Krupp: "John Tripp erhält eine Chance"

27.10.2006 | Stand 03.12.2020, 7:24 Uhr

Ingolstadt (DK) Erstmals als alleinverantwortlicher Eishockey-Bundestrainer stattete Uwe Krupp Ingolstadt einen Besuch ab. Der 41-jährige Kölner, der als Verteidiger 810 NHL-Spiele bestritt und mit den Colorado Avalanche 1996 als bisher einziger Deutscher die Meisterschaft in der Nordamerikanischen Profiliga gewann, beobachtete bei der Partie des ERC Ingolstadt gegen die Frankfurt Lions seine Nationalspieler vor dem Deutschland Cup.

Herr Krupp, wie hat Ihnen das Spiel gefallen?

Uwe Krupp: Das Niveau lag so in der Mitte, aber für die Zuschauer war es natürlich schön. Einige Tore durften allerdings so nicht fallen. Dass Ingolstadt nach dem zweiten Drittel 2:4 zurücklag, hat mich schon überrascht.

 

Sie haben also auf den ERC gesetzt?

Krupp: Auf alle Fälle. Ich hätte nicht gedacht, dass Frankfurt so stark aufkommen könnte, auch wenn Michael Hackert natürlich ein ganz gevifter Stürmer ist, was er mit seinen zwei Toren wieder bewiesen hat. Er ist eine Kanone. Aber am Ende hat Ingolstadt das Spiel ja doch noch gedreht.

 

Wenn Sie ein Spiel beobachten, begutachten Sie natürlich Ihre Nationalspieler. Wem galt denn in Ingolstadt Ihr besonderes Interesse?

Krupp: Meine Standardauskunft lautet da: Jedem, der einen deutschen Pass hat. Aber im Ernst: Ingolstadt hat mit seinen deutschen Spielern sehr auf sich aufmerksam gemacht. Da gibt es etliche Kandidaten. Zu allererst natürlich Michael Bakos und Yannic Seidenberg. Außerdem wird auch John Tripp beim Deutschland-Cup eine Chance erhalten. Wir wollen sehen, welche Rolle er im Team einnehmen kann. Er ist der einzige Neuling in unserem Kader.

 

Sie haben Seidenberg bereits genannt. Wie sehen Sie seine Entwicklung. Beim ERC entpuppt er sich derzeit ja als Torjäger?

Krupp: Das überrascht mich nicht. Er hat sich ja auch in die Nationalmannschaft reingespielt. Yannic ist sehr dynamisch und willensstark. Jetzt hat er sich auch in der Hierarchie im Ingolstädter Team verbessert.

 

Wen haben Sie noch auf dem Spickzettel?

Krupp: Ich wollte auch die jungen Spieler wie Christoph Melischko und Christoph Höhenleitner sehen. Da habe ich von Ron Kennedy viel Positives gehört. Sie haben sich durchaus empfohlen. Aber ich habe auch großen Respekt vor Björn Barta. Er hängt sich immer wieder rein und ist schon eine Stufe weiter.

 

Ihr Besuch hat ihn offenbar beflügelt, er hat ja sogar zwei Tore erzielt.

Krupp: Das kann aber nicht an mir liegen, denn ich sage den Spielern nicht, dass ich sie beobachte. Ich fliege lieber unter dem Radar.

 

Wie sehen Sie denn insgesamt die DEL in dieser Saison?

Krupp: Ich habe jetzt 14 Spiele gesehen und finde das Niveau recht gut. Für mich ist wichtig, dass mit hohem Tempo gespielt wird, und dass das Umschalten von Abwehr auf Angriff schnell klappt. Daran müssen wir arbeiten.

 

Sie pendeln ja wie einst Jürgen Klinsmann zwischen den USA und Deutschland. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Trainern in der DEL?

Krupp: Das klappt bei uns reibungslos. Es besteht ja auch kein Interessenskonflikt zwischen uns. Darum geben mir die Trainer ihre Informationen ganz offen, und umgekehrt bin auch ich offen zu ihnen.

 

Ihnen ist mit dem deutschen Team auf Anhieb die Rückkehr in die A-Gruppe der Weltmeisterschaft geglückt. Was erwarten Sie von den nächsten Titelkämpfen im Mai 2007?

Krupp: Das wird keine einfache WM, vor allem mental sind wir gefordert. Wir müssen uns ein realistisches Ziel stecken, und das kann nur der Klassenerhalt sein. Weiter schaue ich jetzt nicht, auch wenn wir natürlich wieder einmal unter die ersten Acht kommen wollen. Die Verletzung von Sascha Goc in der Verteidigung trifft uns aber sehr hart. Er war unser bester Mann im Team, das muss man klar sagen. Und wir wissen noch nicht, wer uns im Mai aus der NHL verstärken kann.