klärender Systemaufstellung für Frauen, die sich entwickeln wollen. Von Donnerstag bis Samstag pausieren die Künstlerinnen. Am Sonntag gehen die Kulturtage um 18 Uhr mit einer Finissage und mit französischen Chansons von Anna Juliette Bérengère und Carolina Kern zu Ende. Mehr Informationen sowie die Öffnungszeiten gibt es auch im Internet unter www.frauenkulturtage.org.