Hilpoltstein/Rückersdorf - Die ersten Hochrechnungen laufen über den Bildschirm: zwölf Prozent für die FDP. Kristine Lütke, die sich mit Familie, Freunden und Parteikollegen im Hinterzimmer eines edlen Rückersdorfer Hotels zur Wahlparty getroffen hat, formt zunächst ein ungläubiges "Oh" mit dem Mund. Nur Sekunden später breitet sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie klatscht begeistert in die Hände. Jubel brandet auf. Die 39-jährige Pflegeunternehmerin ist sich sicher: Sie wird über die Liste in den nächsten Bundestag einziehen.
Erst vor fünf Jahren ist Kristine Lütke aus Nürnberg, die in Schwanstetten aufgewachsen ist, in die FDP eingetreten. "Und jetzt komme ich als Quereinsteigerin in diese aufregende Position. Dafür bin ich sehr dankbar." Als ihre Aufgabe sieht sie nun, die Interessen ihres Wahlkreises Roth und Nürnberger Land zu vertreten. Für die Bürgerinnen und Bürger sei es vorteilhaft, dass sie nun eine weitere Ansprechpartnerin hätten, denn es gebe viele drängende Themen: vom demografischen Wandel über die Digitalisierung bis hin zum Klimawandel.
Auf Bundesebene will sie vor allem mit ihrem Wissen in der Pflegepolitik und der Bildung punkten. Sie sei aber auch offen für andere Themen. "Ich bin wie ein Schwamm und kann schnell Wissen aufsaugen. Das ist meinen Stärke."
Stärken hat sie wohl noch mehr, zumindest formuliert dies Daniela Rißmann, die stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende im Nürnberger Land entsprechend: "Sie ist offen, freundlich, fleißig und fachkompetent. Wir können uns keine bessere Vertretung in Berlin vorstellen als Kristine Lütke." Darin pflichtet ihr der Kreisvorsitzende Markus Lüling bei: "Wir hatten eine hervorragende Kandidatin und werden eine gute Bundestagsabgeordnete haben."
Auch wenn es als Sensation gelten darf, dass der Wahlkreis in dieser Legislaturperiode aller Voraussicht nach mit insgesamt drei Abgeordneten vertreten sein wird, so richtig überrascht war Kristine Lütke über ihren eigenen Erfolg nicht. Schon vor Tagen hatte sie verkündet, ihr Bahnticket für den Sprinter am Montagmorgen um 6 Uhr bereits in der Tasche zu haben. Und auch ihr Köfferchen hatte sie am Wahlabend schon gepackt. Denn an diesem Montag trifft sich die Fraktion in Berlin, am Dienstag tagt die Landesgruppe in München, und am Mittwoch will Lütke wieder nach Berlin eilen, um "am Bootcamp der FDP" teilzunehmen. "Hier lernt man alles, was man braucht - von der IT bis zur Frage, wie man Mitarbeiter für das Wahlbüro einstellt", erklärt sie. Erst am Freitag wird sie wieder nach Hause fahren. Ein erster Vorgeschmack darauf, was in den kommenden vier Jahren auf sie wartet.
"Aber genau darauf freue ich mich am meisten, auf die Aufgaben, die vor mir liegen. Jetzt kann ich mich dort einbringen, wo die Entscheidungen getroffen werden und in der Politik Verantwortung tragen."
Hinzu kommt, dass sie damit rechnen kann, dass die FDP sogar Regierungsverantwortung übernimmt - natürlich je nachdem, wie die Koalitionsverhandlungen ausfallen. "Ich glaube aber nicht, dass es eine Regierung ohne die FDP geben wird", zeigt sich die Liberale überzeugt.
Ihre Nachfolge in ihrem beruflichen Umfeld - die studierte Gerontologin führte bisher ein privates Pflegeheim in Lauf an der Pegnitz - hat sie auch schon geregelt. Dieses legt sie nun in die Hände von zwei erfahrenen Mitarbeiterinnen, die gemeinsam die Leitung übernehmen. "Die freuen sich nun auch auf ihre neue Tätigkeit."
Einer, der sich ebenfalls freut, ist Uwe Lütke: "Ich bin sehr stolz auf meine Tochter", sagte er. "Das ist eine Bestätigung ihrer Zielstrebigkeit, ihres Willens und ihrer klaren gedanklichen Ausrichtung. Ich bin glücklich, dass ich das erleben darf."
HK
Monika Meyer
