München
Kritik an Preis für Chemiefirma

23.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

München/Marktredwitz (DK) Angemessene Ehrung oder Fehlentscheidung? Der bayerische Exportpreis im Bereich Dienstleistung ging heuer an die Cfm Oskar Tropitzsch GmbH aus Marktredwitz in Oberfranken. Das klingt eigentlich ganz unverfänglich.

Doch bei der Abkürzung Cfm könnte man hellhörig werden: Die drei Buchstaben und der komplette Name "Chemische Fabrik Marktredwitz" sind seit 1985 Synonyme für einen riesigen Umweltskandal. Ein Cfm-Geschäftsführer damals wie heute: Oskar Tropitzsch.

56 000 Tonnen hochgradig mit Quecksilber belastete Bausubstanz und Böden der Fabrik mussten gereinigt werden, Menschen Tiere und Umwelt waren gefährdet. Erst 1997 wurde das dekontaminierte Gelände an die Stadt Marktredwitz übergeben. "Was muss ein Unternehmer eigentlich anstellen, um von der CSU-Regierung als nicht mehr preiswürdig eingestuft zu werden", fragt der Grünen-Politiker Christian Magerl, Vorsitzender des Umweltausschusses im Landtag, nach der Preisverleihung durch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).

"Das war der Ministerin nicht bekannt", erklärte ein Ministeriumssprecher auf Nachfrage zur Vorgeschichte der Firma. "Eine externe Jury aus Wirtschaftsexperten" habe die Preisträger ermittelt. Zudem würdige der Preis die aktuellen Erfolge der Cfm bei Krebsmedikamenten. "Bayerische Unternehmen stehen für Qualität und stärken mit ihren Produkten und Dienstleistungen den Ruf Bayerns im Ausland." So begründete Aigner Ende November die Preisvergabe an Oskar Tropitzsch und Cfm. Aber gilt das, obwohl 1985 laut Wikipedia bei Cfm "einer der größten Umweltskandale Deutschlands und Europas aufgedeckt" wurde? Wie die Firma das sieht - auf der Cfm-Historie im Internet findet sich kein Wort zum Umweltskandal - konnten wir nicht in Erfahrung bringen: Der zugesicherte Rückruf stand am Freitagabend noch aus.