Kreistagsfraktionen fordern Erhalt des Bringsystems

01.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:18 Uhr

Die Papiertonnen brachten heuer Bewegung in die Mülldiskussion. Plötzlich standen die blauen Behälter vor der Haustür.

Schrobenhausen (oh) Die im Kreistag vertretenen Fraktionen haben kurz vor dem Jahreswechsel in einer vom Bund Naturschutz (BN) Neuburg-Schrobenhausen veröffentlichten Pressemitteilung auf die Befragungsaktion des Landratsamts (siehe eigenen Bericht) reagiert.

Die Grünen-Kreisräte sprechen sich laut Mitteilung dafür aus, das Bringsystem, das sich ihrer Meinung nach grundsätzlich bewährt hat, beizubehalten. Allerdings müssten die Einsparungen, die durch erhebliche Eigenleistungen der Bürger entstehen, diesen auch in angemessener Höhe zugute kommen. Der gelbe Sack sei keine Alternative, heißt es weiter.

Die Landkreis-SPD will die Abfallwirtschaft bürgerfreundlicher gestalten, aber am Grundprinzip des jetzigen Systems festhalten. "Unser Abfallsystem verlangt zwar den Bürgern einige Mühen ab, ist aber das umweltfreundlichste, weil rohstoffschonendste", so Vize-Landrat Michael Kettner.

Grundsätzlich, so Anton Krammer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, müsse die Vermeidung von Abfall vor dessen Verwertung und Beseitigung kommen. "Es darf langfristig nur noch das hergestellt werden, was wieder verwendet oder der Natur ohne Schaden zurückgegeben werden kann."

Und: Selbst bei Einführung des gelben Sacks, der lediglich für Materialien mit dem Grünen Punkt benutzt werden darf, müssten die anderen Wertstoffe weiterhin zum Recyclinghof gebracht werden, so Krammer. Deshalb lehne die SPD den gelben Sack ebenso ab wie der Bund Naturschutz.

Auch der Sprecher der Kreistagsfraktion der Freien Wähler, Hans Scholz, bestätigt die ökologischen Vorteile des Wertstoffhofsystems. Er erhofft sich durch die Umfrage eine klare Auskunft über die Bürgermeinung. Diese wurde seiner Meinung nach bislang nicht in ausreichendem Maße gehört. Die 10 000 Fragebögen und die weiteren Befragungen seien eine gute Basis. "Der Kreistag hat das System ausgewählt, und wir haben gute Erfolge damit erzielt, weil wir sehr niedrige Restmüllmengen haben." Deshalb seien die FW der Meinung, das System könne sich sehen lassen, "aber wir wollen den Wünschen der Bürger näher kommen", so Scholz.

Die CSU-Fraktion behält sich laut Meinung ihres Sprechers, Neuburgs OB Bernhard Gmehling, eine abschließende Stellungnahme zu einer etwaigen Veränderung des Müllsystems solange vor, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Insbesondere die Kosten für den Verbraucher müssten feststehen. Mehr Bürgerfreundlichkeit in der Abfallwirtschaft sei grundsätzlich das Ziel der CSU. Er hätte in den vergangenen Wochen auf verschiedenen Wertstoffhöfen beobachtet, dass das Personal schon jetzt auf die Bürger zugeht und beim Sortieren hilft, so Gmehling.

"Ob die derzeit vom Landkreis angestrengte Fragebogenaktion tatsächlich ein repräsentatives Ergebnis zeigen wird, bleibt abzuwarten, jedenfalls sollten die Fragebögen von den Bürgern offen und ohne Vorbehalte ausgefüllt werden." Die CSU-Fraktion tendiere insgesamt eher dazu, das bisherige Müllsystem beizubehalten. Insbesondere dann, wenn ein Holsystems zu höheren Gebühren für die Bürger führen würde, heißt es weiter.

Der BN-Kreisvorsitzende Günter Krell appelliert an die Bürger, den vom Landratsamt versandten Fragebogen sorgfältig auszufüllen und zu bedenken, was die Abschaffung des "ökologisch sinnvollen Abfallwirtschaftssystems" bedeuten würde. "Die zentrale Frage nach der Zufriedenheit kann guten Gewissens mit Ja beantwortet werden", so Krell zum Bringsystem. Der BN ist weiter der Meinung, dass einem Holsystem zahlreiche Wertstoffhöfe und damit auch Arbeitsplätze zum Opfer fallen würden.

Am Freitag, 9. Januar, lädt der BN-Kreisverband zu einem Informationsabend. Auch die Kreistagsfraktionen sind aufgerufen, ihre Positionen zu erläutern. Beginn ist um 19.30 Uhr im Café Central in Neuburg.