Nürnberg
Kultur auch ohne Europa stärken

Metropolregion sucht nach gescheiterter Bewerbung zur Kulturhauptstadt Zukunftsprojekte

24.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:36 Uhr
Die Blumen lagen am 28. Oktober im Nürnberger Rathaus bereits bereit - dann kam die Hiobsbotschaft: Chemnitz hat den Zuschlag. −Foto: Karmann,dpa

Nürnberg - In die Röhre hat nach der Niederlage der Nürnberger Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2025 auch die gesamte Metropolregion geschaut. Ursprünglich haben von Altdorf über Hassfurt bis Roth über 40 Gebietskörperschaften Nürnberg ihre finanzielle Unterstützung für das geplante Kulturspektakel zugesichert.

Nach der Faustregel "Ein Euro pro Einwohner" hat sich auch die Stadt Fürth mit rund 130000 Euro an der Bewerbung beteiligen wollen. Nach der schmerzlichen Niederlage im Finale gegen Chemnitz hat sich die Kleeblattstadt wohl nach dem Motto "Jetzt erst recht" nun entschieden, mit diesem Geld ein Förderpaket für die Fürther Kulturszene auf den Weg zu bringen.

Damit will die Fürther Kulturreferentin Elisabeth Reichert (SPD) "nicht zuletzt die durch die Corona-Pandemie besonders betroffene Künstlerszene unterstützen". Um die schwierige Lage der Kreativen in der Krise kurzfristig zu verbessern, brauche es vor allen Dingen bezahlbare Räume für Kunst und Kultur. Steigende Mieten für Ateliers und Proberäume würden momentan auf eine zunehmend prekäre Situation der Künstler treffen. Die Corona-Pandemie wirke für dieses wachsende Problem wie ein Brandbeschleuniger.

Deshalb wolle Fürth das übrig gebliebene Geld für ein finanzielles Unterstützungsprogramm der Fürther Kulturszene verwenden, so Reichert. Neben den geplanten Mietzuschüssen für Atelierräume will das Kulturreferat mit einer Freiluftbühne im Sommer in der Kleeblattstadt auch zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten für Künstler schaffen.

Im Erlanger Rathaus macht sich Kulturreferentin Anke Steinert-Neuwirth nach dem Scheitern der Nürnberger Bewerbung offensichtlich besonders Gedanken über die Zukunft der kulturellen Zusammenarbeit in der gesamten Metropolregion. Gemeinsame Projekte beispielsweise zur Erinnerungskultur wolle man auch nach dem Aus der Nürnberger Bewerbung weiter vorantreiben, teilt Steinert-Neuwirth auf Anfrage mit. Das Kultur-Forum in der Metropolregion könne dabei als Anlaufstelle und Motor wirken, findet die Erlanger Kulturreferentin und verweist auf zwei Sitzungen, die zuletzt im Dezember 2020 und im Februar 2021 dezidiert zum Thema "Zukunft der Projekte für eine Kulturregion" stattgefunden hätten.

Derweil versucht auch Nürnberg selbst trotz Corona-Krise und Kulturhauptstadt-Niederlage nicht den Kopf in den kulturellen Sand zu stecken. Für die Weiterentwicklung von Projekten aus der Bewerbungsphase wie die Umgestaltung der ehemaligen NS-Kongresshalle zum modernen Kreativzentrum will die Stadt ganz aktuell im März 600000 Euro bewilligen. Klar scheint jedoch auch, dass der Kultur in der Region durch die gescheiterte Nürnberger Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt erhebliche Finanzmittel vorerst wohl für immer entgangen sind. Allein der Etat für das Kulturhauptstadt-Festivaljahr hätte im Jahr 2025 rund 85 Millionen Euro betragen.

HK

Nikolas Pelke