Neuburg
Kreuz und Kugel kehren auf die Hofkirche zurück

30.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:54 Uhr

Schöne Aussicht für Bürgermeister Heinz Enghuber und die Führung des staatlichen Bauamtes. Im Hintergrund sind die Donauschleife, Schilchermühle und Stadtteile Bittenbrunn und Laisacker zu sehen.

Neuburg (r) "Hebt‘s an". Fünf kräftige Spengler ziehen an der goldglänzenden Kugel der Neuburger Hofkirche. Auf Umwegen klappt das Manöver in 60 Meter Höhe: Gestern erhielt der markanteste Kirchturm der Altstadt seine Kugel und gleich darauf das spanische Kreuz zurück.

Den symbolischen Akt auf der Turmspitze hat das staatliche Bauamt Ingolstadt mit geladenen Gästen zelebriert. OB Bernhard Gmehling, Bürgermeister Heinz Enghuber, etliche Stadträte, Handwerker, Pfarreimitglieder, Administrator Anton Sprenzel, Baudirektor Lutz Mandel, Harald Löhnert, Referentin Marianne Gremmelspacher und Zaungäste schauen zu, wie Spenglermeister Norbert Heinzlmeier im Kirchenraum die Kupferkassette verlötet.

Euromünzen, Tageszeitungen, Datendokumente des Bauamts, eine Urkunde, ein Heft des Kindergartens St. Peter und die Bistumszeitung steckt der Spengler aus Schrobenhausen in die Hülse. Ein Portrait seines Familienbetriebes gibt er dazu, außen prangt das Spenglerwappen.

Stadtpfarrer Vitus Wengert segnet Kreuz und Kugel. "Die Handwerker haben hervorragend gearbeitet", sagt der Dekan, "und wir hoffen, dass alles bis zum Schluss unfallfrei läuft". Die Komplettierung der 60 Meter hohen Turmspitze zeigt den Endspurt der Hofkirchensanierung an. Bereits am morgigen Freitag montiert Gerüstbauer Andreas Obermeier mit seinem Trupp die obersten Etagen ab.

In den kommenden Wochen fällt dann das Gerüst Zug um Zug. Spengler, Steinmetz und Maler geben das Tempo vor. "Im Oktober soll alles komplett fertig sein", beschreibt Marianne Gremmelspacher den Zeitplan. Dann sind 2,8 Millionen Euro verbaut. 90 Prozent davon übernimmt der Freistaat Bayern, den Rest die Pfarrei.

Die Kugel – 1,10 Meter im Durchmesser und von Kirchenmaler Dörfler mit 0,1 Millimeter Blattgold überzogen – fährt im Aufzug nach oben. Die letzten Meter sind Handarbeit. Droben klicken Kameras bei 32 Grad Sommerhitze. Alle schwärmen vom phantastischen Rundblick auf Neuburg. Höher als auf der Hofkirche geht es in der Altstadt nicht.

Stadtpfarrer Vitus Wengert lässt es sich nicht nehmen, Krone, Kugel und Kreuz auf der Spitze ein letztes Mal zu berühren: "Da kommen wir wohl nie mehr im Leben hinauf". Als junger Geistlicher hatte Wengert 1971 seinen Dienst in Neuburg angetreten. Da lief gerade die letzte Hofkirchensanierung. Steinmetz Michael Scherbaum war damals dabei, als beim Hochziehen der restaurierten Kugel das Seil riss. Das Prachtstück krachte auf das Pflaster der Hofkirche. Notdürftig geflickt kam sie nach oben – ohne Dokumente oder anderen Inhalt.

Den Riss von damals und alte Einschusslöcher verlötete Spengler Heinzlmeier perfekt. Die alte Kugel schaut aus wie neu. Beim spanischen Kreuz – knapp 100 Kilo schweres Kupfer mit Eisen im Inneren – müssen die Arbeiter ein letztes Mal schwitzen, bis es sicher sitzt – und zwar ohne Verschraubung. Vermutlich stammt das Kreuz aus der Erbauungszeit. 1618 war die Hofkirche von vier Bischöfen geweiht worden.

Steinmetz Scherbaum hatte den schwersten Job: Er brachte bis zu 300 Kilo schwere Steinquader nach oben, um der Laterne wieder ein festes Fundament zu geben. Deren schlechter Zustand und der lange Winter verzögerten die Fertigstellung um ein Jahr.