Eichstätt
Künftige Sozialarbeiter werden umworben

80 soziale Einrichtungen stellten bei der Praxisbörse auf dem Eichstätter Campus ihr Berufsfeld vor

25.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:23 Uhr
Was bedeutet es, in einem Kinderheim zu arbeiten? Welche Fähigkeiten muss man für einen spzialpädagogischen Beruf mitbringen? Über solche Fragen informierten sich Studierende der KU direkt bei potenziellen Arbeitgebern. −Foto: Schiavone

Eichstätt (EK) Bereits zum 18. Mal hat die Fakultät für Soziale Arbeit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) eine Praxisbörse für Studierende und Studieninteressierte veranstaltet. Der Fachkräftemangel ist so stark, dass sogar eine Einrichtung aus Berlin anreiste.

Es herrschte lautes Treiben auf den Gängen des Kollegiengebäudes und des Kapuzinerklosters. Denn die alljährliche Praxisbörse "Get connected" brachte wieder künftige Sozialarbeitende, Heilerziehende und Pädagogen mit potenziellen Arbeitgebern zusammen. Nachdem die Praxisbörse im vergangenen Jahr noch im alten Stadttheater stattgefunden hatte, präsentierten sich die verschiedenen sozialen Einrichtungen heuer wieder auf dem Campus der KU.

Mehrere Hundert Studierende und Studieninteressierte tummelten sich an den Ständen der verschiedenen sozialen Einrichtungen. Fragen zu Praktika und den beruflichen Möglichkeiten in den sozialen Berufen standen im Mittelpunkt der Besucher: Wie kann ich mir die Arbeit in einer Familienwerkstatt vorstellen? Welche Zukunftsperspektiven bietet der öffentliche Dienst? Die Studierenden der KU aus dem Bereich Soziale Arbeit wollen es ganz genau wissen.

Die Beliebtheit der Praxisbörse wächst aber nicht nur bei den Eichstätter Studierenden, sondern auch bei den Ausstellern. Rund achtzig Anbieter sozialer Dienste waren in diesem Jahr an der Praxisbörse vertreten, ein "Spitzenwert" für die KU, wie Michael Schieder, Organisator und Lehrbeauftragter an der Fakultät für Soziale Arbeit, sagte. Mittlerweile stellen sich aber nicht mehr nur Einrichtungen aus dem Landkreis und der Region vor, sondern aus ganz Deutschland, wie Schieder erklärte: "Das Interesse an der Praxisbörse steigt von Jahr zu Jahr und geht auch über unsere Region hinaus." Es kämen immer mehr Einrichtungen aus dem oberbayerischen Raum hinzu, zusätzlich sei heuer sogar eine Einrichtung aus Berlin dabei. "Wir dehnen uns also aus und dass, ohne viel Öffentlichkeitsarbeit machen zu müssen."

Der Fachkräftemangel führte das gemeinnützige Kreativitätsschulzentrum aus der Bundes-Hauptstadt nach Bayern: "In Berlin haben wir einen hohen Bedarf an Kinder- und Jugendhilfe und dementsprechend auch einen starken Personalmangel", erklärte Geschäftsführer Sebastian Schimming. Die Entscheidung, den Nachwuchs in Eichstätt anzuwerben, ist aber nicht ohne Grund gefallen. Schimming schätzt die "gute Ausbildung" der Katholischen Universität, nicht zuletzt, weil sein Mitarbeiter Michael Gruber an der KU studiert hat und mittlerweile den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe der gemeinnützigen Organisation leitet. Für den Alumnus Michael Gruber war klar, dass die Eichstätter Praxisbörse mehr als nur eine gute Option ist: "Ich kenne viele Freunde und ehemalige Kommilitonen aus Eichstätt, die im sozialen Bereich arbeiten und nach ihrem Studium nach Berlin gegangen sind. Warum also nicht gleich an der KU werben?" Wie die Arbeit in dem Kreativitätsschulzentrum aussieht, erläuterte der KU-Absolvent auch in seinem Gastvortrag.

Denn parallel zur Praxisbörse stellen vereinzelte Fachkräfte unter "lebendige Praxis" ihr Arbeitsfeld im Detail vor. Eine Vortragsreihe, die sich laut Michael Schieder in den vergangenen Jahren bewährt hat: "Was bedeutet es, in einem Kinderheim zu arbeiten? Welche Fähigkeiten muss man da mitbringen und was wird von einem erwartet? In den Vorträgen erhalten die Studierenden tieferen Einblick in den Berufsalltag."

Neben kirchlichen diakonischen Werken und den öffentlichen Einrichtungen wie Jugend- und Sozialämtern sind aber auch immer mehr private Einrichtungen an der Praxisbörse vertreten. Familienwerkstätten, Kinderhäuser, Kitas und sogar ein Hochseilgarten präsentierten sich. Der Bedarf an sozialpädagogischem Personal ist in vielen Arbeitsfeldern gefragt.