Deutschland scheidet heute Abend bei der Fußball-WM aus. Durch eine Niederlage gegen Schweden. Welch eine Schmach. Echt jetzt?
Natürlich muss erst mal gespielt werden. Natürlich ist Deutschland in diesem Spiel Favorit. Und natürlich ist es möglich, dass der (noch) amtierende Weltmeister bereits nach der Gruppenphase die Heimreise antreten muss. Deshalb lieben wir den Fußball: weil keiner weiß, wie's ausgeht.
Was indes zurzeit in sozialen Netzwerken und durchaus auch in einigen seriösen Medien über die deutsche Elf geschrieben wird, was Ex-Nationalspieler und "Experten" vom Schlage eines Mario Basler, Uli Stein oder Stefan Effenberg so von sich zu geben belieben, ist an Arroganz, Eitelkeit und Selbstgefälligkeit kaum zu überbieten.
Richtig ist: Das Team von Bundestrainer Joachim Löw hat zuletzt einige schlechte Vorbereitungsspiele bestritten und im ersten WM-Spiel gegen Mexiko ganz schwach agiert. Kritik ist also absolut gerechtfertigt. Wobei gerne unterschlagen wird, dass der Gegner technisch, taktisch und kämpferisch stark gespielt hat. Und dass andere WM-Favoriten - man denke nur an Spanien gegen den Iran - ebenfalls ihre liebe Müh und Not hatten und teilweise nur mit viel Glück eine Niederlage vermeiden konnten. Übrigens, um Enttäuschungen vorzubeugen: Auch die Schweden können dem Vernehmen nach Fußball spielen.
Die Häme, die derzeit über die deutsche Mannschaft in der Heimat ausgeschüttet wird, hat offenbar mit zwei Dingen zu tun: mit mangelndem Respekt vor dem Gegner; und mit jenem offenbar zutiefst deutschen Hang zur Selbstzerfleischung. Heute jedenfalls, wenn's drauf ankommt, haben Manuel Neuer, Thomas Müller und Co. jede Unterstützung verdient. Wenn es nicht klappt, ist Zeit genug, Ursachenforschung zu betreiben und Konsequenzen zu ziehen. Doch immer bleibt der Trost: Dass amtierende Weltmeister früh ausscheiden, ist mittlerweile fast schon eine Tradition. Vor allem aber: Auch wenn die Fifa uns anderes glauben machen will - es ist wirklich nur ein Spiel.
