Eichstätt
Kulturtage 2.0?

Junger Verein plant viertägige Veranstaltung im Hofgarten - Lebhafte Debatte im Stadtrat

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
Sebastian Heimisch (links) und Manuel Frey (rechts) präsentierten im Stadtrat das Konzept für mögliche Kulturtage 2018. Dabei hatten sie keinen leichten Stand. −Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Die Rettung der Eichstätter Kulturtage naht - oder auch nicht. Ein Verein namens VEKE (Verein zum Erhalt und Förderung der regionalen Kultur und Jugendkultur in Eichstätt e.V.) möchte den Hofgarten vom 12. bis 15. Juli 2018 bespielen und stellte das entsprechende Konzept unter dem Titel "Kulturtage 2018" dem Stadtrat vor. Ergebnis: Es gibt noch viel Redebedarf.

In erster Linie ging es natürlich ums Geld: Der Verein plant für die viertägige Veranstaltung mit einem Etat von 30000 Euro - 10000 Euro davon soll die Stadt beisteuern, so die VEKE-Vertreter Sebastian Heimisch und Manuel Frey vor dem Gremium. Ein grobes Programm präsentierten sie ebenfalls: So soll es unter anderem Poetry Slam, Freilichtkino, einen Kabarettabend, einen Abend mit "drei Mundart-Bands (modern)", eine "Kinderolympiade" und ein Jazz-Frühstück geben. Nicht zu vergessen: die Liveübertragung des WM-Finales. Das Ganze soll sich hauptsächlich auf und vor einer zentralen Bühne vor der Sommerresidenz abspielen. Heimisch und Frey räumten ein, dass vieles noch in der Schwebe sei und ordentlich Zeitdruck bestehe: "Wir hinken mit den Planungen zwei Monate hinterher." Entsprechend wichtig sei eine rasche Zuschusszusage durch den Stadtrat. Grund für die Verspätung sei eine fehlgeleitete Mail, die die Stadt schon im Oktober hätte erreichen sollen.

Dem Drängen mochte sich das Gremium freilich nicht beugen: Freundlich wurde zwar durchaus Wohlwollen signalisiert, es gab aber auch deutliche Warnschüsse. Dabei ging es um die Nutzung des Titels "Eichstätter Kulturtage", was vielen Stadträten offensichtlich heftige Bauchschmerzen bereitete: Die Kulturtage seien eine Institution, bemerkte beispielsweise der frühere Kulturbeauftragte Günther Köppel (FW). "Ich begrüße einen Neustart", aber diese Marke dürfe nicht beliebig verwendet werden, ließ er durch die Blume klingen. Die aktuelle Kulturbeauftragte Maria Lechner (ÖDP) ging in dieselbe Richtung: Die geplante Veranstaltung habe "einen anderen Grundcharakter" als die bisherigen Kulturtage. Generell sei die Kultur in Eichstätt "im Schwebezustand, in der Krise", fuhr sie fort und verwies auf den laufenden Bürgerantrag der Gruppierung "Achtung Kultur" unter anderem zur Schaffung einer hauptamtlichen Stelle. Daher müsse "sehr gut überlegt werden".

Lechner forderte von den VEKE-Vertretern "Geduld und Kommunikation" - Letztere vor allem mit den Organisatoren früherer Kulturtage. Das fand auch Köppel "dringend nötig". Dass sie mit Jugendhausleiter Bernd Zengerle in Kontakt stünden, wie Heimisch und Frey betonten, trug wenig zur Beruhigung bei. Klaus Bittlmayer (Grüne) lobte zwar das "coole Konzept", warnte aber davor, die etablierten Kulturschaffenden zu brüskieren. Er sprach von einem "Schuss aus der Hüfte": "Seit zwei Jahren wird hier über die Kultur debattiert. So macht's keinen Sinn."

Dies richtete sich allerdings weniger gegen das Anliegen von VEKE als vielmehr gegen Oberbürgermeister Andreas Steppberger, der das Thema kurzfristig auf die Tagesordnung gehoben hatte. Auch Fred Pfaller (SPD) fühlte sich "unter Druck gesetzt": Er habe "keinen Bock mehr" darauf, über Dinge entscheiden zu müssen, "von denen wir zum ersten Mal hören". Steppberger verteidigte sich damit, dass der Stadtrat über die Mittelvergabe entscheide und die Zeit dränge.

Das Gremium war sich schließlich einig, die Angelegenheit in den Kulturausschuss zu verweisen. Dafür seien aber weitere Unterlagen nötig, wie Tanja Schorer-Dremel (CSU) anmahnte, die das Konzept als "nicht besonders ausgegoren" bewertete. Günther Köppel sah's ähnlich: "Je konkreter die Fakten, umso leichter tun wir uns mit der Entscheidung."

Heimisch und Frey machten deutlich, dass sie nicht unbedingt am Namen Kulturtage hängen: "Die Veranstaltung kann auch anders heißen" und müsse auch nicht unbedingt 2018 stattfinden. Außerdem bedankten sie sich höflich für den "wichtigen Input" während dieser etwa einstündigen Debatte.

Sie sollten sich nicht entmutigen lassen, meinte Maria Lechner am Schluss, während Adalbert Lina (FW) fast schon ein wenig Mitleid mit den beiden VEKE-Vertretern offenbarte: "Gell, jetzt haben wir euch a bissl erschreckt."

HINTERGRUND

Der Verein VEKE hat sich Anfang 2017 gegründet und besteht nach eigenen Angaben aus rund 20 Mitgliedern. Seinen Sitz hat er in der Kardinal-Schröffer-Straße 90 in Eichstätt und wird vertreten durch die Vorstände Simon Fichtl, Christian Buchner, Markus Lautenschlager und Sebastian Heimisch. Der Verein möchte "Kulturveranstaltungen aller Art durchführen und andere Vereine bei der Durchführung unterstützen - egal ob Q-Party oder Klavierkonzert", ist der Homepage (www.veke-ev.de) zu entnehmen. Wie Sprecher Sebastian Heimisch auf Anfrage unserer Zeitung erläuterte, hat sich der Verein aus einem Freundeskreis gebildet, der schon einige Veranstaltungen durchgeführt hat - unter anderem Oberstufenpartys und den Rosenmontag im Kolpingsaal. Mit VEKE solle nun ein breiteres Spektrum abgedeckt werden. In Bezug auf die Kulturtage 2018 ist Heimisch mittlerweile pessimistisch: Nach der Debatte im Stadtrat werde es wohl auf eine abgespeckte Version hinauslaufen. | kno