Geisenfeld
Kunst-Buchs nur als letzter Notnagel

Kahlfraß durch den Zünsler: Verantwortliche des Schäfflertanzes befürchten Mangel an Material zum Binden ihrer Reifen

29.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:22 Uhr
Gut aufgelegte Schäffler bei einem ihrer Auftritte in der Tanzsaison 2012. In sattem Grün präsentieren sich ihre mit frischem Buchs gebundenen Reifen. Ob es dafür auch in der neue Saison 2019 genügend Rohmaterial in Geisenfeld geben wird, steht noch in den Sternen. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (GZ) Er frisst weiterhin die Geisenfelder Gärten kahl - der Buchsbaumzünsler. Aber auch den Verantwortlichen des hiesigen Schäfflertanzes bereitet der eingeschleppte Schädling schlaflose Nächte. Wird es im November - dann soll es mit dem Binden der Kränze losgehen - überhaupt noch Buchs geben, den man sich von den Geisenfeldern spenden lassen kann?

"Das könnte für uns wirklich ein gravierendes Problem werden", sagt Georg Dellermann, der im kommenden Jahr zum vierten Mal beim Geisenfelder Schäfflertanz als Hauptleiter fungieren wird. Etwa 35 Reifen müssten im Spätherbst wieder gebunden werden, und für jeden benötige man bestimmt über drei Kilogramm Buchs - "das ist in der Summe ein ganze Menge". Die man aber in der Vergangenheit leicht zusammenbrachte, weil ihn die Geisenfelder ja überschüssig hatten. Danach sieht es freilich nun heuer überhaupt nicht aus, ganz im Gegenteil: "Der Zünsler breitet sich im Stadtgebiet offenbar immer weiter aus", sagt Werner Weiß, Vorsitzender des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins.

Was aber tun, wenn es im November in Geisenfeld keinen verwertbaren Buchs mehr gibt? einen solchen irgendwo kaufen? Ober die Reifen mit künstlichem Buchs binden? Noch hegt man beim TV Geisenfeld Hoffnung, dass die Natur genügend Rohstoff liefern wird, denn eines steht für Georg Dellermann fest: "Kunst-Buchs kann nur der äußerste Notnagel sein."

Abgesehen vom Zünsler-Problem laufen die Vorbereitungen beim TV auf die neue Schäfflersaison nach Plan - und mit dem "Schäffler-Casting" wird Ende Juli die heiße Phase eingeläutet.

"Die Anmeldung wird wohl am letzten oder vorletzten Wochenende im Juli stattfinden", teilt der Hauptleiter mit. Gesucht werden 30 Tänzer und zwei Marketenderinnen, wobei die Kandidaten mehrere Kriterien zu erfüllen haben: Sie müssen volljährig, aber ledig, und zudem Mitglied im TV Geisenfeld sein. Letzteres sei wegen des Versicherungsschutzes nötig, erläutert Dellermann. "Unser Idealvorstellung wäre es im Sinne eines homogenen Bildes, dass alle außer den beiden Arrangeuren 18 bis 26 Jahre alt sind", sagt der Schäffler-Hauptleiter.

Und Zeit müssen die Bewerber haben, betont er. Dies gelte nicht nur für die Tanzsaison selbst, sondern auch bereits für das Training, mit dem am Wochenende nach dem Geisenfelder Volksfest begonnen wird. "Zweimal in der Woche wird geprobt, und da müssen im Regelfall alle da sein." TV-Chef Harald Bruckmeier ist überzeugt davon, dass sich genügen Interessenten finden werden. "Ich meine, für jeden jungen Geisenfelder Burschen sollte es eine Ehre sein, einmal die rote Jacke des Schäfflertanzes zu tragen. Und jedem Teilnehmer verspreche ich schon heute eine erlebnisreiche Zeit, die er sein Leben lang nicht mehr vergessen wird."

Gerhard Kohlhuber