Kreischende Sägen und kraftvolle Schnitte

13.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:26 Uhr

 

Hilpoltstein/Roth (HK) Beim forstlichen Wettbewerb zeigen künftige Landwirte an der Rother Lände ihr Können beim Fällen von Bäumen, beim präzisen Schneiden und bei der Wiederaufforstung.

Die Motorsäge heult auf und schnarrend zieht die Kette ihre waagrechte Bahn in den Stamm. Nur knapp acht Zentimeter weit, dann nimmt der Azubi Alex Lämmermann die Säge auch schon wieder heraus und setzt im 45-Grad-Winkel von oben an, bis ein kleiner Keil aus dem Stamm fällt. "Das ist der Kerbschnitt, er bestimmt wohin der Baum fällt", erklärt Prüfer Rainer Koopmann. "Achtung!", schreit Alex jetzt und setzt zum Trennschnitt an. Die Kette gräbt sich langsam ihren Weg Richtung Kerbe, bis der Baum unter lautem Krachen stürzt – stürzen würde, den der Teststamm ist kaum einen Meter hoch.

Beim forstlichen Wettbewerb sollen die angehenden Landwirte, die meist zu Hause auch ein Stück Wald besitzen, beweisen, wie gut sie beim Holzmachen sind.

So wie Bernd Nerreter, der seinem Kollegen Martin Böhner beim Kombinationsschnitt zusieht. Langsam zieht der seine Motorsäge von unten bis zur Mitte des liegenden Stammes, setzt dann von oben an und trennt die Scheibe ab. Optimal wäre ein hundertprozentig übereinander liegender Schnitt, bei dem kaum Versatz entsteht. Die jungen Männer arbeiten gut, nur wenige Millimeter bleiben stehen. "Eigentlich ist das gar nicht so schwer, man braucht halt Übung und Technik." Nerreter stört etwas anderes: Ich finde es unsinnig, wenn die Zeit gestoppt wird, die ist einfach zu kurz zum Schneiden."

Diese Argument will Prüfer Stefan Sturmweiß aber nicht so stehen lassen. Wenn draußen im Wald gearbeitet wird, muss es auch schnell gehen", sagt er. "Klar sind das oft nur ein paar Minuten pro Stamm, aber das summiert sich."

Vier Mädchen sind dieses Jahr dabei, doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Doch sie machen es nicht schlechter, ganz im Gegenteil. "Sie gleichen mangelnde Kraft locker durch die bessere Technik aus", sagt Sturmweiß. "Beim Fällen knien sie sich direkt neben den Baum, lehnen sich an und schieben die Säge mit wenig Kraft in den Stamm." Die Jungs würden dagegen immer einen halben Meter weit wegstehen, in gebückter Haltung schneiden. "Das kostet unendlich Kraft und es ist oft bei weitem nicht so genau."

Vorteil durch Technik

Doch gute Technik allein hilft nicht immer: Sabine Funk müht sich gerade sichtlich mit einem Hohlspaten, mit dem sie einen kleinen Erdkeil aus der Erde hebeln soll. Die einen Wettbewerber springen mit beiden Beinen auf den Spaten, die anderen rütteln. Sabine Funk tritt mit dem rechten Fuß nach, bis das Metall weit genug im Boden ist. Der Rest geht flott von der Hand: Sie setzt die jungen Pflanze genau bis zum so genannten Pflanzrand in den Boden, richtet sie aus, schiebt den Erdkeil wieder rein und tritt fest.

Bei der letzten Station, dem Präzisionsschnitt, geht es nur noch darum, im rechten Winkel eine möglichst gleichmäßig dicke Scheibe abzuschneiden. Mit zwei kleinen Widrigkeiten: die Kettensägen darf nicht von oben angesetzt werden, sondern der Stamm wird leicht über der Mitte durchstochen und die Scheibe nach unten abgesägt. Und hier heißt es aufpassen, denn es muss bis zum Stammende geschnitten werden, der Boden darf aber nicht berührt werden.

Nach rund zweieinhalb Stunden haben die jungen Azubis alle vier Stationen hinter sich, müssen nur noch warten, bis die Prüfer die Punkte zusammenzählen. Auch Sabine Funk atmet auf. "Auch wir haben zu Hause einen Wald und ich muss mit raus", sagte sie und verschnauft. "Aber da mache ich meistens die etwas leichteren Arbeiten."