Nein - wer mich kennt, der weiß genau: Ich neige keinesfalls zu Superlativen, sondern eher zu nüchternen Betrachtungsweisen.
Nun gut, wir leben in der besten und schönsten Stadt der Welt, die Willibaldsburg ist die schönste und beste Willibaldsburg auf dem gesamten Erdball, und der Schlossleutnant erst. . . aber lassen wir das.
Wie schon erwähnt, ich übe mich meist in Bescheidenheit und hab's nicht so mit überschwänglichen Lobeshymnen - aber in diesem Fall muss es einfach raus: Irre! Phänomenal! Außerirdisch! Ganz großes Kino! Wahnsinn! Kenner der Materie ahnen freilich schon, worauf ich anspiele: auf den Aufstieg der ehedem "dümmsten Kreuzung Deutschlands" zur "allerbesten Kreuzung der gesamten nördlichen Hemisphäre" - und der südlichen gleich noch mit dazu. Chapeau, liebe Eisenbahner!
Hach, ich kann mich gar nicht mehr trennen von meinem neuen Lieblingsplatz an der Schlagbrücke. Einfach superb, wie es gelungen ist, so viele bunte Lamperl auf solch engem Raum unterzubringen. Gerade nächtens entfaltet sich hier ein spektakuläres Farbenspiel, angesichts dessen feuriger Pracht jeder Diskothekenbesitzer grün vor Neid werden dürfte. Da spielt es natürlich auch keine Rolle mehr, nicht genau einordnen zu können, welches Lichtsignal zu was gehört - einfach nur andächtig innehalten, betrachten, bestaunen.
Das ist selbstverständlich noch längst nicht alles. Ich sage nur: doppelte Linksabbiegerbeziehung. Ein Begriff, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Weiß zwar kein Mensch, was das bedeutet, aber ich tippe darauf, dass hier gewissermaßen auch der emotionale Aspekt von den Planern nicht außer Acht gelassen wurde. Die erste Kreuzung, die Menschen bewusst zusammenführt. Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal die erste Schlagbrücken-Hochzeit: "Liebling, hier haben wir uns zum ersten Mal berührt. . . "
Auch sonst hat meine neue Lieblingskreuzung jede Menge Spiel, Spaß und Spannung und allerlei Eigentümlichkeiten zu bieten, sodass nun neugierige Verkehrsexperten aus aller Welt nach Eichstätt pilgern und sich hier die Schranke in die Hand geben werden. Und erst für Fahrlehrer, die ihren Schülern endlich mal so richtig was bieten wollen, ist die neue Kreuzung das reinste Paradies. Stundenlang können sie hier ihre Bahnen ziehen, ohne zu wissen, wo sie am Ende rauskommen. Das verspricht Heiterkeit und Abenteuer.
Ja, ja - unser lebens- und liebenswertes Eichstätt kann nun dank der weisen Planer mit einer neuen Attraktion aufwarten: Hier wird der Begriff Kreuzung - "Stelle, wo sich zwei oder mehrere Straßen treffen" - neu definiert. Weltweite Bewunderung ist uns wieder einmal gewiss.
Noch ein Wort zu Dir, lieber Gröbel Gunter: Leg' Dir halt eine Isetta zu, dann klappt's auch mit der schmaleren Zufahrt.
Pfüat Gott, Euer
Schlossleutnant
Lorenz Krach
