Ingolstadt
Küken in Not

In der Staufstufe geraten öfter junge Gänse und Enten in den Sog der Turbine Rettung gibt's nur selten

11.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:09 Uhr

Die Retter setzen die Entenküken an sicherer Stelle im Stausee wieder ins Wasser.

Ingolstadt (DK) Immer wieder spielen sich an der Staustufe derzeit dramatische Szenen ab, wenn Gänse- und Entenkinder am Wehr in den Sog der Turbine geraten und verzweifelt gegen die Wassermassen ankämpfen. Selten, so wie am Mittwochnachmittag, gelingt eine Küken-Rettungsaktion.

Mit der großen Baggerschaufel befreiten Mitarbeiter des Wasserkraftwerks und der Glaserei Lenz Kraus die Flaumbällchen aus ihrer misslichen Lage und setzten sie an sicherer Stelle wieder in den Stausee. Doch so ein Happy End ist eher selten.

So beobachtete eine Ingolstädterin am Vormittag des gleichen Tages, wie der Nachwuchs der Nilgänse in die Falle am Stauwehr geriet. Schon von Weitem hörte sie die aufgeregten Schreie der Elternvögel. "Wenn man ohnmächtig zuschauen muss, wie die Gänseküken um ihr Leben strampeln, lässt das keinen kalt", meint die Frau. "Es sind doch die Menschen, die hier in den Lebensraum der Tiere eingreifen. Beim Betreiber sitzen bestimmt Ingenieure, die sich eine Konstruktion einfallen lassen können, die garantiert nicht teurer ist als die Fischtreppe. "

Zumal diese Szenen sich Jahr für Jahr wiederholen: Denn immer im Frühjahr, just wenn die Küken schlüpfen, steigt oft der Wasserstand des Stausees und verstärkt die Strömung Richtung Wehr. Der Ingolstädter Landesbund für Vogelschutz (LBV) kennt das Problem längst: "Wir werden bei Hochwasser regelmäßig angerufen, wenn wieder Küken in den Sog geraten", erklärt Vorsitzender Rudolf Wittmann. "So kann das nicht weitergehen."

Der LBV hat bereits von Uniper, dem Betreiber des Wasserkraftwerks, Abhilfe gefordert. "Es muss eine Ausstiegshilfe gebaut werden. Das ist zwar technisch aufwendig - aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg." Doch Uniper habe abgelehnt - laut Wittmann mit Hinweis darauf, dass die Küken es überstehen würden, über die Turbine gezogen zu werden. "Angeblich kommen sie am anderen Ende wieder lebendig heraus." Der Vogelschützer bezweifelt das. "Außerdem paddeln die Küken vorher stundenlang ängstlich herum. Und wenn man versucht, sie mit dem Kescher herauszufischen, wird es noch schlimmer, denn die Tiere bekommen Panik und tauchen ab." Das weiß auch die Feuerwehr, die nach Auskunft von Stadtsprecher Michael Klarner nur selten zur Küken-Rettung gerufen wird und kaum Möglichkeiten besitzt, etwas für die Vögel zu tun.

Wirklich Abhilfe schaffen kann nur der Betreiber, der nach Auskunft von Klarner bereits vor Monaten im städtischen Naturschutzbeirat aufgefordert wurde, eine Lösung zu finden. Von Uniper hieß es gestern, es handele sich um ein zeitlich begrenztes Problem. Der Sog entstehe nur während einiger Stunden am Tag, wenn die Turbinen bei Bedarf Strom für die Bahn produzierten.