Altmannstein
Kuchlbauer schluckt Schlossbrauerei Sandersdorf

Neuer Eigentümer Leonhard Salleck will dort Biobier brauen - Mehr Jobs geplant - Gebäude soll Kunstwerk werden

05.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr
Die Schlossbrauerei im Altmannsteiner Ortsteil Sandersdorf wechselt den Eigentümer. Ab dem kommenden Jahr will der Abensberger Bräu Leonhard Salleck hier Biobier produzieren. −Foto: Ehrlich

Sandersdorf/Abensberg (rat) Die Abensberger Brauerei Kuchlbauer hat die Schlossbrauerei Sandersdorf gekauft. In dem Altmannsteiner Ortsteil will der neue Eigentümer Leonhard Salleck, der Erbauer des Abensberger Hundertwasserturms, künftig Biobier brauen. Die derzeit noch fünf Mitarbeiter sollen ihre Arbeitsplätze behalten, es ist sogar die Schaffung neuer Jobs möglich.

Wie Salleck auf Anfrage des DONAUKURIER mitteilt, erfolgt am 1. Januar die Übergabe der Schlüssel, den Kaufpreis müsse er bereits am 28. Dezember überweisen. Über dessen Höhe wurde zwischen den Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Der bisherige Eigentümer ist nach Auskunft von Altmannsteins Bürgermeister Norbert Hummel (CSU) der Altmannsteiner Geschäftsmann Günter Seifert. Ihm gehört auch die derzeit leerstehende Gaststätte Rabenstein in Riedenburg. Die Schlossbrauerei Sandersdorf war gestern während der Geschäftszeit nicht telefonisch erreichbar. Die Webseite der Firma ist abgeschaltet.

Hummel bestätigt den Verkauf. "Ich bin froh, dass ein Investor da ist, der die Brauerei in die Zukunft führt." Es hätte ja auch eine andere Brauerei den Betrieb übernehmen und dann bald dichtmachen können, sagt der Bürgermeister. Doch nun sei er erleichtert, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Salleck habe ihm erste Ideen für den weiteren Betrieb der Braustätte bereits erläutert.

Tatsächlich hat der Abensberger Bräu ein klares Konzept, wie er die Schlossbrauerei künftig zu führen gedenkt. Zuletzt seien hier jährlich nur noch etwa 7500 Hektoliter Bier gebraut worden, berichtet Salleck. In Spitzenzeiten habe der Ausstoß der Schlossbrauerei bei rund 20000 Hektolitern gelegen.

Salleck will in Sandersdorf ausschließlich Biobier und BioLimonade produzieren. Wenn die Bio-Produkte an einer eigenen Produktionsstätte hergestellt werden, dann sei das authentischer, erläutert der 75-Jährige. Trotz seines Alters hat der Geschäftsmann, zu dessen Firmenimperium auch die Brauerei in Schierling zählt, nach eigenen Worten "Lust auf dieses Projekt". Die Abensberger Brauerei habe er vor drei Jahren an seinen 26-jährigen Sohn Jacob Horsch übergeben, berichtet Salleck. In Sandersdorf könne er künftig wieder ausschließlich seine eigenen Vorstellungen umsetzen.

Seinen Antrieb, die Schiene Biobier in Zukunft offensiv zu fahren, bezieht der "überzeugte Naturmensch" Salleck auch aus dem Insektensterben. Man müsse dringend etwas für die Rettung der Umwelt tun und das Biobier sei hier ein möglicher Weg. Salleck schwärmt von der "herrlichen Landschaft", in die sich seine künftige Brauerei einschmiegt. Er lobt auch die verkehrsgünstige Lage direkt an der Bundesstraße 299.

Beides will der Geschäftsmann nutzen. Der Erbauer des Abensberger Hundertwasserturms und Gründer eines Kunsthauses will die Braustätte in ein begehbares Kunstwerk verwandeln. Dazu habe er bereits seinen Architekten, den von Hundertwasser inspirierten Peter Pelikan, engagiert. Salleck ist begeistert von der "schönen Gliederung des Baukörpers", der aus den Jahren 1946 und 1956 stammt. Er werde das Gebäude farbig gestalten, kündigt der Investor an. "Es wird auf der Bundesstraße niemand mehr einfach daran vorbeifahren."

Salleck will zudem eine spezielle Führung durch die Brauerei konzipieren, die sich dem Themenkomplex Bier-Umwelt-Bio widmet. Mit dem gleichen Schema sei er auch in Abensberg erfolgreich. Rund 100000 Besucher würden dort jährlich durch die Brauerei geführt - und dafür sogar Eintritt bezahlen.

Bereits Anfang nächsten Jahres will der Bräu auf dem 9300 Quadratmeter großen Gelände in Sandersdorf das erste Biobier sieden, natürlich ausschließlich mit ökologisch angebautem Getreide und Hopfen. Neun Sorten sollen hergestellt werden. Sogar der Titel Sandersdorfer Bier soll beibehalten werden. Die Brauerei habe zuletzt noch 20 Wirte im Umkreis beliefert. Die will Salleck schleunigst persönlich aufsuchen. "Denn die Konkurrenz schläft nicht", wie er weiß.

Möglich werde die Investition in der Marktgemeinde Altmannstein durch den steigenden Ausstoß in Abensberg, den die Brauerei Kuchlbauer gegen den deutschlandweiten Trend schaffen würde. Dass er mit seinem Biobier den Wettbewerb mit den auf Biobier spezialisierten Brauhäusern in Riedenburg und Neumarkt verschärft, glaubt Salleck nicht. Er verweist auf Marktanalysen, wonach das Volumen für Biobier bei mehreren Millionen Hektolitern liege. Angesichts dieser Rahmenbedingungen geht der Bräu davon aus, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze in Sandersdorf schnell erhöhen dürfte.

Der Abensberger will in der Schlossbrauerei übrigens kein Craftbier produzieren. "Ich braue bayerisches Bier, das in Sachen Genuss und Nahrungsmittel das beste auf der Welt ist."

Die Schlossbrauerei Sandersdorf war im April 1995 von Margarete Baronin de Bassus an die Firma Endriss & Mueller GmbH & Co KG verkauft worden. Damals wurden das Schloss und die seit dem Jahr 1550 damit verbundene Brautradition getrennt. Nach dem überraschenden Tod des Diplombraumeisters Endriss im Jahr 1998 führte Mueller die Firma zunächst weiter. Doch im Jahr 2000 war die Brauerei schließlich an Seifert weiterverkauft worden.