Kulturtempel ohne Kulturleben

16.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Zu den Berichten "Heuer steht die Heizung an" und "So viel Potenzial" (EK vom 15. Juni 2016):

Nur damit ich es auch richtig verstanden habe: einem jährlichen Defizit von circa 500 000 Euro für das Alte Stadttheater, das noch mal genau für welche kulturelle Bereicherung dieser Stadt steht(), steht ein Etat für die Kulturtage in Höhe von 7500 Euro für einen Werksvertrag gegenüber?

Ach, da steht €˜s ja, Hochzeiten machen das Haus voll und der Caterer kann auch ganz gut leben. Nicht zu vergessen, das letzte kommunale Kino in ganz Bayern, das auch nur Dank des selbstlosen Herrn Feigl existieren kann. Nächstes Jahr werden €˜s dann mal locker 800 000 Euro Defizit, aber das stemmen wir doch locker, frei nach dem Motto, es könnte auch noch viel schlimmer sein.

In dieser Kleinstadt ist für Kultur nie Geld da. Nicht für die Kulturtage, die sich in den Händen von Maria Bartholomäus hervorragend entwickeln (aber auch nur weil sie schon längst aufgegeben hat, ihre Arbeitsstunden zu zählen), nicht für die Sanierung des Stadtbahnhofes zum soziokulturellen Zentrum, nicht für ein Kulturreferat mit hauptamtlichem Personal und Etat, nicht für eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit für Kultur und schon gar nicht für all die ehrenamtlich organisierten Kulturhighlights von Akkufish bis zu den Kulturtagen. Ganz zu schweigen von einer Innenstadtmoderatorin, die mal eben so in nichtöffentlicher Sitzung abgesägt wird, justament genau dann, als ihre Arbeit anfängt Früchte zu tragen, speziell mit dem Projekt Leergut, das endlich mal ein Kulturförderprojekt gewesen wäre.

Für vieles ist Eichstätt schlicht zu klein, das haben wir uns in letzter Zeit auch von der Standortbeauftragten Beate Michel sagen lassen müssen, als es beispielsweise um die Ansiedlung von Filialisten in der Innenstadt ging. Aber für einen Kulturtempel ohne Kulturleben, da reicht's in jedem Fall noch. Das Haus ist für Kulturschaffende oft schlicht nicht zu gebrauchen. Für große Künstler, die entsprechend Publikum ziehen, ist es zu klein und für kleine Kunst zu teuer. Walter Haber weiß schon, warum er nur mit ganz speziellen Künstlern in das Asthe geht, weil es sich in der Regel nicht rechnet. Ob aber die öffentliche Hand den bei weitem größten Batzen an Kulturfördermitteln in Beton statt in Köpfe investieren sollte, dahinter muss ein großes Fragezeichen stehen.

Tom Muhr

Eichstätt