Ingolstadt
Kunst auf Knopfdruck

Im Kap 94 gibt es jetzt einen Kunstautomaten - bestückt ist er mit handgemachten Objekten

19.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:15 Uhr
Die Künstlerinnen Eva Kisslinger (v. l.) und Andrea Giesen sowie Vereinsvorsitzender Gregor Floßmann freuen sich über den Kunstautomaten im Kap 94. Auf dem Bild zeigen sie, wie man ihre Kunstwerke verwenden kann. −Foto: Brandl

Ingolstadt (mbl) Zigaretten aus dem Automaten - noch gibt es das.

Süßigkeiten, Sandwiches und Kaffee gegen Geldeinwurf? Längst Normalität bei vielen Gelegenheiten. Doch Kunst, die sich aus dem Automaten ziehen lässt? In der Kunst- und Kulturwerkstatt Kap 94 ist das jetzt möglich. Für ein paar Euromünzen lassen sich dort kreative kleine Kunstwerke auf Knopfdruck erwerben - vom Button bis zum Trinktierchen.

Das Kap 94 ist nicht nur Veranstaltungsort für ein alternatives Kulturprogramm in der Stadt, sondern bietet lokalen Künstlern und Kunsthandwerkern zudem die Möglichkeit, dort ihre Kreativität auszuleben und die Ergebnisse zu präsentieren. Mit dem Kunstautomaten hat der Verein dafür jetzt eine neue Möglichkeit geschaffen. Der Automat, der sich rein äußerlich nicht von anderen Geräten dieser Art unterscheidet, hängt im rechten Gang gleich nach dem Eingangsbereich. Dort ist es zwar düster und eng, wen der Heißhunger auf Süßes in diese Richtung treibt, kommt aber von selbst daran vorbei, hängt der Automat mit Süßwaren doch gleich daneben. Statt Schokoriegel und Gummibärchen reihen sich im Kunstautomaten nette Kleinigkeiten aneinander: Darunter geflochtene Happy-Hippie Blumenkränze, praktische Feuerzeughalter, hergestellt durch Upcycling mit Fahrradschläuchen, und gehäkelte Armbänder. Originelles verbirgt sich in weiteren Fächern: Glücksorden, Geschenkwimpelkarten, kleine Buttons als Ringschmuck oder zum Anstecken, bunte Trinktierchen zum Markieren von Flaschen und Gläsern, und kleine Überraschungsboxen, die sogenannten Kap-Klüb, deren Inhalt sich erst nach dem Kauf offenbart.

"Uns als Künstlern stellt sich die Frage, wo wir Möglichkeiten finden, etwas anzubieten", sagt Karin vom Verein. Der Automat habe sich da als praktische und zugleich ungewöhnliche Option aufgetan. "Die Kunst kommt damit im Alltag der Menschen an", sagt Eva Kisslinger, die die Trinktierchen aus bespielten Stofftieren anfertigt. Mrs. Ravealot, wie sich die Künstlerin nennt, steuert außerdem die Halter fürs Feuerzeug, Freundschaftsbänder und die Orden zum künstlerischen Automatensortiment bei. "Man kennt ja die Redewendung ?Du hast dir einen Orden verdient', die man unter Freunden oft hört, wenn jemand etwas Besonderes geleistet hat", erzählt sie. So sei sie auf die Idee gekommen, aus Kronkorken, Knopflochseide und Glasperlen genau solche Orden zum Verschenken zu kreieren.

Die Blumenkränze stammen vom Ingolstädter Künstler Tom Parthum. Die Buttons mit auswechselbaren Motiven von Andrea Giesen. Sie fertigt sie auch auf Wunsch an. "Normalerweise erfahre ich so, welche Motive die Leute sich aussuchen", sagt sie. Beim Automaten sei das anders. "Da finde finde ich es spannend, die Buttons irgendwann auf der Straße zu entdecken, wenn sie getragen werden. " Beim Bestücken des Automaten seien dem Einfallsreichtum der Künstler kaum Grenzen gesetzt, so Vereinsvorsitzender Gregor Floßmann. Demnach sei es denkbar, auch Musik auf Datensticks oder per QR-Code zum Downloaden anzubieten, oder aber auch Gedichte und kurze literarische Texte. "Schön wäre es natürlich, einen solchen Automaten in der Stadt in einem geschützten Bereich aufstellen zu können. Etwa in einem Lokal", sagt Floßmann.

Derzeit befindet sich das Kap 94 in der Sommerpause. Gelegenheit, sich am Kunstautomaten im Eingangsbereich etwas auszusuchen, gibt es in der Regel dennoch. Es sei fast immer jemand anwesend, heißt es seitens des Vereins. Einer der ersten Veranstaltungstage nach der Pause ist der 8. September. Dann hat das Kap zum Tag des offenen Denkmals geöffnet. Mehr Informationen gibt es unter www. kap94.de.