stadtgeflüster
Kühe in der Sauna und anderswo

15.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:25 Uhr

(rl) Sie steht schon in den Startlöchern und blickt von ihrer saftig grünen, sonnenbeschienenen Wiese aus treudoof drein - die "Mitarbeiterin des Monats" eines bekannten Ingolstädter Eissalons, der sich gerade für die anstehende Saison der Schleckermäuler rüstet.

Viele italienische Eissalons in der Schanz haben selbstredend längst geöffnet und eine ganze Reihe erster frühlingshafter Sonnentage ausgenutzt, bis der "Eismacher" in der Donaustraße die Stühle rausstellt und die Eismaschine für sein Gourmeteis anwirft.

Wir erinnern uns sonnigen Gemüts an bereits fast sommerhafte Tage in diesem Jahr. Denn angesichts des derzeit überaus unwirtlichen, nasskalten Wetters fängt mancher Zeitgenosse beim Gedanken an ein Eis im Freien an zu frösteln. Zur Beruhigung: Im vergangenen Jahr war es nicht anders. Da hat das Institut für Meteorologie und Klimaforschung am 16. März eine Wetterwarnung herausgegeben und "ungewöhnliche Kälte und Schneefälle in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas" angekündigt. Aber das Wetter im vergangenen Jahr war ja sowieso, sagen wir mal, etwas speziell. Die Trockenheit und Hitzewelle, die uns im Sommer plagte, war sicher auch für die eingangs erwähnte "Mitarbeiterin des Monats" und ihre Kolleginnen eine Tortur. Dass die "regionale Biomilch", von eben jener tierischen Mitarbeiterin produziert, in dieser Zeit sicher ein wenig spärlicher geflossen ist, haben wir dem Eis aber nicht angemerkt.

Wenn uns in nasskalten Tagen wie diesen nach Wärme zumute ist, gäbe es da durchaus eine Möglichkeit: Sauna. Wer in der glücklichen Lage ist, Mitglied eines Fitness-Studios zu sein, darf sich in vielen Studios nach dem Training auf einen entspannenden Saunagang freuen. In einem bekannten, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände untergebrachten Fitnesstempel, in dem durchaus namhafte Schanzer ihre Muskeln stählen, wurde der Wellnessbereich kürzlich modernisiert. Verschiedene Saunen, ein Dampfbad und Infrarotkabinen stehen hier zum Aufwärmen zur Verfügung. Das Beste aber: In der Bio-Sauna glotzen die Saunagänger seit dem Umbau drei auf einer saftig grünen Weide stehende Kühe an. Wer kein Mitglied ist und sich selbst davon ein Bild machen möchte, hat diesen Sonntag beim Tag der offenen Tür Gelegenheit dazu.

Welche psychologische Wirkung das Fleckvieh-Bild in der Sauna haben soll, erschließt sich nicht sofort. In der Traumdeutung wird die Kuh mit Begriffen wie Häuslichkeit und Geborgenheit assoziiert. Sollen die Kühe in der Sauna also bewirken, dass wir uns im Studio fühlen wie zu Hause - was in einer Sauna freilich durchaus zu peinlichen Situationen führen könnte.

Auch der Anblick der "Mitarbeiterin des Monats" vor dem Eissalon vermittelt Geborgenheit. Eine Sauna braucht sie sicher nicht. Die heißen Tage werden noch kommen. Vielleicht schon bald. An diesem Sonntag soll's wettertechnisch bergauf gehen - zumindest für einen Tag.