Schrobenhausen
Krippen und Figuren aus aller Welt

Josef Golling stellt in der Adventszeit bis Heilige Drei Könige im Pflegschloss aus

26.11.2021 | Stand 01.12.2021, 3:49 Uhr
Nicht nur internationale Exemplare zeigt die Krippen-Ausstellung von Josef Golling, sondern auch Motive aus seiner Geburtsstadt Schrobenhausen, wie etwa die Bartengasse mit dem Gefängnisturm. −Foto: Budke

Schrobenhausen - Es sind Momentaufnahmen in Miniatur, die ab dem kommenden Wochenende bis Heilige Drei Könige das Pflegschloss verzaubern: Der gebürtige Schrobenhausener Josef Golling stellt seine Krippen aus, die so liebevoll gestaltet sind, dass dem Betrachter ganz warm ums Herz und vielleicht manche Erinnerung wach wird, denn es gibt auch Schrobenhausener Schauplätze zu sehen.

"Ich habe Krippenfiguren aus der ganzen Welt", sagt Josef Golling, "aus Indien, Südamerika oder Afrika." Am vergangenen Dienstag war er noch dabei, die Ausstellung aufzubauen. Einige der Krippen und Zubehörteile sind im Pflegschloss eingelagert, Figuren und manches andere hebt er in seiner Wohnung in München auf. Golling bückt sich zu den vielen kleinen und großen Holzkisten, die darauf warten, ausgepackt zu werden und macht eine nach der anderen auf. Dass er 85 Jahre alt ist, merkt man ihm angesichts der Beweglichkeit nicht an. Er freut sich, als er gefunden hat, wonach er gesucht hat: "Die Schafe habe ich gemacht." Bestimmt 20 kleine Tiere liegen im Holzkästchen, fein säuberlich mit putzigem Gesicht, geschnitzt aus Lindenholz: "Das ist weich und hat nur wenig Maserung", erklärt der gelernte Schreiner. Ein bis zwei Stunden hat er für ein Schaf gebraucht. Viele der Krippenfiguren aus aller Welt hat er auf der Handwerksmesse in München gekauft: "Die werden in einer Vitrine aufgebaut", so hat er das geplant für die Ausstellung im Pflegschloss.

Die Besonderheiten einertschechischen Krippe

Gleich hinter der Kasse geht es in den Raum, in dem die weihnachtlichen Szenerien nachgebaut sind. So vielfältig die einzelnen Krippenfiguren sind, genauso vielfältig wird die gesamte Ausstellung sein: Da gibt es eine sehr minimalistische Krippe mit Figuren aus Russland, für die Golling ein Haus und einen Baum gebaut hat: "Ich finde, das ist ganz nett - die Kinder sind immer recht begeistert", sagt er. Darunter steht eine alte tschechische Krippe und auf der anderen Seite die besonderen "Grulich-Krippen". Die Figuren stammen aus Grulich, dem heutigen Králíky. "Das ist eine kleine Stadt in Tschechien im Riesengebirge, nah an der polnischen Grenze", erklärt Golling. Auch die Gebäude sind alt, die Landschaften hat er dazu gebaut, manches repariert oder ergänzt. Figuren und Zubehör hat er zumeist auf Flohmärkten zusammengekauft und die Krippen daraus arrangiert: In der für Grulich typischen Art mit dem Aufbau auf einem nach hinten ansteigenden Berg. Die Häuser haben manchmal kleine Türmchen und alles ist schön farbig. Die Figuren bilden das Leben ab: Handwerker, Kaminkehrer, Musiker, Jäger, sogar ein Hirsch. Und die Schafe sind anders als die, die Golling geschnitzt hat: "Ganz typisch", sagt er, "vor allem die Ohren, die werden seitlich in den Kopf gesteckt".

Schrobenhausen imMiniaturformat

Besonders interessant dürften für die Schrobenhausener die Krippen sein, die Szenen aus ihrer Stadt zeigen: Das obere und untere Stadttor, maßstabsgetreu. Oder die Bürgerturm-Krippe, die man von vorn und hinten anschauen kann. Oder ein Blick in die Bartengasse, auf den Gefängnisturm und das Haus von Schreiner Wismath, in dem Golling aufgewachsen ist. Alles ist so liebevoll detailliert gestaltet, die Farben wirken so originalgetreu und die Figuren verleihen der Momentaufnahme Leben - als ob dort Kinder spielen würden und jemand hätte nur kurz den Pause-Knopf gedrückt. Überhaupt wird, wer sich ein bisschen Zeit nimmt für die Szenerien, viele schöne Details entdecken: Geschnitzte Palmenstämme, orientalisch anmutende Gebäude neben einem kleinen Holzstall, der schon 50 Jahre alt ist und bei dem man das Gefühl hat, man könnte vor dem Stall in Bethlehem stehen. Oder von Gollings Frau Waltraud handgefertigte Kleidung, prächtig verziert mit goldener Bordüre oder ganz schlicht als Strickjacke.

Ein Gespräch mit demAusstellungsmacher

Auch wenn Golling lachend sagt, dass einige der Ausstellungsstücke "Faulenzer-Krippen", seien ("Die braucht man nur hinstellen und wieder wegräumen"), hatte er in den zwei Wochen vor dem ersten Advent doch einiges zu tun, denn auch an den Krippen in den Kästen muss die Beleuchtung stimmen und die Scheiben müssen geputzt sein. Das macht er alles selbst, das Aufbauen und Arrangieren für die Ausstellung im Pflegschloss. Und er wird gern über die Krippen erzählen: "Freitag ist keine Eröffnung, man kann ja niemanden einladen", sagt er. Ab Samstag ist zu den Öffnungszeiten des Pflegschlosses auf "Und ich werde wohl meistens selber hier sein", so Golling.

Geöffnet ist das Pflegschloss mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr. Derzeit gilt für einen Besuch die 2G-plus-Regel. Die Krippen-Ausstellung ist ab dem 27. November bis zum 6. Januar 2022 aufgebaut.

SZ