Zuchering
Krippenbauer aus Passion

07.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:57 Uhr

In acht verschiedenen Stationen zeigt die Passionskrippe von Emil Schreiter die Ereignisse der Karwoche. Vom Jesu Einzug nach Jerusalem über Abendmahl und Kreuzigung bis zur Auferstehung erzählt das Werk, das in der Kirche St. Blasius in Zuchering ausgestellt ist. - Foto: Rössle

Zuchering (DK) In der Pfarrkirche St. Blasius lässt sich in diesen Tagen ein besonderes Kunstwerk bewundern: eine sogenannte Passions- oder Fastenkrippe. Gebaut hat sie der leidenschaftliche Krippenbauer Emil Schreiter.

Irgendwann reichte es Angela Schreiter. "Wenn ihr meinem Mann nochmal eine Krippe zum Geburtstag schenkt, schmeiß ich ihn raus", drohte sie der Verwandtschaft. Da kam ihrer Tochter die Idee: Emil Schreiter bekam einfach eine gebackene Krippe. "Die habe ich dann aufgegessen, und meine Frau konnte sich nicht beschweren, dass wieder ein Teil mehr herumsteht", erzählt der 67-jährige Zucheringer lachend.

Diese Episode soll jedoch keinesfalls ein etwas angespanntes Verhältnis zwischen den Eheleuten suggerieren. Im Gegenteil: "Ich stehe voll hinter Emils Hobby, sonst würde das auch gar nicht funktionieren", sagt Angela. Der Rentner ist seit rund 40 Jahren passionierter Krippenbauer. Sein aktuelles Projekt allerdings bedeutet auch für ihn Neuland. Zum ersten Mal wagte sich Schreiter an eine sogenannte Fasten- oder Passionskrippe. Diese auch "ernste Krippen" genannten Kunstwerke sind besonders in Tirol, Italien und Spanien verbreitet. In Deutschland kennt man Passionskrippen seit dem 19. Jahrhundert vor allem in der Oberpfalz und in Oberbayern.

"Die Fastenkrippe zeigt die Ereignisse der Karwoche zwischen Palmsonntag und Ostern, vom Einzug Jesu nach Jerusalem über das letzte Abendmahl bis hin zu Jesu Auferstehung. Erst vor kurzem hatte ich das Glück, die passenden Figuren einem Bekannten abkaufen zu können", erzählt Schreiter. An deren Größe orientieren sich dann die Ausmaße der gesamten Krippe. "Die Grundmaterialien sind Styropor und eine Art Pappmaché. Dann fertige ich exakt nach meinen Skizzen", erläutert der ehemalige Großhandelskaufmann die Entstehung des Modells. Nach fünf Wochen detailverliebter Arbeit und unzähligen Arbeitsstunden war Schreiters erste Passionskrippe fertig.

Noch bis Ostern ist das Werk nun in der Pfarrkirche St. Blasius in Zuchering zu bestaunen. Es zeigt in acht verschiedenen Stationen den Leidensweg Jesu. "Ich habe zufällig den Pfarrer Adolf Rossipal getroffen und ihm von der Krippe erzählt. Er schlug dann vor, sie in der Kirche auszustellen", erzählt Schreiter.

Im Haus der Eheleute wäre wohl auch kein Platz mehr gewesen. In Emils "Krippenzimmer" lagern tausende Figuren und dutzende Krippen aus allen nur erdenklichen Materialien, Formen, Farben, Größen, Kulturkreisen und Epochen. Im Keller und vor dem Haus hortet Schreiter die Rohmaterialien: Holz, Wurzeln, Moos, Flechten und vieles mehr.

Wie viele Figuren er genau besitzt, kann der Rentner nicht sagen. "Ich werde demnächst anfangen, meine Sammlung zu katalogisieren", hat er sich aber vorgenommen. Außergewöhnliche Stücke sind Krippenfiguren mit Indianerschmuck, die der 67-Jährige von einer Kalifornien-Reise mitbrachte. Auch eine schwarze Maria und ein schwarzer Josef mit Jesuskind zählt Schreiter zu seinen Schätzen. "Die sind in der afro-amerikanischen Kultur das entsprechende Gegenstück zu unseren weißen Figuren", erklärt er. Seine ältesten Figuren stammen aus dem Pustertal in Südtirol. "Die sind bestimmt 150 Jahre alt", schätzt Schreiter.

Mit seiner Leidenschaft hat er längst auch seine Enkelkinder angesteckt. Bilder und Basteleien als Geschenke machen den stolzen Großvater glücklich. Trotz vier Jahrzehnten Krippenbau hegt Emil Schreiter noch einen großen Traum. "Ich würde gerne einmal zur Adventszeit nach Neapel reisen. Die Stadt ist berühmt für ihre zahlreichen Krippen, sogar in den Hausfluren stehen welche", sagt er mit leuchtenden Augen. Zu seinem 60. Geburtstag bekam er bereits einen finanziellen Grundstock geschenkt. Über eine Reise nach Kampanien würde sich Angela Schreiter wohl auch kaum beschweren.

Die Passionskrippe kann täglich von 8.30 bis 17 Uhr, samstags von 8.30 bis 18.30 Uhr besichtigt werden.