Eichstätt
Künstler und Seelsorger

Scherenschnitte des Berliner Pfarrers Melchior Grossek sind in einer Sonderausstellung des Domschatz- und Diözesanmuseums zu sehen

19.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:15 Uhr

Im intensiven Gespräch über Melchior Grossek zeigten sich Generalvikar Isidor Vollnhals, Diözesanmuseumsleiter Emanuel Braun, Adalbert und Erika Klein sowie Melanie Mehring vom Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen (von links). Zahlreiche Scherenschnitte des 1967 verstorbenen Pfarrers sind derzeit in Eichstätt zu sehen. - Fotos: smo

Eichstätt (EK) Priester mit Steckenpferd: Melchior Grossek war nicht nur Seelsorger Anfang des 20. Jahrhunderts. Er war auch Künstler – bis heute vielfach unbeachtet. Jetzt sind Werke aus seinem Oeuvre im Diözesanmuseum zu sehen.

Eichstätt (EK) Priester mit Steckenpferd: Melchior Grossek (1889-1967) war nicht nur Seelsorger Anfang des 20. Jahrhunderts. Er war auch Künstler – bis heute vielfach unbeachtet. Jetzt sind Werke aus seinem Oeuvre im Diözesanmuseum zu sehen.

Grossek, ein gebürtiger Niederschlesier, kann sich dabei in eine Reihe von Geistlichen stellen, die auf ähnliche Weise ihre Hobbys mit dem Beruf verknüpft haben. Der Leiter des Domschatz- und Diözesanmuseums, Emmanuel Braun, erinnerte bei der Eröffnung der Ausstellung an Priester, die Literaten, Heimatforscher oder Naturwissenschaftler waren. „Grossek ist der Seelsorge treu geblieben“, sagte Braun. Aber: „Er hat sein künstlerisches Schaffen der Seelsorge untergeordnet und in seinen Dienst als Pfarrer genommen.“ Er sei dabei nicht als Künstler aufgetreten. Wohl deshalb habe ihm die Kunstgeschichte keine große Beachtung geschenkt. Das hat sich in den letzten Jahren geändert.

Eines von Grosseks Pfarrkindern in Berlin-Lichterfelde, Adalbert Klein, hat sich der künstlerischen Sammlung angenommen. Mit einigen von Melchior Grosseks Werken unter dem Arm stand Klein eines Tages beim Oberschlesischen Landesmuseum (OLSM) in Ratingen vor der Tür. Melanie Mehring, die die Ausstellung konzipiert und während ihres Volontariats beim OSLM Grosseks Werk inventarisiert hat, sprach von einer „beachtenswerten Sammlung“ einer „vielseitig und interessanten Priesterpersönlichkeit“. Melchior Grossek habe nicht nur soziales Engagement in seinem geistlichen Amt in Lichterfelde gezeigt. Mehring verwies auch auf das absolvierte Nebenstudium an der Kunstakademie Breslau und die Veröffentlichung der ersten Mappe 1923. Die Scherenschnitte stellte er seinerzeit unter den Titel „Gestalten des Todes. Ein Totentanz des Weltkriegs“.

Auch das „Leben“, ein Zyklus mit 33 Schnitten aus dem Leben Jesu, habe sie beeindruckt. Beide Werke sind übrigens im Diözesanmuseum zu sehen. Mehring wie Braun formulierten als Ziel der Ausstellung: „Melchior Grossek als Künstler einem noch größeren Publikum bekanntzumachen.“ Die Ausstellung nach Eichstätt vermittelt hat übrigens der frühere Regens des Priesterseminars, Professor Ludwig Mödl. Der emeritierte Wissenschaftler, der in vergangenen Tagen seinen 75. Geburtstag feierte, hat für den Ausstellungskatalog einen großen Artikel geschrieben. Generalvikar Isidor Vollnhals sprach in diesem Zusammenhang von einem „Meilenstein in der Forschung zu Melchior Grossek“.

Die Ausstellung ist noch bis 30. Juni zu sehen. Geöffnet ist das Museum jeweils Mittwoch bis Freitag von 10.30 bis 17 Uhr, am Samstag sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr.