Hagsbronn
Kühe vor der Kamera

24.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:14 Uhr

"Live aus dem Kuhstall" der Familie Scheuerlein in Hagsbronn dreht das Team des Bayerischen Fernsehens – vor allem das in ganz Bayern einmalige automatische Fütterungssystem hat es Reporterin Uschi Schmidt angetan. - Foto: Leykamm

Hagsbronn (HK) Viel Arbeit mit der Beleuchtung hat das Team des Bayerischen Fernsehens im neuen, automatisierten Kuhstall der Familie Scheuerlein in Hagsbronn nicht. Denn hier sorgen 14 Strahler für eine angenehme Tageslichtatmosphäre. "Damit die Kühe nicht depressiv werden", lässt Uschi Schmidt als Reporterin vor Ort in ihre Moderation einfließen.

Entsprechend nervös sind die Scheuerleins, denn schief gehen sollte natürlich nichts – einen zweiten Versuch gibt es nicht. Die knapp 80 Kühe bleiben von der Szenerie unbeeindruckt und kauen in stoischer Ruhe ihr Futter. Serviert wird es ihnen über ein Förderband, das in einigen Metern Höhe an einer den ganzen Stall durchziehenden Führungsschiene befestigt ist. Sie ist auch der Hauptgrund, warum das Bayerische Fernsehen sich den familiären Betrieb in Hagsbronn für eine Live-Schaltung ausgesucht hat.
 

Denn "mit dieser Art eines automatischen Fütterungssystems sind wir in ganz Bayern einzigartig", sagt Judith Scheuerlein, während sie ihr noch nicht einmal zwei Monate altes Töchterlein Katharina mitten im Stall im Arm wiegt. Im Laufe der Vorbereitungen zu dem Dreh hat die Kleine das Geschehen noch aufmerksam verfolgt. Doch als die Kamera läuft, ist sie eingeschlafen, lächelt aber noch zufrieden weiter. Das kann sie auch.

Denn der Stress im Haus und am Hof Scheuerlein hat sich erst einmal verabschiedet. Zwei Jahre lang war die Familie mit Hausbau beschäftigt, ein weiteres Jahr mit dem Neubau des automatisierten Kuhstalls. Kein leichter Schritt, denn um ihn zu wagen, musste die Familie eine Million Euro in die Hand nehmen. Doch der immer größere Arbeitsaufwand mit dem lieben Milchvieh habe keine andere Wahl gelassen, sagt Judiths Ehegatte Christian Scheuerlein am Dreh. Die betriebliche Situation vor den Baumaßnahmen hätte nicht ein Leben lang durchgehalten werden können.

Und so setzten die Scheuerleins auf die Trumpfkarte "Technik", um durch möglichst viel Automatisierung möglichst viel Arbeitskraft einzusparen. Waren im alten Stall zwei Personen täglich bis zu fünf Stunden alleine mit dem Melken beschäftigt, so ist es heute für eine einzige Person machbar, in drei Stunden die Kühe zu erleichtern. Der Melkroboter macht’s möglich. Er steht mittlerweile aber schon in vielen fränkischen Ställen. Die automatische Fütterung über Förderband ist aber bislang eine absolute Ausnahmeerscheinung.

Beim Dreh des Fernsehteams wird das System von Christians Mutter Walli Scheuerlein in Gang gesetzt. Während das dank Technik perfekt abgestimmte Futter den Kühen vom Band vor die Mäuler prasselt, lässt sich BR-Reporterin Uschi Schmidt am "Bauernhof der Zukunft" für die Zuschauer genau erklären, was passiert. Das Kamerateam folgt konzentriert der Fahrt der Schiene.

Auch Katharinas größere Geschwister zeigen vollen Einsatz: die vierjährige Hanna-Lena und ihr halb so alter Bruder Jonathan geben den Kühen Futter – aber noch mit den Händen. Sind die beiden älter, werden auch sie die Automatik im Stall zu schätzen wissen.

Das tut auch Christians Vater, Franz Scheuerlein. Was die Technik anbelangt, "bin ich sehr modern und zeitgemäß eingestellt," sagt er in Uschi Schmidts Mikrofon. Die Arbeitserleichterung bringe mehr Freizeit mit sich und man könne sich nun auch mal einen Kurzurlaub leisten. Sein Sohn Christian und dessen Frau Judith wissen aber die Arbeitskraft seiner Eltern zu schätzen, auf die man trotz aller Automatisierung immer noch angewiesen sei. "Zu tun gibt es hier noch genügend", sagt Scheuerlein junior.

Doch die Entlastung durch die Technik ist für alle befreiend. So bleibt den jungen Eltern auch mehr Zeit für die Kinder und Vater Christian kann sein zweites berufliches Standbein stärken: Er ist Geschäftsführer der Trocknungsgenossenschaft Windsbach. Ihr ist eine Futtermittelfirma angegliedert, die auf regionale Mischungen setzt und so aufgrund des Dioxinskandals gerade einen richtigen Boom erlebt.

Und um die knapp 80 Jungrinder, die nun im alten Stall der Scheuerleins untergebracht sind, muss man sich ja auch noch kümmern. Und dann gibt es Ereignisse, bei denen keine Automatik helfen kann. Beim Kalben etwa. Wäre das Fernsehteam einen Tag früher angereist, hätte es eine solche tierische Geburt mit der Kamera verfolgen können. Doch auch so sind Uschi Schmidt und ihre Leute ebenso zufrieden wie die Scheuerleins, als sie den Mitschnitt nach der halbstündigen "Frankenschau aktuell" noch einmal gemeinsam im Ü-Wagen ansehen.