Neuburg
Kreis macht Kompostwerk zur Salzhalle

11.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:10 Uhr

Der Herr der Halle: Franz Josef Simon steht in der Kompostierungsanlage, die seit sieben Jahren ausgedient hat. In den nächsten Monaten will er das 65 Meter lange Gebäude umrüsten und den Betonboden herausnehmen lassen. 4500 Tonnen Salz passen ins Haus. - Foto: r

Neuburg (r) Streusalz soll nie mehr ausgehen: Der Landkreis plant ein Großlager für 4500 Tonnen. Dazu verwandelt er das stillgelegte Kompostwerk der Abfallkreisbetriebe in eine geeignete Lagerstätte. "Das ist ein echter Wurf", kommentiert Landrat Roland Weigert die Idee von Werkleiter Franz Josef Simon.

Der Plan überzeugt auch die Bürgermeister und Kreispolitiker aller Fraktionen. Weil der Kreisbauhof seine marode Salzhalle ohnehin erneuern müsste, könne man einen Teil der dafür vorgesehenen 450 000 Euro einsparen. Statt bisher 1000 Tonnen Salz könne man am Sehensander Weg in Neuburg 4500 Tonnen einlagern.
 

Der Kreis kauft im großen Stil für die Gemeinden mit ein, die sich finanziell beteiligen und ihr Salz bei Bedarf abholen. "Das ist eine einmalige Chance", findet Kreisrat Benno Baur (FW). "Ein hervorragender Synergieeffekt, der uns von der Industrie weniger abhängig macht", sagt Landrat Weigert dazu. Das Hallenthema sei bereits ein erster positiver Effekt der Verlegung des Bauhofes in die Verantwortlichkeit der Kreisbetriebe.

Neuburgs OB Bernhard Gmehling begrüßt die Umnutzung der leeren Halle, sieht aber keinen Zusammenhang mit dem Bauhof. "Das ist ein simpler Sachverhalt, der mit der Umstrukturierung nichts zu tun hat", urteilt der CSU-Sprecher. Die Halle gehöre dem Landkreis und könne so oder so genutzt werden.

In der Tat hat Franz Josef Simon die Idee erst entwickelt, seit er für den Bauhof zuständig ist. "Vorher habe ich mich gar nicht damit befasst", gibt der Werkleiter zu. Er freue sich, dass die ausgediente Halle wieder eine Verwendung findet. Radlader und Lkw-Waage seien vorhanden, mit 200 000 Euro müsse man die Umrüstung der 65 auf 20 Meter langen Halle hinbekommen. Simon will sofort ans Werk gehen.

Die Kompostierungshalle gilt als Groschengrab des Landkreises. Für zehn Millionen Mark – samt Grunderwerb und Zusatzanlagen – gebaut, weihten sie die Kreispolitiker 1995 mit dem damaligen Umweltminister Thomas Goppel ein. Die Abfälle aus der grünen Biotonne sollten dort zu Kompost vergären.

Doch bald stellte sich heraus, dass die Betonkammern den aggressiven Sickersäften nicht standhielten. Außerdem kamen Abtransport und Fremdkompostierung billiger. 2004 stellten die Kreisbetriebe die Nutzung ein. Ein geplanter Umbau zur Biogasanlage kam nie zustande.