Dietfurt
Kulturhistorisch bedeutend

Laberschwalle sind mehr als beliebte Fotomotive - Historische Bewässerungsanlagen sind gefährdet

29.01.2021 | Stand 04.02.2021, 3:34 Uhr
  −Foto: Patzelt

Dietfurt - Sie sind sowohl im Sommer als auch im Winter reizvolle Anlaufpunkte in der Naturlandschaft - die Laberschwalle.

Entlang der Weißen und der Wissinger Laber existieren noch 24 dieser historischen Bewässerungsanlagen. Dem Erhalt der Wasserschwalle hatte sich zunächst der Arbeitskreis Umwelt der Agenda 21 in Dietfurt angenommen. Nun will auch die Stadt Dietfurt "ein oder zwei" Schwalle sanieren (siehe eigenen Bericht).

Der Begriff Laberschwalle ist vielen unbekannt. Aber die kleinen Brücken zwischen Dietfurt und Breitenbrunn haben Einheimische und Besucher des Altmühltals schon oft gesehen. Häufig dienen die verwitterten Steinquader im Flusslauf als beliebtes Fotomotiv. Je nach Breite des Gewässers bestehen die historischen Bauwerke aus bis zu vier Steinpfeilern. Die Flussüberquerung ermöglicht eine horizontal verlegte Steinsäule. So kommt man dem Begriff "Brücke" doch ziemlich nahe.

Der Agenda 21 Arbeitskreis Umwelt in Dietfurt nahm sich ab 2003 über die Gemeindegrenzen hinweg dieser kulturhistorisch bedeutenden Bauwerke an. Die Lage der Schwalle wurde in eine Karte eingezeichnet sowie der aktuelle Zustand bewertet.

Zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein versuchte man, im hinteren Labertal Richtung Staadorf einige dieser Schwalle wieder instand zu setzen beziehungsweise den derzeitigen Zustand zu erhalten. Leider sind viele Schwalle bereits stark zerfallen und einige nur noch ansatzweise zu erkennen. Im besten Erhaltungszustand befinden sich noch die direkt an Mühlen gelegenen Bauwerke. Um den Lauf des Wassers zu regulieren, waren diese Schwalle länger in Betrieb.

Wozu dienten eigentlich die Laberschwalle? Durch sie konnte eine gezielte Flutung der Auwiesen erreicht werden. Dies ermöglichte den Bauern im Hochsommer ein zweites Mähen. Die Anlieger hatten sich jeweils zum Bau eines Schwalles zusammengeschlossen. Mit Hilfe von Holzplatten, den "Schützen", konnte das Wasser eine Zeit lang gestaut werden. Die runden Aussparungen, in denen die Hölzer zum Herunterlassen der Schützen eingesetzt waren, sind noch heute in den Steinquadern klar auszumachen. Bis zu 50 Meter lange, teilweise gemauerte Gräben dienten dazu, den Abfluss des Wassers besser kontrollieren zu können.

Noch heute stammen viele Besitzer der Auwiesen im Tal aus höher gelegenen Ortschaften. Umgekehrt besitzen viele Landwirte des Tales Wälder und Nutzflächen in den höher gelegenen Gebieten. Aber auch die Brückenfunktion darf keinesfalls außer Acht gelassen werden. Oft führte beispielsweise der Schulweg der Kinder über die Schwalle. Von ehemaligen Ministranten aus Hainsberg und Muttenhofen ist überliefert, dass der Messgang mit dem Pfarrer ebenfalls über den Schwall, dem einzig trockenen Weg über die Laber, führte.

Für die Bewässerung der Wiesen gab es strenge Vorgaben. Genauestens festgelegt war, wann und wie viele Tage die Schwalle angestaut werden dürfen. Dies war wichtig, um den umliegenden Orten nur das unbedingt benötigte, kostbare Nass zu entziehen.

Ältere Einwohner erzählen, dass es im Labertal bei Dietfurt bis in die 1970er-Jahre Flutungen gab. Manche hätten sogar im angestauten Wasser das Schwimmen gelernt.

Auch Ehrenbürger Franz Kerschensteiner hat Informationen über die Schwalle zusammengetragen und gesammelt. Der ehemalige Dietfurter Heimatpfleger fand dabei Aufzeichnungen aus dem Jahr 1645 über einen Laberschwall. Es heißt darin unter anderem, dass Emeran Störzer zur Bewässerung seiner Wiesen in der Nähe von Haas "Am Hohen Fall" einen Schwall errichten ließ. 1710 baute die Stadt Dietfurt gemeinsam mit den Eigentümern der Wiesen "Auf der Lust" einen Schwall. Und 1793 stand eine Erneuerung des "Leedererschwalls" beim sogenannten Potaschenhäusl an.

Eva Martiny, die Besitzerin der Obermühle und des Quelltopfes in Mühlbach, hat einen Schwall sanieren lassen. Er ist, im Gegensatz zu den Schwallen im Labertal, noch in Betrieb. Der Schwall wird für die Führung des Wassers zum Mühlrad und damit zur Stromgewinnung benötigt. Bei der Sanierung wurden die noch vorhandenen Steinquader des früheren Schwalls wieder eingebaut, fehlende Steine erneuert.

pa