Krieger mit Schwert entdeckt

27.04.2007 | Stand 03.12.2020, 6:48 Uhr

Pförring (DK) Viele neue Erkenntnisse über den geschichtlichen Reichtum von Pförring gewinnen derzeit Archäologen auf der Trasse der Erdgaspipeline von Forchheim nach Irsching. Spektakulär ist ein Reihengräberfeld aus dem sechsten Jahrhundert mit dem gut erhaltenen Skelett eines Schwertträgers.

Schnell haben sich die Funde, darunter auch die Reste eines bisher unbekannten römischen Erdkastells, herumgesprochen. Und so schauen immer wieder interessierte Pförringer den Mitarbeitern der Grabungsfirmen über die Schulter, wie sie mit Spaten, Kelle und Pinsel freilegen, was der Lössboden über die Jahrhunderte überdeckt und konserviert hat.

Am Donnerstagvormittag marschierte ganz spontan die Klasse 4c der Volksschule Pförring zur Grabungsstelle zu Füßen des Römerkastells. Eva Seefried hatte das Foto eines freigelegten Skeletts zum Unterricht mitgebracht und damit ein großes Hallo unter ihren Mitschülern ausgelöst. Lehrerin Barbara Endreß nutzte das erwachte Geschichtsinteresse für einen Unterrichtsgang mit ihrer Klasse. Am Freitag tat es ihnen eine sechste Klasse gleich.

Was waren das für Leute, woran sind sie gestorben, wie alte waren sie, waren es Männer oder Frauen, und woran erkennt man das? Fragen über Fragen prasselten auf Friedrich Loré ein. Der Chef der Grabungsfirma Adilo verzichtete auf seine Brotzeitpause und antwortete geduldig, dass es sich bei dem Reihengräberfeld wohl um den Friedhof eines nahe gelegenen Dorfes handelt, das man aber noch nicht gefunden habe.

Die Menschen des späten sechsten Jahrhunderts haben laut Loré in dieser fruchtbaren Gegend als Bauern gelebt. An den Überresten der Tracht erkenne man, dass es sich um Franken gehandelt habe. Das Geschlecht lasse sich am Körperbau der 1,60 bis 1,70 Meter großen Menschen erkennen und an den Grabbeigaben: bei Frauen Schmuck, bei den Männern Waffen. Oft seien die Gräber aber "antik beraubt" gewesen, erklärte Loré und zeigte die Folgen am Skelett einer Frau. Im Brustbereich, wo einst der Schmuck lag, fehlen die Rippen – und die Arme liegen da, wo sie nicht hingehören.

Ein besonderer Glücksfall ist es deshalb für die Archäologen, dass das Grab eines so genannten Saxträgers unversehrt gefunden wurde. Eines Mannes, der mit seinem eisernen Schwert – einem so genannten Sax – bestattet wurde. Die Kinder konnten den Krieger freilich nur als Zeichnung bewundern: Wie alle Funde musste er sofort geborgen werden, um ihn vor Raubgräbern zu schützen.

Westlich und östlich des Reihengräberfriedhofs trafen die Archäologen auf römische Zeugnisse. Südlich des Kastells Celeusum wurde der Unterbau einer Römerstraße freigelegt. Die spannendste Entdeckung liegt für Jürgen Haberstroh, den Leiter des Amts für Denkmalpflege in Ingolstadt, weiter östlich. Dort wurde ein Graben freigelegt, der wohl zu einem bisher unbekannten früheren Kastell gehörte.

Am Montag, 30. April, finden öffentliche Führungen auf der Grabungsfläche an der B 299 unterhalb des Römerkastells im Norden von Pförring statt. Grabungsleiterin Alexandra Gram und Hans Strobl erläutern um 15 und um 17 Uhr die Funde und ihre Bedeutung.