Neuburg
Kreisräte stimmen für grünes "Notdach"

Ableitung des Oberflächenwassers an der neuen Paul-Winter-Schule ringt Landkreis einen Kompromiss ab

06.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Neuburg (kpf) Flachdachfreunde dürften sich im Bau- und Vergabeausschuss des Kreistages wohl kaum finden, denn die erfahrenen Kreisräte kennen die kostenintensiven Schwächen von derlei Konstruktionen. Dessen ungeachtet stimmten die Ausschussmitglieder gestern für flachgeneigte Gründächer an der neuen Paul-Winter-Schule am Kreuter Weg.

Damit gehorchten die Kreispolitiker mehr der Not als dem eigenen Triebe, denn "wir haben da ein Riesenentwässerungsproblem", hatte Landkreisingenieur Markus Laumer zuvor erklärt.

Das Problem stellt sich wie folgt dar: Auf dem 40 000 Quadratmeter großen Schulgelände kann das Regenwasser wegen der geologischen Gegebenheiten nicht versickert werden. Die Stadt Neuburg will aber keinen unmittelbaren Anschluss an ihr Kanalsystem. Das ist wohl durch die Industriebetriebe an Ort und Stelle bereits ausgelastet. Deshalb darf der Kreis maximal fünf Liter Regenwasser pro Sekunde und Hektar in den städtischen Kanal abgeben. Die Lösung, nach der die Planer gesucht haben, heißt deshalb Gründach. Es soll eine Neigung von 2,5 Prozent haben, mit einem Substrat bedeckt und bepflanzt werden. Davon verspricht man sich eine entsprechende Rückhaltefunktion. Das Wasser wird also langsamer ans Kanalnetz abgegeben, zum Teil sogar ganz gespeichert. Ein Regenrückhaltebecken mit 1600 Kubikmetern Fassungsvermögen soll weiter dazu beitragen, den Kanal nicht zu überlasten. Über längere Zeit stehendes Wasser muss aber vermieden werden, um keine Stechmückenzucht in Gang zu setzen.

Reinhardt Reißner (CSU) gab sich als "Freund von Satteldächern" zu erkennen. Als ehemaligem Lehrer der derzeitigen Paul-Winter-Realschule sind ihm die Wasserschäden in der Turnhalle noch gut in Erinnerung. "Ich bin kein Freund von Flachdachlösungen, kann mich zur Not aber für ein Gründach erwärmen", sagte Fraktionskollege Matthias Enghuber.

Die Begeisterung für ein Dach mit Blümchen und Gräsern hielt sich trotz abschließender Zustimmung in Grenzen. Bei einer angenommenen Lebensdauer von etwa 40 Jahren muss das Gründach einmal im Jahr begangen und von Pionierpflanzen wie Birken befreit werden. Nach dem Prinzip Hoffnung gehen die Mandatsträger davon aus, dass es auch dicht sein wird. Da aber Kontrolle bekanntlich besser ist, als blindes Vertrauen ins Material, wird von den Planern der Einbau eines Systems empfohlen, das Leckagen orten kann.

Über eine größere Dimensionierung des Kanals, um konventionelle Dachformen errichten und die Entwässerungsproblematik befriedigender in den Griff zu bekommen, wurde nicht diskutiert. Der liegt im Zuständigkeitsbereich der Stadt, und von Seiten der im Gremium vertretenen Stadträte kamen keine Signale in diese Richtung.

In Schrobenhausen geht es am Staatlichen Gymnasium mit dem Erweiterungsbau für Fachräume weiter. "Momentan wird die Bodenplatte erstellt", berichtete Markus Laumer. Sollte der Winter ein Einsehen mit dem Landkreis haben und sich von der milden Seite zeigen, könnte bereits im Mai Richtfest sein und im September anno 2018 steht dann der Bezug der Räume an.

Eine weitere Schulbaustelle befindet sich in Neuburg. FOS, BOS und Wirtschaftsschule erhalten eine neue Turnhalle und weitere Schulräume. Mitte November beginnen laut Markus Laumer die Baumeisterarbeiten, und voraussichtlich im November oder Dezember 2018 stehen Turnhalle und Schulräume den Jugendlichen zur Verfügung.